Plusvisionen

Friedrich Vorwerk-IPO // Börsengang im Sweet Spot

Friedrich Vorwerk könne alles, hieß es auf einem von Montega organisierten Round Table (8. März) zu dem sehr wahrscheinlich noch im März stattfinden Börsengang des Infrastruktur-Spezialisten [Nachtrag vom 16. März 2021 – Einhorn mit viel Energie – hier]. Der Anbieter von Lösungen für Strom-, Erdgas- und Wasserstoff-Netze strebt in den regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse.

Tatsächlich kann Vorwerk mit heute mehr als 1.300 Mitarbeitern über eine mehr als 60-jährige Erfahrung beim Aufbau von Energieinfrastrukturen vorweisen. Das galt bislang für Erdgas- und Stromleitungen, künftig dürften große Aufträge zur Errichtung eines Wasserstoff-Backbones dazukommen. Vorwerk deckt mit seinen Dienstleistungen die gesamte Wertschöpfungskette ab und liefert sozusagen schlüsselfertig, was in dieser Form wohl kein anderer Anbieter in Europa leistet. Kunden sind nahezu alle großen Energieversorger.

Friedrich Vorwerk sitze im Sweet Spot, sagt Vorwerk-CEO Torben Kleinfeldt, was sich auch am Auftragsbestand ablesen lässt: Ende Dezember 2020 stand ein Rekordwert von 307 Millionen Euro in den Büchern, wovon sieben Prozent oder 21 Millionen Euro auf Clean Hydrogen Segment, 73 Prozent auf das Natural Gas Segment, 13 Prozent auf das Electricity Segment und sieben Prozent auf Adjacent Opportunities entfielen.

An den erdverlegten Stromautobahnen Südlink, Südostlink und Korridor A-Nord sowie einer Reihe von geplanten Wasserstoff-Elektrolyseur-Anlagen und -Pipelines ist Vorwerk dran. Die Umsätze sollen deshalb in den kommenden drei bis fünf Jahren auf mehr als 500 Millionen Euro – aktuell 291 Millionen Euro – und in den nächsten sieben bis zehn Jahren auf mehr als eine Milliarde Euro klettern.

Dabei wird es wahrscheinlich zu spürbaren Umsatzverschiebungen weg vom Erdgas – 74 Prozent Umsatzanteil 2020 – kommen: Deutlich wachsen werden die Erlöse aus Strom- und Wasserstoffnetzen. Langfristig soll die Hälfte des Umsatzes von Vorwerk aus dem Wasserstoff-Bereich kommen.

Hauptwachstumstreiber ist die Energiewende in Europa: Deutsche Betreiber wollen in den nächsten zehn Jahren 61 Milliarden Euro in Stromnetze investieren und die europäische Wasserstoffstrategie hat ein geplantes Investitionsvolumen von mehr als 430 Milliarden Euro bis 2030.

Aus dem Börsengang strebt Friedrich Vorwerk einen Bruttoemissionserlös von 90 Millionen Euro an. Zu rund drei Vierteln soll das Geld für organisches Wachstum in den Segmenten Strom und Wasserstoff investiert werden. Darüber hinaus könnte das Unternehmen sich auch kleiner Zukäufe von Wasserstoff-Spezialisten oder den Erwerb von Know-how im Bereich Horizontalbohrung (bei der Verlegung von Seekabeln) vorstellen.

Das geplante Angebot wird aus neu ausgegebenen Aktien einer Kapitalerhöhung sowie aus bestehenden Aktien der Altaktionäre (MBB 66,67 Prozent, Torben Kleinfeldts ALX 33,33 Prozent, Gründer-Witwe Irene Vorwerk hält 10,07 Prozent an der Tochter-KG) bestehen, um einen angestrebten Streubesitz von rund 45 Prozent zu erreichen.

Von 2014 bis 2020 ist Vorwerk im Schnitt jährlich um 22 Prozent gewachsen. Zuletzt lag die Betriebsgewinn-Marge (Ebit) bei sehr schönen 16 Prozent; alle Segmente liefern derzeit zweistellige Ebit-Margen. Aufgrund der besonderen Marktstellung und der hohen Markteintrittsbarrieren (Vorwerk hält 50 Zertifikate und unterschiedliche Akkreditierungen) soll dieses hohe Niveau auch bei größeren Aufträgen gehalten werden.

Abschreibungen betrugen weniger als vier Prozent des Umsatzes, die Cash-Conversion lag bei 65 Prozent im Jahr 2020 und die Eigenkapitalquote bei immerhin 36 Prozent.

Vorwerk ist eine reizvolle Neuemission, deren Börsenwert sich sicherlich zwischen 700 und 900 Millionen Euro einpendeln könnte.

 

Bildquelle: Adam Górka / Pixabay
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