Plusvisionen

Deflationsangst, die Bundesbank, Ifo, Krim und China

Zu Jahresbeginn standen die Umlaufrendite in Deutschland bei 1,65 Prozent. Bis Mitte März sackte sie auf 1,25 Prozent ab. Nun hat sie sich auf 1,35 Prozent erholt, aber noch immer bleibt ein stattlicher Rückgang von 30 Basispunkten. Vorboten einer drohenden Deflation? Werden die Zinsen weiter fallen? Zumindest sollte man derzeit nicht auf eine kräftigen Zinsanstieg setzen.

Man reibt sich die Augen, was dieser Tage von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann zu lesen ist. Eigentlich war er jemand, der recht strikt die harte Linie der alten Bundesbank verfolgte, also keine Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) billigte. Ist das Deflationsproblem in der Eurozone doch größer als vermutet? Wenn jetzt schon die Bundesbank …

Allerdings sieht Weidmann bisher „keinen Grund zur Revision unserer mittelfristigen Inflationsprognose“.

Doch was, wenn der Euro steigt? „Um den Folgen einer starken Euro-Aufwertung für den Inflationsausblick entgegenzuwirken, wären negative Zinsen angemessener als andere Maßnahme.“

Auch Anleihekäufe ächtet Weidmann nicht mehr: „Das bedeutet nicht, dass QE überhaupt nicht in Frage kommt. Wir müssen aber darauf achten, dass das Verbot der Staatsfinanzierung mit der Notenpresse respektiert wird.“

Und: „Nicht nur die Anleihen von Staaten am Rand der Währungsunion zu kaufen, sondern auch Bonds von Deutschland oder Frankreich, wird das Problem der Staatsfinanzierung nicht automatisch lösen.“

Aber: “Wir müssen das diskutieren und idealerweise zu einer gemeinsamen Haltung kommen.“[hr]

Hinzu kommt die Krim-Krise, die auch nicht gerade eine gute Grundlage für eine boomende Wirtschaft. Ein heißer Konflikt, quasi vor der Haustür … da investiert keiner gerne, schon gar nicht in Russland. Die Auseinandersetzung zwischen dem Westen und Russland schwelt weiter. Die Welt ist mal wieder eine andere geworden. Es ist zwar längst nicht so, wie zu Zeiten des Kalten Kriegs, aber so ein klein wenig schon so. Man stellt sich natürlich die Frage: Ist die Krim das neue Österreich? Auch damals hieß es „Heim ins Reich“, es war erst der Auftakt.[hr]

Klimaeintrübung hat bereits stattgefunden: Der Ifo-Geschäftsklimaindex ging im März auf 110,7 Punkte zurück, nach 111,3 Punkten im Februar. Eigentlich war mit einem Rückgang auf lediglich 111,0 Zähler gerechnet worden, aber offenbar werden die Unternehmer vorsichtiger bei ihren Entscheidungen. Keine Krim-Sekt-Laune.[hr]

Bleibt noch China. Dort haben die Geschäftsbanken und auch die Notenbank eine gewaltig Kreditblase aufgepumpt. Aus dieser versuchen sie nun langsam Druck entweichen zu lassen. Ein Wagnis. Erfolg: offen. Die logische Konsequenz wenn Blasen platzen oder aus diesen Luft abgelassen wird ist Deflation, weil Kredite entweder ausfallen oder getilgt werden müssen. Beides kostet und dauert und wird auch nicht das Wachstum in den anderen Schwellenländern (Emerging Markets) beflügeln, die ohnehin gerade unter Kapitalabflüssen leiden.

 

[highlight]Chart-Analyse zum Durchklicken[/highlight][divider_flat]

 

Bildquelle: Deutsche Bundesbank

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