Plusvisionen

„Ein anderes Geld-System wird kommen“ // Thomas Mayer, Gründungsdirektor FvS Research

Thomas Mayer, FvS Research, Chefvolkswirt

Bildquelle: Flossbach von Storch Research Institute

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Thomas Mayer, Gründungsdirektor des
Flossbach von Storch Research Instituts
. Plusvisionen.de hat ihn am Rande der Jahrestagung des Münchner Finance Forums getroffen und mit ihm üben den Zustand der Weltwirtschaft, Schulden, China und darüber, ob die Zeit schon reif für ein anderes Geld-System ist [Podcast zum Nachhören finden Sie unten].

Die Weltwirtschaft befindet sich …
… im Gegenwind.

Konkreter?
Wir erleben derzeit den Abschwung im Kreditzyklus in den Emerging Markets. Zur Historie: Wir hatten einen Kreditzyklus in den Industrieländern. Dieser begann in den 1990ern. Ein interessanter Zeitpunkt ist die Rede Alan Greenspans Mitte der 1990er als er von Irrational Exuberances sprach. Er hatte das Problem erkannt und sich gefragt, ob es einen irrationalen Überschwang gäbe? Allerdings hat er die Frage verneint und weitergemacht, wie auch sein Nachfolger. Dann gab es eine kleine Delle mit dem Platzen der Technologieblase, aber es war nur eine Mini-Rezession für die globale Wirtschaft. Die Spitze des Kreditzyklus wurde 2006 erreicht – und Anfang 2007 brach die Kreditblase auf. Ein Höhepunkt stellte 2008 Lehman dar. Seitdem geht es in den Industrieländern seitwärts mit moderaten Erholungen in den USA, UK und Deutschland.

Aber mit deflationären Tendenzen …
Das ist Teil dieses neuen Umfelds. Im Abschwung produzieren die Banken nicht mehr genug Giralgeld über die Kreditvergabe, deshalb kommen die Preise nicht hoch. Aber zurück zum eigentlichen Punkt: Als sich die Industrieländer in den Abschwung hineinliefen, haben sich die Schwellenländer aufgepumpt. Zum einen fiskalpolitisch aber zum anderen auch über niedrigere Zinsen, um ihre Währungen gegenüber dem Dollar zu stabilisieren. Sie haben damit die lockere Geldpolitik er USA importiert, die dann in den Folgejahren, 2008 und 2009, dort eine große Kreditblase aufgeblasen hat – und dann 2014 anfing zu platzen. Der spektakulärste Fall ist China. Man hofft, dass die keinen Lehman haben, aber das kann man nicht ausschließen … das sogenannte Schattenbankensystem. Der chinesische Kreditabschwung hat dann die Rohstoffländer nach unten gezogen. Das lastet nun auf der Weltwirtschaft. 50 kämpfen noch mit einer Kreditkrise und 50 Prozent haben sich von der Kreditkrise noch nicht erholt.

Sehen wir in China schon Anzeichen einer klassischen Zahlungsbilanzkrise?
Nein, überhaupt nicht. Die Chinesen haben unheimlich viel Reserven angehäuft …

Die auch unheimlich schnell abnehmen …
Jein, sie haben abgenommen, aber wir reden von Billionen und runtergegangen sind ein paar hundert Milliarden. Da ist schon was da. Nein, keine Zahlungsbilanzkrise, aber eine Strukturanpassungskrise weg von einer reinen Exportwirtschaft hin zu einer größeren Konsumorientierung. Da knirscht’s. Es gibt eine erhebliche Anzahl von gefährdeten Krediten. Die Frage ist nun: geht das alles gemächlich oder passiert so etwas wie bei Lehman? Geht es kontrolliert, gibt es einen Abschwung, aber keine Rezession. Kommt es zu einem Bang, dann habe wir die nächste Weltrezession.

Ein Stück weiter: Sind die Abenomics in Japan gescheitert?
Was die Ziele – Inflation und Belebung der Wirtschaft – angeht, ja.

Wird die Bank von Japan nochmals ihre Geldpolitik lockern?
Vermutlich ja.

Wir die Welt irgendwann das Vertrauen in den Yen verlieren?
Ja.

Was passiert dann?
Dann bekommen wir in Japan sehr schnell hohe Inflation.

Auch höhere Zinsen und damit womöglich einen drohenden Staatsbankrott?
Keine höheren Zinsen. Wenn sie in Japan die Zinsen erhöhen, ist der Staat tot. Es gäbe dann eine massive monetäre Staatsfinanzierung, diese würde die Leute verschrecken und sie würden aus dem Yen fliehen, mit der Folge, dass der Yen noch weiter unter Druck geriete. Die Bank von Japan könnte die Zinsen nicht erhöhen, weil sie dann den Staat umbringen würde … also eine klassische Währungs- und Staatsfinanzierungskrise.

Werden wir jemals wieder steigenden Zinsen sehen auf diesem Globus?
Wenn Sie jemals sagen, dann ist meine Antwort ganz klar ja. Aber nicht, solange wir uns in unserem gegenwärtigen Geld-System bewegen. Denn dieses Kredit-Geld-System, das 1971 als Folge der Entscheidung von US-Präsident Nixon, Gold vom Dollar abzukoppeln, entstand, steckt in der Krise. Ein Symptom dieser Krise ist der Nullzins. Diese Geld-System wird langfristig nicht überleben und es wird ein anderes Geld-System kommen – und dann werden wir wieder positive Zinsen sehen.

Wann könnte das sein, 5 Jahre, 10 Jahre, 20 Jahre?
Ich weiß es nicht.

Podcast des gesamten Interviews [entschuldigen Sie die Nebengeräusche]:

https://www.plusvisionen.de/wordpress/wp-content/uploads/Mayer_131015.mp3?_=1

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Bildquelle: Thomas Mayer
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