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HanseYachts-Aktie // Rekord und Warnung

Bildquelle: HanseYachts

Es sind die Tücken der Corona-Pandemie, unter der zurzeit so viele Unternehmen leiden: Materialengpässe. Lieferkettenprobleme. Ab April 2021 stockte bei HansaYachts (79,53 Prozent gehören zur Aurelius Gruppe) die Versorung mit Rohstoffen, um Edelstahlprodukte und Elektronik-Bauteile, aber auch Polster und Toiletten zu fertigen.

Das hat bei dem Unternehmen zu einem deutlichen Bootsstau geführt, was natürlich letztlich Kapital bindet oder sogar kostet, wenn vorfinanziert werden muss. So liegen bei HanseYachts derzeit zwischen 45 und 65 Boot auf Halde. Sie haben die Produktion bereits durchlaufen und sind zu 99 Prozent fertiggestellt.

Der Vorstand ist in dieser Situation hilflos und bittet Mitarbeiter und Kunden um Geduld. Erst wenn die noch notwendigen Teile geliefert sind, können die Boote (kurzfristig) ausgeliefert und auch als Umsatz verbucht werden. Ingesamt beläuft sich der Wert des Trockendocks auf zehn bis 15 Millionen Euro, also rund 230.000 Euro pro Boot. Da bis dato jedoch nicht mehr genügend Teile rechtzeitig geliefert worden sind, verschiebt sich die Fertigstellung dieser Boote ins neue Geschäftsjahr 2021/2022.

So kommt es, dass HanseYachts einen Auftragsrekord – erstmals in der Firmengeschichte mehr als 1.000 Boote produziert – in dem am 30. Juni endenden Geschäftsjahr 2020/21 meldet und zugleich die Prognose für das operative Ergebnis (Ebitda) von „geringer als Vorjahr“ auf „negativ im niedrigen einstelligen Millionenbetrag“ anpassen muss.

Das ist bitter, da HanseYachts viel in die Digitalisierung des Vertriebs investiert hat und so auch ohne die einschlägigen Messen viele Orders vorliegen hat. Die Kundschaft fällte ihre Kaufentscheidungen am Bildschirm. Hinzu kam der generelle Trend zum eigenen Boot als sicheren Rückzugs(urlaubs)ort während der Pandemie.

Daraus resultierte ein Auftragseingang, der nach Abzug der Händler-Marge einen Umsatz von mehr als 230 Millionen Euro generiert hat und erstmals mehr als 1.000 Boote enthält. Mit diesem Wert wurde auch das Boomjahr 2007/08 übertroffen, in dem 940 Boote mit deutlich niedrigerem Wert geordert wurden.

Mittelfristig will HanseYachts eine Umsatzsteigerung auf 200 Millionen Euro und ein Ebitda-Marge von zehn Prozent erreichen. Ein Schritt dahin ist der Aufbau einer siebten Konzernmarke. Diese neue Marke wird im Bereich von 24 bis 39 Fuß innovative Motorboote mit Außenbordern an den Markt bringen. Diese Boote sollen elegant ausgestattet und in den Bereichen Schlafen, Bäder und Fahreigenschaften neue Maßstäbe setzen. Für die Fertigung wurde ein weiteres Grundstück in Polen direkt angrenzend an das firmeneigene Werft-Grundstück erworben, für eine Kapazität von bis zu 250 Booten.

Charttechnisch hat die HanseYachts-Aktie den Abwärtstrend verlassen (siehe Chart) und befindet sich derzeit in einem Seitwärtstrend. Die Prognosesenkung wurde gut verkraftet. Die Aktie bleibt ein spannendes Turnaround-Investment besonders bei Kursen über 6,00/6,50 Euro. Allerdings ist das Geschäft bisher margenschwach, was die Bewertungsspielräume einschränkt.

Die Prognose für das neue Geschäftsjahr 2021/2022 wird mit dem Jahres- und Konzernabschluss 2020/2021 am 27. Oktober 2021 veröffentlicht.

HanseYachts-Aktie (Tageschart): seitwärts

HanseYachts Aktie

Bildquelle: HanseYachts
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