Plusvisionen

China // Willkommen im Aktien-Zocker-Paradies

Aktien-Crashs sind in China immer eine ernste Angelegenheit, eine sehr ernste. Anders als bei uns zockt in China quasi jedermann mit Aktien, was bei einem drastischen Kurs-Rückgang natürlich entsprechende Auswirkungen auf das Vermögen/Einkommen hat oder haben könnte. Der Reich-Fühl-Faktor hat in China in den vergangenen Wochen erheblich gelitten, die Notierungen von Festlands-A-Aktien rauschen seit Anfang Juni nach unten.

Die Gründe: Der Aktien-Markt in China ist nach wie vor extrem teuer. Die ungebremsten (kreditfinanzierten) Spekulationen im vergangenen und in diesem Jahr sowie die Hoffnung auf immer neue geldpolitische Lockerungen haben ihn auf immer neue Höhen getrieben. Gleichzeitig hat sich das Wachstum in der Volksrepublik abgeschwächt. Vor allem die Exporte brummen längst nicht mehr so wie sie es nach dem Willen der Regierung in Peking eigentlich sollten. So entsteht eine unheimliche Mixtur aus Überbewertung und trüben Wirtschaftsaussichten, die jede Börse in die Knie zwingt.

Das kann der chinesischen Regierung nicht recht sein. Sie möchte Wohlstand und nicht neue Armut. Deshalb hat sie schon kürzlich die Leitzinsen gesenkt und nun eine Palette von Maßnahmen zur Stabilisierung des Aktienmarkts getroffen: Neuemissionen sind bis auf weiteres ausgesetzt, damit keine Liquidität abgezogen wird. Zudem wurden die Broker des Landes gebeten mindestens 120 Renminbi (17,5 Milliarden Euro) in einen Rettungsfonds einzuzahlen, um dann damit langfristig Aktien zu kaufen (Japan hat einmal ähnliches versucht, mit wenig Effekt). Vor allem aber will man an die chinesische Zocker-Seele appellieren, indem man lästig Margin-Vorschriften quasi aufhebt und das Spekulieren auf Pumpt wieder anheizt. Das geht dann so: Chinas Notenbank PBOC lässt den Brokern über die zur Regulierungsbehörde gehörende China Securities Finance Geld zukommen, damit diese leichter Aktienkäufe auf Kredit anbieten können oder das Aktien-Verkäufe von Kunden wegen Margin-Forderungen aufgrund der gefallenen Kurse vermieden werden. Margin war gestern. Willkommen im Zocker-Paradies.

Wenn die Verzweiflung so groß ist, darf man getrost skeptisch sein, was den Erfolg angeht, aber in China weiß man ja nie, zumal noch nicht die ganzen Maßnahmen bekanntgegeben sein sollen.

Für all jene Verwegene, die schon wieder in den chinesischen Aktienmarkt einsteigen wollen, bieten sich ETFs (Indexfonds) an.

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Bildquelle: Michael Mair  / pixelio.de

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