Plusvisionen

Billiges Öl // Schmiermittel für die Weltwirtschaft

Wird Öl zum Retter der Weltwirtschaft? Bereits drei mal hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr schon nach unten genommen. Zuletzt auf 3,3 Prozent für 2014. Vor allem in der Eurozone und in Japan geht es nur im Kriechgang mit plus 0,8 Prozent beziehungsweise plus 0,9 Prozent voran. Die Prognosen wurden um 0,3 Prozentpunkte beziehungsweise 0,7 Prozentpunkte nach unten genommen. Da kommt der Rückgang des Ölpreises sehr gelegen. Die Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostet zuletzt im Tief gut 75 Dollar das Fass (Barrel / 159 Liter), im Juni waren es noch 100 Dollar. Der Rückgang um 25 Prozent könnte der Weltwirtschaft ein Plus von 0,5 Prozentpunkten bescheren. Die Faustformel lautet: Sinkt der Ölpreis um 10 Prozent, bedeutet das einen Anstieg des globalen Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozentpunkte, ungefähr.

Das hängt vor allem damit zusammen, dass gewaltige Geldmittel frei werden, die sonst für den Öleinkauf benötigt werden. Die Welt produziert derzeit etwa 90 Millionen Barrel pro Tag. Auf das Jahr gerechnet entspräche das einem Wert von 3,29 Billionen Dollar bei einem Kurs von 100 Dollar pro Barrel. Bei Preisen von 75 Dollar würde jedoch nur eine Rechnung von nur 2,46 Billionen Dollar fällig. Die Erdölimporteure wie die Eurozone oder Japan könnten so gut 800 Milliarden Dollar beim Einkauf sparen. Geld, das für andere Dinge – zum Konsumieren – zur Verfügung steht.

Aber wird es bei dem günstigen Ölpreisen bleiben? Zurzeit gibt es wohl ein Überangebot an Öl, war vor allem mit dem Fracking in den USA zusammenhängt. Schon bald könnten die Vereinigten Staaten wieder so viel Öl produzieren wie Russland oder Saudi Arabien. Die Saudis sahen sich sogar zuletzt genötigt ihre Preise für US-Kunden zu senken. Das Kalkül dahinter: Sinkt der Ölpreise noch weiter, dann lohnt es sich zwar noch das Öl aus den Feldern unter der Wüste zu pumpen, doch das Fracking aus dem Schiefergestein wird unrentabel. Ab Preisen von um die 70 Dollar könnten in den USA schon wieder Förderunternehmen und Explorationsfirmen aus dem Fracking-Geschäft aussteigen. Dann könnten die Preise wieder ansteigen. Allerdings nur, wenn auch die Nachfrage anzieht.

Dagegen spricht, dass Fahrzeuge, Kraftwerke und Heizungen immer sparsamer werden und die Weltwirtschaft so gar nicht boomt. So gesehen könnte eher ein Peak-Oil-Price eintreten als Peak-Oil, also eher ein Preis-Gipfel als ein Produktionsgipfel.

Für die Finanzmärkte muss ein günstiger Ölpreis nicht unbedingt nur Positives bedeuten. Ein nicht unwesentlicher Teil der Hochzinsanleihen bezieht sich auf den Energiemarkt. Sinkt der Ölpreise weiter, könnte es hier zu Verwerfungen kommen mit entsprechend unangenehmen Folgen für so manchen Hedgefonds.

Bildquelle: Shell

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