Plusvisionen

Lehman Brothers-Pleite // Steht die Welt vor einer neuen Finanzkrise?

Es ist diesen September genau zehn Jahre her, dass die Bankrotterklärung der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers beinah zur beinahe vollständigen Implosion des weltweiten Finanzsystems geführt hätte. In der Folge der Finanzkrise wurden nicht nur hunderte Milliarden Euro und Dollar an Börsenwerten vernichtet, eine ganze Reihe europäischer Staaten mussten ihre Banken zu Lasten massiver Haushaltskürzungen, neuer Schulden und durch Steuererhöhungen retten. Der Euro und damit die EU standen am Rande des Abgrunds. Nun, 10 Jahre später, stellt sich mehr und mehr die Frage: Kann sich diese Krise wiederholen?

Als direkte Folge des Lehman-Kollaps wurden die Anforderungen an das Eigenkapital von Banken deutlich erhöht. Vor allem in Amerika wurden Banken, die nicht aus eigener Kraft ihr Eigenkapital erhöhen konnten, verstaatlicht und saniert. Heute sind sie stärker als vor der Krise. Auch in Deutschland und Europa wurden viele Banken staatlich gestützt. Manche wurden aber auch, wie die HRE, abgewickelt.

Heute haften Aktionäre und Anleger unmittelbarer. Der Staat möchte so verhindern, nochmal in eine Situation zu kommen, Banken nur ihrer Größe und Bedeutung wegen retten zu müssen.

Zahlreiche neue Gesetze verstärken die Regulierung und Kontrolle der Banken. Ziel war es, spekulative Geschäfte einzuschränken und so die daraus entstehenden Risiken zu verringern. Vor allem sollte der Schutz von Anlegern und Sparern verbessert werden. Erst zum Jahresanfang verschärften sich deshalb die Anforderungen an die Anlageberatung noch einmal deutlich.

Im Ergebnis kann die Bankenaufsicht heute eine Krise wie 2008 viel früher erkennen. Sie könnte dann schneller reagieren und die Folgen für Sparer und Steuerzahler deutlich mindern.

Trotzdem wirkt die Finanzkrise bis heute nach. Neue Probleme sind durch die Bekämpfung ihrer Folgen entstanden. Die Zinsen wurden auf historische niedrige Werte gesenkt. Das führte einerseits zu steigenden Schulden bei Staaten und Unternehmen, andererseits brachen besonders Sparkassen und Genossenschaften langfristig sichere Erträge und damit ein wesentlicher Teil ihres Geschäftsmodels weg. Trotz Kostensenkungen und Entlassungen wird mittelfristig vielen Banken und Sparkassen nur der Weg einer Fusion übrig bleiben, um zu überleben.

Die größten Auswirkungen hat die Finanzkrise jedoch auf die Politik. Populismus und Nationalismus sind heute die größten Gefahren für die globale Wirtschaft. Statt freien Handel zu fördern, werden neue Grenzen gezogen und Zollschranken erhöht. Dass das bisher ohne größere Folgen geblieben ist liegt vor allem daran, dass Unternehmen neue Wege finden, den internationalen Handel am Leben zu halten.

Ernste Folgen hat die Entwicklung bisher nur für die Peripherie. Argentinien steht wieder einmal kurz vor der Pleite. Die Türkei kämpft mit einer massiven Abwertung der Lira und starker Inflation. Ob und wann die Probleme auch auf die großen Wirtschaftsnationen übergreifen ist ungewiss. Sicher ist jedoch, dass die Herausforderungen für Unternehmer und Anleger größer geworden sind.

Die Erfahrung der letzten hundert Jahre zeigt, dass die großen Wirtschaftskrisen jeweils unterschiedliche Ursachen hatten. Bisher hat sich keine Krise in gleicher Weise wiederholt. Es kommen immer neue, unerwartete Faktoren dazu, die dann letztlich zu einem großen Crash führen. Deshalb ist es auch praktisch unmöglich vorherzusagen, wann die nächste Krise kommen wird und womit sie beginnt.

Die vielleicht einzige Gemeinsamkeit aller Kapitalmarktkrisen ist, dass Anleger im vorangehenden Aufschwung unvorsichtig geworden sind und bereit waren, hohe Risiken einzugehen, um hohe Gewinne zu erzielen. Heute ist die Situation etwas anders. Anleger können nur dann eine positive Rendite erzielen, wenn Sie bereit sind, Risiken zu akzeptieren. Den beinah risikolosen Zins aufs Sparbuch gibt es schon seit Jahren nicht mehr. Umso wichtig ist es, Chancen und Risiken bewusst abzuwägen. Hier hilft der Rat von und die Diskussion mit Ihrem Anlageberater.

Wichtig für Sie: Es gibt nicht das eine allgemeingültige Rezept für eine immer passende Anlagestrategie. Sie muss individuell auf Ihre persönlichen Erfordernisse hin abgestimmt werden und atmet mit der Entwicklung am Markt. Krisen und Kurseinbrüche kann man zwar damit nicht verhindern, die Folgen aber beherrschen.

Der Autor

Patrice Kaiser, Merkur Bank, Vermögensverwaltung, Sparen,

Patrice Kaiser, Vertriebs- und Produktmanager für Vermögensanlagen
Patrice Kaiser, 39 Jahre alt, Bankbetriebswirt, verantwortet seit 2011 die fachliche Seite des Anlagegeschäfts in der MERKUR BANK. Im Vordergrund seiner Arbeit steht, die Komplexität einer Vielzahl von Anlageformen und -strategien für den Kunden aufzulösen. Um die individuell beste Lösung bieten zu können, trifft er die Wertpapierauswahl an Hand quantitativer und qualitativer Kriterien. Sein Ziel: die Anlagen zu finden, die langfristig überdurchschnittlich gut abschneiden.
Rechtlicher Hinweis
Die geäußerten Meinungen stellen weder eine Beratung noch eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder anderen Anlageinstrumenten dar. Sämtliche Prognosen und Darstellung dienen ausschließlich der Information. Sie basieren auf öffentlich zugänglichen Informationsquellen, die wir als zuverlässig erachten und stellen keine Finanzanalyse im Sinne des WpHG dar. Vergangenheitswerte geben keinen Aufschluss über die mögliche Wertentwicklung in der Zukunft. Sie können zu Fehlentscheidungen bei möglichen Anlagen führen. Wir empfehlen Ihnen, den Rat eines Anlageberaters in Anspruch zu nehmen um zu prüfen, welche Anlagen für Ihre individuelle Situation zu empfehlen sind.  Für steuerliche Fragen mit Bezug zu Ihren Anlagen konsultieren Sie bitte Ihren Steuerberater.

 

Bildquelle (Titelbild): Markus-Kräft / pixelio.de; Portrait: Merkur Bank
Exit mobile version