Plusvisionen

Griechenland-Rituale

Bei Kanzler Angela Merkel war gestern große Griechenland-Runde. IWF-Chefin Christine Lagarde war da, EZB-Präsident Mario Draghi, EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und auch Frankreichs Staatschef François Hollande. Es soll noch ein letztes, allerletztes Angebot der Gläubiger an Griechenland geben.

Aber: Do Not Panic! Meist folgen in Europa auf das letzte und allerletzte Angebot noch weitere letzte und allerletzte Angebote. Also Griechenland ist noch lange nicht draußen aus der Eurozone und auch längst noch nicht offiziell pleite (faktisch ist Griechenland schon lange bankrott).

Bekannt ist auch: Die griechische Regierung hält traditionell dagegen, wenn es letzte Angebote gibt und verkündet dann reflexartig, dass sie keine Ultimaten anerkenne. Das Ritual ist inzwischen geübt und bekannt. Weiter gilt das Euro-Mantra: Keiner will das Griechenland den Euro verlässt und am wenigsten will das Griechenland selbst, weil es dann auf einer ganzen Menge (rund 300 Milliarden) Euro sitzen bliebt, die dann vermutlich zusammengestrichen werden müssten, da Griechenland diese Schulden nicht in absehbarer Zeit zurückzahlen könnte.

Das Unangenehme an derartigen Streichaktionen: Die Gläubiger sind dann meist so verärgert, dass erst mal kein Geld/Kredite mehr geben. Ohne Geld aber, würde es in Griechenland, da man sich vehement weigert ein normales Steuersystem einzuführen, sehr schnell, sehr dunkel werden.

Also legt der griechische Premier Alexis Tsipras, auch das gehört zum Ritual, schnell ein Reformpaket vor. Darin sind garantiert auch alle geforderten Punkte erfüllt. Wie viele dieser Reformpakete gab es eigentlich schon aus Griechenland? Wurde schon eins umgesetzt? Ich habe den Überblick verloren. Mich wundert, dass der Grieche nicht selbst auf die Füße kommen möchte und dies und das im Land aus Eigeninteresse verbessert. Stattdessen lässt er sich in gewisser Weise von IWF, EU, Eurogruppe, EZB, etc. gängeln. Tsipras wäre am Zug.

Am Aktien-Markt ist man sehr skeptisch. Der FTSE Greece Index fällt um 4,7 Prozent. Wenig verunsichert ist der Euro. Er klettert auf stattliche 1,11 Dollar.

 

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