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Porsche Aktie IPO // Ziemlich ABT-gefahren

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Bildquelle: ABT

Der Börsengang von Porsche hat einmal mehr gezeigt: Eine starke Marke und die feste Verankerung im Luxus-Segment sind wertvoll. Deshalb lag der Ausgabepreis der jetzt an die Börse gebrachten Vorzugsaktien (PAG911) auch am oberen Ende der Preisspanne bei 82,50 Euro und die Papiere wurden den Emissionsbanken von Investoren aus den Händen gerissen. Porsche gilt ja gemeinhin als die Krönung automobilen Luxus unter dem Qualitätssigel Made in Germany.

Um in eine vergleichbare Dimension wie Porsche vorzustoßen und im Luxus-Segment eine zahlungskräftige Klientel anzusprechen, die für Design, Performance und Individualität beim Fahrzeug ganz tief in die Tasche greift, haben andere deutsche Oberklassenmarken eigene Veredler im Konzern: AMG bei Mercedes und Alpina bei BMW. Die machen aus dem jeweiligen Serienmodell ein luxuriöses Unikat.

Und dann gibt es noch die kleine aber feine Luxusmarke ABT – konzernunabhängig und traditionsreich. Die Anfänge des Familienunternehmens aus dem Allgäu reichen bis 1896 zurück und damit ist man die drittälteste Automarke Deutschlands, traditionsreicher als Audi, Porsche oder VW.

Wenn Autonarren aus aller Welt zwar keine Ahnung haben, wo das Allgäu liegt, den Namen ABT aber trotzdem kennen, dann liegt das nicht zuletzt an den Erfolgen des Unternehmens im internationalen Rennsport. Unterhalb der Formel 1 räumt die ABT-Truppe regelmäßig alles an Preisen ab, was es gibt, ist Seriensieger in der DTM, der Formel E und Gründungsmitglied der Extreme E.

Fragt man in der stylischen ABT-Firmenzentrale in Kempten nach, was es mit dem Motorsportengagement auf sich hat, dann funkelt einerseits die Begeisterung in den Augen von CEO Hans-Jürgen Abt, andererseits dürfte eine gute Portion Marketingkalkül dahinterstecken. Denn die unzähligen Podiumsplätze kurbeln die Nachfrage nach den leistungsstarken Luxuskarossen gehörig an. Längst schon ist ABT der größte Veredler der Volkswagen-Gruppe weltweit und die limitierten Sonderserien von ABT, bei denen Käufer für das einzelne Fahrzeug mehrere einhunderttausend Euro hinblättern müssen, sind regelmäßig in kürzester Zeit ausverkauft.

Dass die Zukunft des Automobils in den Bereichen Elektromobilität und Digitalisierung liegt, wird die Branche seit Jahren nicht müde zu betonen und auch Porsche hat es ähnlich einem Mantra den Investoren eingehämmert. So halten Tesla & Co. daran fest, elektrische Modellreihe um Modellreihe zu planen, die hunderttausende Käufer weltweit begeistern soll. Einziges Problem: Die elektronische Nische, die nur ein paar tausend oder zehntausend Abnehmer anspricht, ist für die globalen Giganten kaum abbildbar. Da kommen flexible, innovative Spezialisten ins Spiel. Ein Feld, auf dem sich beispielsweise ABT schon seit geraumer Zeit tummelt.

Als etwa der Volkswagen-Konzern vor einigen Jahren im Segment der leichten Nutzfahrzeuge noch kein E-Angebot aufweisen konnte, taten sich Wolfsburg und Allgäu zusammen. Das Ergebnis war der elektrische ABT T6 Transporter. Mehr als 4.300 Elektroautos hat ABT auf diese Weise bereits gebaut und auf die Straße gebracht. Eine Expertise, auf die große Autohersteller inzwischen ebenso zurückgreifen, wie die führenden internationalen Zulieferer. Längst schon ist ABT mit Bosch und Schaeffler geschäftlich verbandelt und deckt dabei ein breites Spektrum an Entwicklungen und Projekten von Batterien bis Wasserstoff ab.

Bei den E-Aktivitäten hat ABT sich vom Image des rein auf sportliche Fahrzeuge ausgerichteten Herstellers längst entfernt und unter anderem hochwertige Camper ins Visier genommen. Bei denen will das Unternehmen in naher Zukunft, so hört man, Veredelung und Elektromobilität kombinieren und eigene Modelle an den Markt bringen. Die Basis dafür sollen wieder Nutzfahrzeuge aus dem Hause Volkswagen sein. Der Anteil der Elektromobilität am Umsatz dürfte damit weiter steigen, aber bereits in den vergangenen Jahren lag er dem Vernehmen nach bei mehr als 50 Prozent.

Der trotz des schwachen Börsenumfelds erfolgreiche Mega-Börsengang von Porsche und der Blick auf hochspezialisierte Nischenplayer wie ABT zeigen, dass die deutsche Autoindustrie international immer noch das Zeug zur Pole Position hat. Und Porsche/Volkswagen-Chef Oliver Blume muss in den kommenden Quartalen beweisen, dass die Vorschusslorbeeren der Investoren ihre Berechtigung haben.

Bildquelle: ABT
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