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Torsten Amelung / Summiq // Mit Ökostrom an die Aktien-Börse

Torsten Amelung, Summiq

Bildquelle: Summiq

Time is money // Schnell ein paar Fragen an Torsten Amelung, Vorstandschef der Summiq, die auf dem Weg an die Börse ist. Er erklärt, wie man mit Ökostrom gutes Geld verdienen kann und wie die Kooperation mit Green City zukünftig läuft. Amelung sagt aber auch, wann Anleger eine Dividende erwarten dürfen und warum Summiq das Segment m:access an der Börse München für seinen Gang an die Börse ausgewählt hat.

Herr Amelung, die Summiq will Ökostrom produzieren. Wie verdient man damit Geld?
Summiq wird den produzierten Strom zunehmend über frei verhandelbare marktbasierte Stromabnahmevereinbarungen an Abnehmer mit ausreichender Bonität verkaufen, statt über subventionierte Vermarktungsmechanismen. Diese Abnehmer können Unternehmen der Privatwirtschaft, aber auch Versorgungswerke sein.

Die heutigen Preise sind in der Regel für eine feste Laufzeit zwischen fünf bis zehn Jahre garantiert. Damit vermeiden wir politische Risiken im Zusammenhang mit subventionierten Vermarktungsformen und können bei langfristig stabilen Erträgen gleichzeitig mögliche Vorteile aus steigenden Strompreisen auf dem freien Markt generieren.

Dies ist heute möglich, da wir fundamentale Markt- und Technologietrends erleben. Die Produktionskosten für Ökostrom aus neuen Anlagen wurden in den vergangenen zehn Jahren immer günstiger. Wir sind jetzt soweit, dass Strom aus Wind oder Photovoltaik günstiger ist als aus Kohle oder Gaskraftwerken. Dieses Momentum wollen wir nutzen, um die Summiq als unabhängigen europäischen Ökostromproduzenten zu etablieren.

Mit durchschnittlichen Produktionskosten von 0,05 EUR/kWh sind wir am freien Markt konkurrenzfähig. Gleichzeitig spielen uns zentrale Entwicklungen in die Hände: Der Strombedarf in Europa steigt durch Digitalisierung und Elektrifizierung im Transportsektor insgesamt an, Unternehmen achten verstärkt auf ihren CO2-Fußabdruck und kaufen grünen Strom mit Herkunftsgarantie, und zu guter Letzt gibt es auch politisch immer mehr Druck, Lösungen für die Klimakrise zu finden.

Sie erwähnen die Klimapolitik – wie kommen Sie denn heute noch an neue Anlagen? Aus der Windbranche hörte man zuletzt eher negative Nachrichten. Macht Ihnen das keine Sorgen?
Nein, das bereitet mir keine schlaflosen Nächte. Zum einen hat die Bundesregierung wie auch die Regierungen in unseren anderen Kernmärkten Spanien, Frankreich und Italien grundsätzlich klimapolitisch klargemacht, dass die Stromgewinnung aus Kohle und Atomkraft reduziert beziehungsweise der Anteil aus erneuerbaren Energien signifikant erhöht werden soll.

Zum anderen begegnen wir dieser Frage aktiv durch unsere Strategie: Wir kaufen moderne PV- und Wind-Anlagen ausschließlich nach klaren Investitionskriterien. Ein Eckpfeiler unserer Strategie ist dabei unsere Kooperation mit Green City im Bereich der Projektentwicklung, durch die wir im Rahmen einer Open-Book-Policy einen bevorzugten Zugang zu einer gesicherten Pipeline bekommen.

Wir kaufen ausschließlich Anlagen, die entweder bereits am Netz sind, oder „Ready-to-Build“, für die also alle wesentlichen Genehmigungen für Bau und Betrieb vorliegen. Wir sind ein Stromproduzent und nehmen deshalb keine Entwicklungsrisiken an Bord. Und wir konzentrieren uns auf Anlagen einer mittleren Größenordnung, also 5 bis 50 MW Kapazität.

