Plusvisionen

DAX // Tücken der Prognose – und rasant wachsende EZB-Bilanz

Wie eine Untersuchung der Hamburger Sutor Bank zeigt: DAX-Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie in die Zukunft gerichtet sind. In den vergangenen 20 Jahre gab es gerade einmal in zwei Jahren eine Diskrepanz zwischen der durchschnittlichen DAX-Prognose von Analysten und tatsächlicher DAX-Entwicklung unter zwei Prozentpunkten – 2004 und 2015.

Das bedeutet, dass in allen anderen Jahren die Lücke zum Teil sehr viel größer war – in der Spitze 2002, als die Analysten im Durchschnitt von einer DAX-Steigerung um elf Prozent ausgingen, der DAX jedoch knapp 44 Prozent verlor.

Interessant ist allerdings noch ein anderer Aspekt: Zwischen 2000 und 2019 haben Analysten nur für ein Jahr im Durchschnitt eine negative DAX-Entwicklung prognostiziert – nämlich für das Jahr 2000 (minus fünf Prozent). Alle anderen durchschnittlichen Jahresprognosen gingen von einer positiven oder auch einer gleichbleibenden Wertentwicklung – gemessen am jeweils letzten DAX-Jahresschlusskurs – aus.

Im Falle des Jahres 2000 traf die Prognose insoweit zu, dass der DAX tatsächlich ein Minus verzeichnete (minus 7,5 Prozent). Insgesamt lag der DAX auf Jahressicht in den letzten 20 Jahren sechs Mal im Minus (2000 bis 2002, 2008, 2011, 2018) und damit deutlich häufiger als von den Analysten prognostiziert.

Ob der DAX 2020 tatsächlich ein Plus oder ein Minus einfährt, ist noch nicht abzusehen – aktuell liegt der DAX seit Januar knapp im Plus. Die durchschnittliche Expertenprognose lautete für dieses Jahr plus vier Prozent. „Die Betrachtung der DAX-Prognosen zeigt, dass Analysten einen unerschütterlichen Glauben an eine dauerhaft positive Entwicklung des DAX haben“, stellt Lutz Neumann, Leiter Vermögensverwaltung der Sutor Bank, fest.

Dies ließe sich daran ablesen, dass selbst nach allen sechs Jahren mit negativer DAX-Entwicklung der Ausblick der Analysten auf das jeweils folgende Jahr stets positiv war. Beispiel 2000 bis 2002: Trotz negativer DAX-Performance in den drei Jahren lagen die Analysten-Schätzungen jeweils für das Folgejahr im Positiven. „Während Analysten offensichtlich dazu neigen, nach einer positiven Jahresentwicklung auch für das Folgejahr einen positiven Trend zu prognostizieren, schreiben sie nach einem negativen Jahr den Trend für das Folgejahr nicht negativ fort“, ergänzt Neumann.

„Für Anleger dürfte es psychologisch gesehen gut sein, wenn Analysten eher optimistisch als pessimistisch eingestellt sind. Selbst wenn es zwischenzeitlich stärkere Kursschwankungen gibt, kann man diesem Optimismus durchaus vertrauen. Denn die Erfahrung zeigt, wie auch aktuell, dass Märkte sich nach Rückschlägen stets wieder erholen, manchmal auch sehr schnell“, ergänzt Lutz Neumann.

Fazit: DAX-Prognosen können allenfalls eine grobe Richtschnur für die die Entwicklung im kommenden Jahr sein. Was ein positives Indiz für die DAX-Richtung 2021 sein könnte, ist die Entwicklung der Bilanz der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie druckt nach wie vor gewaltige Mengen Geld, die irgendwo angelegt werden wollen, im Zweifel am Immobilien- oder am Aktienmarkt.

Kürzlich haben die Aktiva in der EZB-Bilanz, nach einem rasanten Anstieg in diesem Jahr, die Schwelle von sieben Billionen Euro oder 69 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in der Eurozone überschritten. Bei der Fed sind das 35 Prozent und bei der Bank von Japan 132 Prozent.

DAX: teilweise starke Diskrepanzen zwischen Prognose und Wirklichkeit

DAX Prognosen

 

Quelle: Sutor Bank, Medienveröffentlichung zu DAX-Prognosen; *DAX-Stand per 9. Dezember 2020

DAX-Index (Tageschart): nach heftigem Einbruch wieder auf Vorjahresniveau

Bildquelle: Bernd Deschauer / pixelio.de [bearbeitet]
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