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Interview Johannes Schmidt – Indus Holding // Robust durch sehr raue See

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Bildquelle: Indus

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Johannes Schmidt, Vorstandschef der Indus Holding (620010), zur Entwicklung im ersten Halbjahr. Bei einem Umsatzwachstum von 11,1 Prozent auf 944,9 Millionen Euro war das operative Ergebnis (Ebit) mit 9,2 Prozent auf 51,1 Millionen Euro leicht rückläufig. Die Entwicklung machte dabei eine Anpassung der Jahresprognose notwendig.

Herr Schmidt, wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung im ersten Halbjahr?
Johannes Schmidt: Auch Indus kann sich natürlich nicht freimachen vom gesamtwirtschaftlichen Umfeld. Wir fahren aber robust durch eine sehr raue See und können daher feststellen, dass das „System Indus“ gut funktioniert, da sich unsere Unternehmen schnell an die neuen Gegebenheiten anpassen können.

Problematisch sind vor allem die steigenden Material- und Energiepreise, aber auch die galoppierenden Kosten für Fracht und Logistik belasten. Wo brennt es und wie können Sie Preise an Kunden weitergeben?
Die Materialpreissteigerungen sind im gesamten Portfolio spürbar. Wir können aktuell feststellen, dass es immerhin auf der Seite der Rohstoffpreise eine gewisse Beruhigung gibt. Demgegenüber drohen bei den Energiekosten noch weitere Belastungen, die wir aber fest im Blick haben. Die Überwälzung der Kostensteigerungen auf unsere Endkunden ist bei aktuell 48 Portfolio-Unternehmen sehr unterschiedlich. Sie gelingt beispielsweise im Bereich Bau/Infrastruktur gut, in der Fahrzeugtechnik ist das hingegen ein schwerer Kampf, der zudem oft auch noch mit größeren zeitlichen Verzögerungen verbunden ist.

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen gelingt es Indus, in vier von fünf Segmenten die Ziel-Ebit-Marge von mehr als zehn Prozent zu erreichen?
Genau. Die Überwälzung der Kostensteigerungen in die Verkaufspreise funktioniert in den Segmenten Bau/Infrastruktur sowie dem Maschinen- und Anlagenbau gut. Vor allem im zweitgenannten Bereich haben wir zudem eine erfreuliche Auftragslage. Dies ist auch der Tatsache geschuldet, dass unsere Unternehmen weniger von China oder den USA abhängig sind als andere deutsche Maschinenbauer. Aber auch mit der Metalltechnik sind wir sehr zufrieden, wenngleich sich die Marge aufgrund von Sondereffekten auf diesem hohen Niveau für das Gesamtjahr nicht ganz fortschreiben lässt. Bei der Medizintechnik belasten die hohen Kostensteigerungen bei gleichzeitig festen Zuzahlungen der Krankenkassen aktuell die Margen. Zudem legen wir in diesem Segment gerade Standorte zusammen, was mit einmaligen Kosten verbunden ist.

Bleibt das Sorgenkind Fahrzeugtechnik, wo weitere Verkäufe logisch wären?
Die höheren Kosten schlagen leider voll durch, was die Ergebnisverschlechterung erklärt, zumal ja auch die laufenden Restrukturierungen noch belasten. Hier haben wir das Ziel, im zweiten Halbjahr zumindest eine teilweise Anpassung der Verkaufspreise zu erreichen. Auf der Umsatzseite sind wir unter Herausrechnung der im Vorjahr verkauften Wiesauplast sogar leicht im Plus, was aber nur ein schwacher Trost ist. Die Klärung des Problems steht ganz oben auf unserer Agenda. Wir werden hier Lösungen finden, damit das Indus-Portfolio wieder glänzen kann.

Zwei Zukäufe erfolgten 2022 bereits. Gibt es weitere Kauf-Gelegenheiten im Markt?
Wir stehen nach zwei erfolgreichen Akquisitionen nicht unter Druck. Wir halten unsere Augen und Ohren aber geöffnet und suchen immer nach Chancen, wo wir in Zukunftsthemen investieren können. Wenngleich sich der Markt aktuell etwas beruhigt.

Bei den Prognosen mussten Sie allerdings zuletzt mehrfach nachjustieren. Aktuell haben sie das Umsatzziel erhöht, aber die Ebit-Guidance gesenkt. Woher kommen die häufigen Veränderungen?
Wir leben in einer Zeit sehr volatiler Märkte und sich schnell verändernder Rahmenbedingungen. Hinzu kommt, dass wir inzwischen 48 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen und Bereichen im Portfolio haben, die sehr individuell auf diese Veränderungen reagieren. Da sind die konkreten Auswirkungen negativer Markteinflüsse nicht immer vorhersehbar. Das gilt aber auch umgekehrt: So profitierten wir im letzten Jahr von einer besseren Entwicklung der Beteiligungen als ursprünglich geplant.

Könnte es sein, dass darunter auch der Aktienkurs leidet, der auf Jahressicht rund ein Drittel verloren hat?
Ich glaube am Kapitalmarkt wird unsere Transparenz und unsere Offenheit sehr geschätzt. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Marktteilnehmer aktuell „an der Seitenlinie stehen“ und auf klärende Nachrichten aus dem Segment Fahrzeugtechnik warten, damit dann wieder der Blick frei wird auf die ganze Schönheit des Indus-Portfolios.

Herr Schmidt, vielen Dank für die schnellen Antworten

 Bildquelle: Indus Holding
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