Für diese Anlagen sind deutlich mehr potenzielle Flächen in Deutschland und Europa verfügbar und es ist einfacher die notwendigen Genehmigungen zu erhalten als bei größeren Anlagen. Das wirkt sich positiv auf die Einkaufpreise aus. Anlagen kleiner 5 MW hingegen sind auf Dauer zu ineffizient in der Wartung. Aus unserer Sicht liegt daher der wirtschaftliche Sweet-Spot bei Anlagen zwischen 5 und 50 MW, und genau da setzen wir an.

Durch die Kooperation mit Green City kennen wir auch die Projektpipeline bereits. Wir übernehmen direkt mit dem Börsengang die ersten drei Projekte, die bereits am Netz sind. Bis Ende 2020 umfasst die Pipeline weitere neun Projekte, damit kommen wir auf insgesamt 190 MW. Bis in fünf Jahren planen wir eine Gesamtkapazität von 1 GW zu erreichen. Das entspricht etwa dem Bedarf von 600.000 Haushalten.

Sie sprachen die Kooperation mit Green City an, die bisher auch alle Anteile hält? Werden diese umplatziert? Und wie sieht die zukünftige Beziehung aus?
Zunächst einmal: Es wird keine Umplatzierung geben. Der Reinerlös aus dem Börsengang fließt komplett dem Unternehmen zu. Die Green City wird nach dem Börsengang voraussichtlich weniger als ein Prozent der Anteile an der Summiq halten.

Die Kooperationsvereinbarung sieht vor, dass Summiq einen vorrangigen Zugang zu den Anlagen der Green City hat: Wir bekommen Zugriff auf alle Projekte, sind gleichzeitig aber nicht gezwungen, Projekte zu kaufen, die wir nicht wollen. Genauso wenig hindert uns die Vereinbarung daran, Projekte von Dritten anzukaufen.

Wenn wir im Rahmen dieser Vereinbarung Projekte von Green City kaufen, werden wir fünf Prozent des Kaufpreises in eigenen Aktien bezahlen. Für diese Aktien, genauso wie für die bereits vor dem Börsengang bestehenden Aktien gilt jeweils eine dreijährige Lock-Up Periode. Die Green City AG erhält im Rahmen der Kooperation zudem einen Sitz im Aufsichtsrat.

Was unterscheidet Sie denn von anderen börsennotierten Unternehmen der Branche, die bereits ein Portfolio und einen Track-Record haben?
Indem wir jetzt in dieses Geschäft einsteigen und ein neues Portfolio aus effizienten Anlagen aufbauen, eröffnet sich ein sehr attraktives Upside Potenzial. Die Produktionskosten haben sich in den vergangenen zehn Jahren stark reduziert: Um rund 70 Prozent bei Wind und rund 90 Prozent bei Solar.

Wenn wir jetzt mit neuen Anlagen Strom produzieren und bereits ohne Subvention verkaufen können, dann ist jede Erhöhung im Strompreis eins zu eins ergebniswirksam. Das funktioniert natürlich nicht bei alten Bestandsanlagen, deren subventionierter Preis noch weit über dem aktuellen Marktpreis für Strom liegt. Die spüren die Preisbewegungen erst viel später.

Insgesamt hört sich das alles nach Wachstum an, wann können Anleger denn eine Dividende erwarten?
Bereits für das anstehende Geschäftsjahr 2020 wollen wir eine Dividende ausschütten, die also im Jahr 2021 käme. Langfristig wollen wir etwa die Hälfte der Erträge an die Aktionäre ausschütten. Summiq ergänzt ein hohes Maß an Vorhersehbarkeit bei Umsätzen und Erträgen durch das eben beschriebene Upside Potenzial bei Preissteigerungen im Strommarkt.

Sie wollen im m:access der Börse München starten – warum nicht in Frankfurt?
Zunächst einmal sind wir ein Münchner Unternehmen und damit ist die Börse München einfach naheliegend. Und dann bietet sich uns hier die Zeichnungsfunktionalität, das war uns sehr wichtig, da wir auch bewusst Privatanleger am Börsengang beteiligen möchten. Auch ich selbst und mein Vorstandskollege Frank Wolf werden Aktien zeichnen.

Herr Amelung, besten Dank für das schnelle Gespräch

Bildquelle: Summiq
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