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Interview Drotleff / Pech – Mensch und Maschine // Reserven für künftiges Wachstum

Mensch und Maschine

Bildquellen: Mensch und Maschine, bearbeitet

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Adi Drotleff (Bild oben rechts), Chairman von Mensch und Maschine (MuM), und CFO Markus Pech über die Rekordergebnisse im ersten Halbjahr 2022, Geschäftsbereiche im „Leerlauf“, die angepeilte Gewinnverdopplung in vier bis fünf Jahren und vermehrte Aktienrückkäufe.

Herr Drotleff, Herr Pech, Mensch und Maschine kann sich mit einem Rekordhalbjahr erneut allen Herausforderungen gegenüber behaupten und peilt für das Gesamtjahr nun sogar „Ergebnisse am oberen Rand der Prognosebandbreite“ an. Sie sind Sie selbst überrascht, wie rund es derzeit operativ läuft?
Adi Drotleff: Natürlich verfolgen auch wir das derzeit recht turbulente Weltgeschehen und konnten nicht von vornherein ausschließen, dass unser Geschäft stärker in Mitleidenschaft gezogen wird. Erfreulicherweise zeigen unsere Ergebnisse, dass das nicht der Fall ist.

Gibt es auch Sonderfaktoren, die die dynamische Umsatz- und Ergebnisentwicklung im laufenden Geschäftsjahr begünstigen?
Drotleff: Es gibt im Systemhaus gewisse Vorzieh-Effekte durch die Abkündigung von vergünstigten Drei-Jahres-Verträgen durch unseren Vorlieferanten Autodesk zum Februar 2023. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Entwicklung 2022 etwas steiler und dafür 2023 etwas flacher verlaufen dürfte. Wir bleiben aber bei unserer 2023er-Prognose eines Nettogewinns pro Aktie von 164 bis 181 Cent, was 30 bis 44 Prozent über den in 2021 erreichten 126 Cent liegt. Das sind 14 bis 20 Prozent Wachstumserwartung pro Jahr im Schnitt der Jahre 2022 und 2023.

Herr Pech, bei der Kommentierung der Halbjahreszahlen sprachen Sie davon, dass es trotz der Rekordzahlen auch Bereiche gibt, die aktuell „im Leerlauf laufen“. Welche sind das und inwiefern bereitet Ihnen das gegebenenfalls Sorge?
Markus Pech: Das betrifft zum Beispiel den Dienstleistungsbereich, wo die ansteckenden Corona-Varianten einen höheren Krankenstand bei uns und unseren Kunden bewirken, so dass wir einen fast flachen Verlauf gegenüber 2021 nach zweistelligen Wachstumsraten im Vorjahr haben. Das wird aber durch das sehr robuste Geschäft mit eigener Software und bei Autodesk mehr als überkompensiert, was man ja an den Halbjahreszahlen ablesen kann. Sorge bereitet uns das gar nicht, denn es zeigt, dass wir noch Reserven für künftiges Wachstum haben.

Sie haben ehrgeizige mittelfristige Ziele ausgegeben. Könnten Sie diese bitte noch einmal im Detail erläutern.
Pech: Im MuM-Konzern werden auf Ebene unserer etwa 100 Profit-Center die Kosten bei etwa zwei Dritteln der Umsatzentwicklung ausgesteuert, was uns seit 2014 bei einem jährlichen Umsatzwachstum von 9,6 Prozent deutlich überdurchschnittliche Ebit-Zuwächse von 26 Prozent und beim Nettoergebnis sogar von 27 Prozent pro Jahr beschert hat. Da wir diese bewährte Strategie natürlich beibehalten, erwarten wir eine Gewinnverdoppelung in vier bis fünf Jahren, dürften also aus den 126 Cent Nettogewinn pro Aktie bis 2025 oder 2026 mehr als 250 Cent gemacht haben.

Wird die strikte Kostendisziplin angesichts der Inflation, Stichwort Gehaltssteigerungen, zu halten sein?
Pech: Wir haben auch in der jahrelangen Phase sehr geringer Inflation unseren Mitarbeitern ordentliche Gehaltssteigerungen gegönnt. Deshalb sehen wir hier wenig Probleme, zumal wir nach den Kosteneinsparungen während der Corona-Phase im Moment ohnehin in der Gegenbewegung sind und die Kosten insgesamt um gut 10 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 gestiegen sind.

Sehen Sie steigende Zinsen als Gefahr für die Baubranche und damit auch für BIM?
Drotleff: In einigen Bereichen wird es sicher eine Abkühlung der Baukonjunktur geben, aber zunächst ist das ja nur eine Normalisierung einer völlig überhitzten Branchenkonjunktur und dürfte auch teilweise einfach Kapazitätsverlagerungen auslösen, zum Beispiel vom Hochbau zum Infrastruktur- und Brückenbau. Ob es auf BIM gegebenenfalls überhaupt einen negativen Einfluss hat, ist keineswegs sicher, denn gerade größere Firmen tendieren nach unserer langjährigen Erfahrung dazu, in konjunkturell ruhigeren Zeiten über die Verbesserung ihrer Prozesse nachzudenken, wozu sie bei vollen Auftragsbüchern aus Zeitmangel gar nicht kommen.

Inwiefern bietet die zunehmende De-Globalisierung besondere Chancen für Mensch und Maschine?
Drotleff: Die zu erwartende Rückverlagerung von Produktionen aus Billiglohnländern erfordert ja einen höheren Automatisierungs-Anteil, und dessen Optimierung ist eine unserer Kernkompetenzen. Ich würde es übrigens nicht De-Globalisierung nennen, sondern eher eine Reduzierung von übertriebenem Outsourcing auf ein vernünftiges Maß.

Die MuM-Aktie ist zuletzt deutlich zurückgekommen und auch unter den Preis der Aktiendividende gefallen. Was heißt das für die Aktienrückkäufe? Sind Sie aktuell besonders aktiv unterwegs?
Pech: Ja, wir haben die Marktschwäche genutzt, um den Bestand an eigenen Aktien wieder hochzufahren, der per Ende 2021 auf 1,13 Prozent des gezeichneten Kapitals gefallen war. Dafür haben wir bis 30. Juni schon 12,75 Millionen Euro investiert. Inzwischen ist es noch mehr geworden, und wir kaufen auch marktschonend weiter, solange die Aktie deutlich unter dem Kurs von 51,77 Euro für die Aktiendividende liegt. Per Ende Juni 2022 haben wir 1,9 Prozent eigene Aktien gehalten, inzwischen sind es bereits über 2 Prozent.

Herr Drotleff, Herr Pech, vielen Dank für das schnelle Interview.

Bildquellen: Mensch und Maschine, bearbeitet
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