Plusvisionen

Börsen-Hype-chen // IPOs von Zalando und Rocket Internet

Die Börse in Zalando-Kartons verpackt. Sekt auf dem Parkett. Schaufensterpuppen. Models. Kameras. Kindliche Aufregung wie vor der Bescherung. Da weht ein Hauch von Jahrtausendwende und Internet-Boom durch den Handelssaal, der ohnehin nur noch Staffage ist, gehandelt wird längst am Rechner in anonymen Handelsräumen oder es sind gar nur noch die Programme der Algo-Trader, die zig tausendfach Orders abarbeiten. Zalando feiert sein Börsendebüt – und es ist erfolgreich, zumindest wurde der Ausgabepreis nicht unterschritten. Es musste erfolgreich sein. Für das Unternehmen, für die Banken und für die Börse. Gleich am nächsten Tag soll der Zalando-Inkubator Rocket Internet sein IPO (Initial Public Offering – Börsengang) begehen. Aktien. Endlich wird einmal wieder darüber geredet. Das ist gut, denn die Deutschen sind aktienmüde. Kaputtgelabert, von Manfred Krug, damals, als der ihnen die T-Aktie aufschwatzte. Das ging gründlich daneben. Die Telekom-Aktie stieg zwar kräftig, stürzte danach aber noch heftiger ab. Davon hat man sich nicht erholt, bis heute nicht.

Nun geht man auf Nummer sicher. Das Geld liegt auf dem Konto, auch wenn es da bei den Nullzinsen durch die Inflation immer weniger wird. Egal. Bloß keine Risiken mehr mit Aktien eingehen. Die Zahl der Aktieninteressierten nahm in Deutschland von 12,9 Millionen im Jahr 2000 auf 8,9 Millionen im Jahr 2013 ab, was lediglich 13,8 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren sind. Richtige Aktien im Depot (keine Belegschaftsaktien) hatte im vergangenen Jahr lediglich 3,3 Millionen Deutsche. Im Jahr 2000 waren es immerhin 4,6 Millionen.

Da wirkt ein wenig Glamour belebend, hoffentlich. Die hiesigen Sparer sind ein wenig seltsam, wenn es um Aktien geht. Entweder sie meiden sie oder sie feiern sie und zocken damit. Dazwischen gibt es nur wenig. Aber haben die Börsengänge von Zalando und Rocket Internet etwas mit Altersvorsorge zu tun? Direkt: nein. Indirekt: Sehr viel.

Die Aktien von Zalando und Rocket Internet rein für sich genommen taugen nicht für die Altersvorsorge, da sie zu spekulativ sind. Mit ihnen kann man gewinnen, aber auch verlieren. Er etwas Spielgeld (Risikokapital) hat, der kann gerne etwas riskieren, aber mit solchen Aktien seinen Ruhestand planen, wird nicht funktionieren. Dennoch stehen die beiden Firmen für Unternehmertum und dem Mut, etwas zu bewegen. Sie haben das Potenzial neu Werte und auch Arbeit zu schaffen. So etwas sollte belohnt werden, dadurch, dass sie Kapital bekommen für ihre Idee. Kapital, das sonst vielleicht nur nutzlos auf dem Konto liegt, weil die Bank gerade keine Kredite vergeben möchte – die konjunkturellen Aussichten und die eigenen Bilanz seien so schlecht.

So können Zalando und Rocket Internet vielleicht doch Anstoß sein für ein Umdenken. Es ist wunderbar, wenn es Unternehmen und Unternehmer gibt, welche die Geschäftswelt erobern und auch verändern möchten, die neue Chancen wittern. Wenn wir in Aktien oder Aktienfonds investieren, kann das helfen, das Klima aufzuhellen und das Grau des Einerleis wegzuschieben. Wir sollten das allerdings planvoll tun, jenseits überspannter Marketingaktionen. Einfach investieren, überlegt und dauerhaft.

Die wenigsten schaffen es übrigens, auf Dauer besser als der Markt zu sein. Nach fünf bis zehn Jahren ist kaum ein aktiver Fonds noch besser als der Index. Großbanken geben trotz Milliardenaufwand den Eigenhandel auf, weil sie auch nicht erfolgreicher als der breite Strom sind. Es lohnt sich somit kaum, in Einzelwerte, außer man hat Spaß daran, so ist das auch bei Zalando und Rocket Internet. Aber auch wer in einen marktbreiten Aktienindex investiert, legt in Unternehmen an, nur eben risikobewusst.

 

Bildquelle: Hype [bearbeitet]

 

Exit mobile version