Plusvisionen

Jens & Mario // In der neuen EZB Kantine

Personen
Jens: Eigentlich Preuße. Sparsam. Orthodox. Zentralbankbeamter.
Mario: Römer. Mag es unkonventionell. Früher Investmentbanker, nun Hedgefondsmanager.

 

Jens und Mario begegnen sich in der Kantine des neuen EZB Gebäudes. Jens kommt gerade aus Passau. Mario am Mittwoch aus dem Wochenende.

 

Mario: Na Jens, das ist schon was anderes als dein grauer Klotz. Wir mögen es halt unkonventioneller.

Jens: Ich finde Beamte …

Mario: Ja, ja, bloß nixe inflationiere. Was nimmst du? Ich nehme die Spaghetti Arrabiata.

Jens: Vielleicht was Kleines … einen Salat … oder den Leberkäse mit Spiegelei …

Mario: Jens, ich lad‘ dich ein. Meine Karte ist frisch randvoll mit Geld aufgeladen. Wenn es hier an einem nicht mangelt, dann ist es Geld! Andere in der Kantine blicken bei dem Wort Geld auf.

Jens: Ach …

Mario: Alter Preuße, mach dich mal locker. Sieh mich an. Seit dieser Krise kenne ich keine Hemmungen mehr.

Jens: Wie sind hier die Arrabiata?

Mario: Flüstert Jens ins Ohr. Du wirst dich völlig anders fühlen danach.

Jens: Oh. Wie?

Mario: Besser. Schlägt ihm wuchtig auf die Schultern.

Jens: Nimmt ein Tablett vom Stapel. Das ist noch nass …

Mario: Lacht laut. Das kommt von der vielen Liquidität hier …

Jens: Ich finde das nicht so lustig.

Mario: War ein Witz. Dacht‘ ich mir schon, dass du darüber nicht lachen kannst. Lass es einfach runtertropfen und wisch drüber.

Jens: Darf man das? Wenn jemand ausrutscht. Gibt’s hier keine Vorschriften?

Mario: Nimmt ihn zur Seite. Jetzt hör‘ mir mal zu. Jetzt vergiss mal die Vorschriften. Ich mach‘ das mehr nach Gefühl. So, wie es sich gerade darstellt.

Jens: Erstaunt. Nach Gefühl? Man kann doch nicht nach Gefühl …

Mario: Doch geht.

Jens: Bedenklich, allein rein rechtlich.

Mario: Wieso?

Jens: Es geht um unser Geld.

Mario: Eben.

Jens: Fehlanreize?

Mario: Ungläubig. Was ist das?

Jens: Fehlanreize. Haftung.

Mario: Ich sage immer: Was auch immer es kostet, ich mache es!

Jens: Wahnsinn.

Mario: Ich bin Euro. Mit einem einzigen Gedanken kann ich die Märkte bewegen.

Jens: Eindrucksvoll. Was ist das eigentlich für ein Geräusch hier?

Mario: Genial, oder? Meine Idee. Ich habe das Surren von Druckpressen aufnehmen lassen und ist es überall im Gebäude über die Lautsprecher zu hören. Dezent, aber es schafft, finde ich, so eine gewisse meditative Atmosphäre. Als Einstimmung für die Arbeit hier. Inzwischen bei der Essensausgabe. Was nimmst du nun?

Jens: Leberkäse mit Spiegel und Wasser.

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