Plusvisionen

Merkur Bank-Aktie // Gute Zahlen mit Risiko

Die Merkur Bank hat ein ziemlich erfolgreiches und ereignisreiches Jahr hinter sich: Nach der Übernahme des Bankgeschäfts der Bank Schilling ist das inhabergeführte und börsennotierte Münchner Bankhaus mit einer Bilanzsumme von 2,31 Milliarden Euro in die Top-3-Liga der deutschen inhabergeführten Privatbanken aufgestiegen.

Mit dem Zukauf will sich die Merkur Bank auch neu aufstellen: Die Vermögensverwaltung, ein Schwerpunkt der Bank Schilling soll ausgebaut werden. Bislang finanziert die Merkur Bank vor allem mittelständische Unternehmen insbesondere Bauträger und Leasinggesellschaften. Ohne die Bank Schilling betrug das Kreditvolumen hier 1,35 Milliarden Euro.

Das Finanzierungsvolumen der früheren Merkur Bank stand am Ende des Jahres 2019 ein Neugeschäftsvolumen von 1,39 Milliarden Euro (2018: 1,25 Milliarden Euro). Durch die Übernahme ist das Kreditportfolio deutlich von 1,15 auf 1,92 Milliarden Euro gewachsen. Dem stehen nun Kundeneinlagen von 1,91 Milliarden Euro entgegen. Die Bilanz der neuen Merkur Bank ist somit recht ausgeglichen.

Gut lief auch das Wertpapiergeschäft der Merkur Bank, wo das Depotvolumen der Gesamtbank zum Jahresabschluss 2,15 Milliarden Euro betrug. Davon entfielen 435 Millionen Euro auf die frühere Merkur Bank, die damit das Volumen deutlich um 29,7 Prozent steigerte.

Unter dem Strich blieb ein Periodengewinn von 26,6 Millionen Euro (2018: 4,4 Millionen Euro); darin enthalten ist ein außerordentlicher Gewinn in Höhe von 23,3 Millionen Euro aus der Übernahme.

Das Eigenkapital verbessert sich dadurch von 114,6 auf 199,6 Millionen Euro; allerdings ist im Eigenkapital auch noch Hybridkapital enthalten. Das harte Eigenkapital beträgt 129,8 Millionen Euro, bei einer Marktkapitalisierung von rund 48 Millionen Euro. So kommt die Merkur Bank letztlich auf einen Buchwert je Aktie von etwa 13,00 Euro (Aktienkurs aktuell: 8,65 Euro).

Die Börse ist nach wie vor vorsichtig bei der Bewertung der Merkur Bank. Mit der Coronakrise wurde der Risikoabschlag noch größer, da die Börse natürlich die Frage stellt wie sicher das fast zwei Milliarden schwere Kreditportfolio der Merkur Bank ist. Könnten in einer tiefen Wirtschaftskrise Bauträger und Mittelständler in eine existenzielle Krise geraten und dann ihre Kredite nicht mehr bedienen können?

Bankchef Marcus Lingel sieht auch diese Risiken, hält sie aber für beherrschbar. Sollten sich Verkäufe von Bauträgern nach hinten verschieben, könnte das sogar, laut Lingel, ein zusätzliches Kreditgeschäft bedeuten. Nun gehe es für die Merkur Bank auch darum die Wirtschaft und vor allem den Mittelstand mit den von der Politik zugesagten finanziellen Mitteln zu versorgen. Diese Mittel federn auch die Risiken der Merkur Bank ab.

Das Ergebnis je Aktie der Merkur Bank beträgt 4,14 Euro und der angestrebte Ertrag je Aktie bei 0,68 Euro. Über die Höhe der Dividende wird noch entschieden, aber Lingel will mindestens die 0,33 Euro des Vorjahres ausschütten, was zurzeit eine Dividenden-Rendite von schönen 3,8 Prozent bedeuten würde.

Die Merkur Bank will weiter wachsen und ist dafür gut positioniert. Corona wird jedoch „massive Auswirkungen“ (Lingel) auf die Bankenbranche haben. Ein Risikofaktor ist sicherlich die Höhe des Kreditportfolios zum Eigenkapital in diesen unsicheren Zeiten, aber mit Lingel steht der Bank ein erfahrener, persönlich haftender und bedacht agierender Bankier vor.

Merkur Bank-Aktie (Tageschart): gedämpfter Rückschlag

Merkur Bank Aktie

Bildquelle: Pixabay / Peggy und Marco Lachmann-Anke
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