Plusvisionen

Euro // Tiefer, tiefer, immer tiefer

Man schon weit zurückgehen, um einen derart niedrigen Euro-Kurs zu finden, wie heute erreicht wurde. Im Tief waren es 1,1754 Dollar. Ähnlich niedrig notierte die europäische Gemeinschaftswährung zuletzt im Dezember 2005 also vor knapp 10 Jahren. Damals war der Euro gerade auf dem Sprung nach oben. In den Folgejahren kletterte er bis auf 1,60 Dollar im Jahr 2008. Das Wehklagen der europäischen Exporteure war laut zu vernehmen. Bei solchen Kursen seinen kaum noch Waren abzusetzen. Tatsächlich war der Euro zu diesem Zeitpunkt laut Big-Mac-Index vom The Economist mit 50 Prozent krass überbewertet.

Dann kam die Finanzkrise und mit ihr der Abstieg des Euros. Ein Höhepunkt dabei wurde 2012 erreicht, als sich tiefe Risse durch die Eurozone zogen und sich der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB),Mario Draghi, genötigt sah, die magischen Worte zu sprechen, dass er alles dafür tun werde, um den Euro zu retten und dass dies auf jeden Fall genug sein werde. Der Euro notierte zu dieser Zeit bei 1,20 Dollar und stieg danach wieder auf 1,40 Dollar an.

1,40 – dies war nicht nur den Exporteuren, sondern auch der EZB zu viel. Der Euro wurde runtergeredet, ganz im Gegensatz zur Tradition der Bundesbank für eine fest Währung zu sorgen. Die EZB verfolgt damit zwei Ziele: Die europäische Industrie soll auf den Weltmärkten wettbewerbsfähiger werden und durch den niedrigen Euro soll Inflation importiert werden, denn die Eurozone könnte in eine Deflation abrutschen, so die Argumentation. So gesehen kann die Politik der EZB als erfolgreich angesehen werden. Inzwischen ist der Euro auch fair bewertet, gemessen am Big-Mac-Index.

Wird der Euro nach jahrelanger Überwertung in eine Unterbewertung taumeln? Manch einer spricht sogar schon von Parität zum Dollar. Das scheint doch ein ziemlich verwegener Gedanke zu sein, da dies den Amerikanern sicherlich nicht gefallen dürfte.

Was bleibt sind die unterschiedlichen geldpolitischen Ausrichtungen. Der Euro war gegenüber dem Dollar so lange fester, wie die Bilanz der Federal Reserve (Fed) ausgeweitet und die der EZB geschrumpft ist. Nun könnte die Fed-Bilanz durch das Auslaufen der Anleihekaufprogramme (QE) stagnieren und die EZB-Bilanz expandieren, da Draghi wieder alte Höchststände erreichen will, was einem Plus von einer Billionen Euro entspräche (siehe Grafik). Das scheint derzeit der Hauptmechanismus für das Wechselkursverhältnis von Euro und Dollar zu sein. Daraus ergibt sich für den Euro eine klare Richtung: abwärts.

Charttechnisch dürft nun zunächst ein Test der Unterstützungslinie bei 1,1630 Dollar anstehen. Bislang wurden Unterstützungen allerdings recht sang- und klanglos unterschritten.

 

[highlight]Euro-Chart: Aufwärtstrend gebrochen[/highlight][divider_flat]

 

[highlight]EZB- und Fed-Bilanz: EZB-Bilanz steigt wieder an[/highlight][divider_flat]

 

Bildquelle: Henning Hraban Ramm  / pixelio.de

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