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Covestro-Aktie // Milliarden-Übernahme als mögliche Bullenfalle

Bildquelle: Covestro

Wird Covestro vom US-Finanzinvestor Apollo Global Management übernommen wie kürzlich spekuliert [Plusvisionen hatte hier darüber berichtet]? Wohl eher nicht (mehr). Covestro hat nun selbst in den Niederlanden eingekauft. Von der Royal DSM übernimmt der Kunststoffproduzent den Geschäftsbereich Resins & Functional Materials (RFM).

Die Integration von RFM soll den Umsatz um rund eine Milliarde Euro und den Betriebsgewinn (Ebitda) um 141 Millionen Euro steigern. Durch die Übernahme sieht Covestro eine starke Wachstumsbasis. Klar ist von Skaleneffekten die Rede, wie immer bei solchen Zukäufen. Die ehemalige Bayer-Tochter erwartet von der vollständigen Eingliederung dauerhafte Synergien. Die sogenannte Run Rate soll bis 2025 auf jährlich rund 120 Millionen Euro steigen.

Zudem will Covestro durch die Übernahme seine Abhängigkeit von einzelnen Kundenindustrien und seine Position in attraktiven Wachstumsmärkten stärken. Unter anderem wird Covestro zu einem führenden Anbieter im Bereich Glasfaserkabelbeschichtungen – profitiert vom 5G-Ausbau – und dem wachstumsstarken Segment der 3D-Druck-Polymere, welches eine durchschnittliche Wachstumsrate von über 20 Prozent pro Jahr aufweist.

Den Kauf lässt sich Covestro 1,61 Milliarden Euro kosten. Der Nettounternehmenswert, inklusive Barmittel, von RFM wird dabei auf rund 1,55 Milliarden Euro geschätzt. Bezahlen will Covestro den Deal aus dem eigenen Cash und Fremdkapital. Bereits genehmigtes Kapital soll für eine Kapitalerhöhung genutzt werden, um dadurch einen Betrag von etwa 450 Millionen Euro zu erlösen.

Die Börse ist, wie häufig bei (teuren) Übernahmen skeptisch – und schickt die Aktie gut sieben Prozent nach unten. Natürlich werden bei jedem Zukauf Einsparungen versprochen, doch häufig wird es erst einmal teurer und die Integration bindet Personal, das in der jetzigen schwierigen Marktsituation an anderer Stelle vielleicht dringender gebraucht würde.

Möglich ist auch, dass Covestro „nur“ eine Übernahme durch einen Finanzinvestor [hier] abwehren wollte, somit unter Kauf-Druck stand. Denn eigentlich ist der Cash-flow bei dem Kunststoffhersteller derzeit nicht gerade üppig: Im zweiten Quartal betrug der freie operative Cash-flow 24 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr waren es minus 225 Millionen Euro.

Charttechnisch bleibt abzuwarten, ob sich der Bruch der mittelfristigen Abwärtsbewegung [hier] als Bullenfalle herausstellt. Taucht der Kurs wieder unter die Trendgerade, wäre das ein ungünstiges Signal. Anleger, die Gewinne haben, könnten diese nun mitnehmen, da die Performance von Aktien des übernehmenden Unternehmens oft mau ist.

Covestro-Aktie (Wochenchart): Bullenfalle?

Covestro Aktie

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