Plusvisionen

DAX // In der Tiefe steigen die Chancen

Es geht abwärts an den Börsen. Mal wieder. Und natürlich werden sich einige Tagesgeldliebhaber bestätigt sehen, sehr sogar. Der DAX rauscht in die Tiefe. Vom Hoch aus gerechnet summiert sich das Minus schon auf rund 1.000 Punkte oder 10 Prozent. Verluste! Verlust sind so ziemlich das Letzte, was ein deutscher Anleger machen möchte. Verluste tun weh, sie peinigen mitunter körperlich und sie bleiben im Gedächtnis haften, viel stärker als Gewinne, was vermutlich mit dem Schmerz zu tun hat. Also versucht der deutsche Anleger Schmerzen zu vermeiden, wobei doch Börsenaltmeister André Kostolany dereinst philosophiert hat, dass Börsengewinne immer auch Schmerzensgeld seien, erst käme der Schmerz, dann das Geld. Doch wer will so etwas hören, wenn vor seinen Depotpositionen dunkelrot leuten.

So wird Sicherheit Trumpf. Sicher ist sicher. Da kann man nichts verkehrt machen, heißt es. My Sparbüchse is my Castle. Mögliche langfristige Chancen werden mit diesem Denken leicht ausgeblendet. Ja, ja langfristig … in the long run we are all dead, langfristig sind wir alle tot, sagte schon der große Ökonom und Aktienkenner John Maynard Keynes. Doch Keynes wurde als Aktienanleger zum Multimillionär (er ruinierte sich auch mehrfach fast) und zum Schatzmeister des King’s Colleges in Cambridge.

An der Börse ist es für die allermeisten nicht sinnvoll kurzfristig zu denken und zu handeln. Allein auf den täglichen Nachrichtenstrom aus Wirtschafts- und Unternehmensmeldungen, hier ein Gerücht, da eine Spekulation, dort eine Zahl, noch eine Prognose, eine Warnung, Jubelmeldungen vernebelt leicht den Blick auf das Wesentlichen.

Viele Nachrichten sind für die Entwicklung auf dem Globus natürlich wichtig, aber es gibt die ganz großen Trends, die oft von diesem nervösen Rauschen überdeckt werden. Dabei kaufen wir alle täglich Waren und Dienstleistungen, die auch von börsennotierten Unternehmen herstellt und angeboten werden. Die Weltbevölkerung wird in den nächsten Jahren weiter wachsen und entsprechend mehr konsumieren. In den Schwellenländern wächst eine immer breitere Mittelschicht heran, die mehr Produkte nachfragt, oft auch umweltbewusster agiert, die gesünder leben will und mehr Energie verbraucht. Unternehmen und Erfindergeist werden diesen Bedarf zu stillen wissen. Daran gilt es sich zu beteiligen – wer will. Kapital zur Verfügung zu stellen, um Innovationen voranzutreiben. Das mit Risiken verbunden, ohne Zweifel. Boom-and-Bust-Zyklen gab es immer wieder in der Geschichte: die Eisenbahnblase, der Radioboom, PC, Biotech und zuletzt die Internet-Bubble. Aktienkurse gerieten ins Rutschen, Unternehmen verschwanden, aber die Technologien blieben.

Es ist seltsam, doch im Gegensatz zu unseren sonstigen Gepflogenheiten, dann zu kaufen, wenn etwas günstig ist, scheint dieser Grundsatz an der Börse auf den Kopf gestellt. Dort interessieren sich dann besonders viele für Aktien, wenn die Preise besonders hoch sind. Die Hausse nährt die Hausse, logisch, die Vielen treiben die Kurse nach oben, was Nachahmer (Neider?) anzieht. Die Kurse stiegen so lange weiter, so lange sich nur genügend Dumme fänden, die bereit seien, noch mehr für eine Aktie zu zahlen, orakelte Kostolany. Irgendwann gehen die Dummen aus, dann geht es bergab. So wohl auf dem Weg nach oben als auch nach unten gilt der Satz von Keynes: „Der Markt kann sich länger irrational verhalten, als man selbst zahlungsfähig bleibt.“

Und der Privatanleger, sollte er resignieren angesichts dieser Unberechenbarkeit und doch besser Euro für Euro in die Sparbüchse stecken? Ich finde, nein. Besser ist es kontinuierlich, mit einer gewissen Streuung in Unternehmen zu investieren, deren Geschäftsmodell man halbwegs nachvollziehen. Dann sind Schwankungen wie aktuell eher Chancen. Wer sich nicht lange mit Analysen auseinandersetzen will und kann, könnte dabei zu börsengehandelten Indexfonds (ETFs) auf gängige Indizes greifen.

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Bildquelle: Marvin Siefke / pixelio.de

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