Plusvisionen

IBU-tec // Weimarer Einheizer der Elektromobilität

Es scheint fast so, als sei der Begriff Hidden Champion für die IBU-tec AG erfunden worden. Zumindest kommt wohl kaum jemand unmittelbar auf die Idee, dass ein kleines, mittelständisches Unternehmen aus dem Thüringischen Weimar den Stoff herstellt, aus dem die Zukunftsträume der internationalen Großindustrie sind. Elektro-Mobilität? IBU-tec mischt mit. Auto-Katalysator? IBU-tec mischt mit. CO2-reduzierte Werkstoffe für die Zementherstellung? Wiederum mischt IBU-tec mit, wie auch bei neuen Materialien für die Medizintechnik. Das Unternehmen entwickelt, produziert und behandelt als Dienstleister und Partner im Kundenauftrag chemische Stoffe und setzt entsprechende Prozesse auf. Dabei dreht sich in Weimar alles um Hitze. Thermische Behandlung anorganischer Stoffe heißt das Tätigkeitfeld von IBU-tec im chemischen Fachchinesisch. Bedarf dafür ist offenkundig reichlich vorhanden, denn in Weimar geben sich internationale Großkonzerne als Kunden die Klinke in die Hand. Strenge Verschwiegenheit bezüglich der Kundenbeziehungen ist bei IBU-tec gleichsam oberstes Gebot.

Alle Kunden eint die Nachfrage nach dem Chemie- und Ingenieur-Know-how der Ostdeutschen und ihren hochspezialisierten  Produktionsanlagen im Bereich Drehrohröfen und Pulsationsreaktoren, deren Verfahren zum Teil patentgeschützt sind. Die stehen in größerer Zahl und unterschiedlichen Ausführungen in den IBU-tec-Produktionshallen in Weimar und aufgrund des strammen Wachstums von durchschnittlich rund 19 Prozent pro Jahr wird es dort langsam eng. Denn im Bereich E-Mobility kündigt sich der nächste Wachstumsschub für IBU-tec an. Die Spezialchemie-Experten haben nämlich zum Beispiel zusammen mit BASF die Entwicklung von Batteriewerkstoffen für Elektro-Autos über fünf Jahre vorangetrieben und mittlerweile wurde exklusiv für den Ludwigshafener Chemieriesen eine Produktionsanlage in Weimar installiert. Die Batterie in E-Autos ist ja bekanntlich einer der Schlüsselfaktoren für deren Markterfolg. Lithium-Eisen-Phosphat Made in Weimar ist bereits in den Lithium-Ionen-Batterien enthalten, die einer der großen deutschen Autobauer in seinem aktuellen E-Auto verbaut.

Alle Experten sagen der E-Mobility ein stürmisches Wachstum voraus: Von derzeit rund 2 Millionen Elektro-Autos, die pro Jahr weltweit zugelassen werden, soll die Zahl bis 2030 laut Studien auf 30 Millionen emporschnellen. Wenn’s etwas länger dauert, würden dem IBU-tec Management auch keine grauen Haare wachsen, denn bei Katalysatoren für herkömmliche Verbrennungsmotoren haben die Weimaraner ebenfalls signifikant einem Fuß als Dienstleister für einen der weltgrößten Kat-Produzenten in der Tür und verdienen kräftig mit.

Wenn man das Management von IBU-tec nach Wettbewerbern fragt, kommt die zaghafte Antwort, ein unmittelbar vergleichbares Unternehmen kenne man weltweit nicht. Die üppige Marge von deutlich über 20 Prozent beim EBIT untermauert die Vermutung, dass die Thüringer sich in einer hochlukrativen Nische häuslich eingerichtet haben. Der Umsatz ist mit rund 17,7 Millionen Euro noch nicht sonderlich hoch. Als der heutige Vorstandschef und Großaktionär Ulrich Weitz um die Jahrtausendwende in das Unternehmen einstieg und danach die Managementstrukturen gründlich umkrempelte, lag er allerdings gerade mal bei etwa 1 Mio. Euro.

Ein flottes Wachstumstempo bei weiterhin hoher Gewinnmarge ist auch für die kommenden Jahre geplant. Dafür wollen die IBU-tecler eventuell auch andere Unternehmen aus der Chemiebranche übernehmen, um ihre Produktionskapazitäten hochzufahren und gleichzeitig in die Fertigung und Produktion neuer Stoffgruppen einzusteigen. Und so spricht viel dafür, dass die Erfolgsgeschichte des hidden champion aus Weimar womöglich sogar erst am Anfang steht. Einziger Wermutstropfen für Anleger: IBU-tec ist eine private AG.

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Bildquelle: A. Dreher  / pixelio.de
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