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Interview Marc Friedrich // Dünnes Eis auf der Liquiditätsschwemme

Marc Friedrich

Bildquelle: Marc Friedrich

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Marc Friedrich, Vermögensverwalter, Autor und Redner der Friedrich & Partner Vermögenssicherung, zur guten Stimmung an den Börsen, zur wachsenden Verschuldung und möglichen Fluchtpunkten. Kürzlich hat er das Buch „Die größte Chance aller Zeiten“ [hier kaufen] vorgelegt.

Die Aktienbörsen laufen gut bis hervorragend. Alles in Ordnung?
Vordergründig ja, aber natürlich steht das Ganze auf dünnem Eis. Egal, welchen Maßstab man anwendet, sind Aktien massiv überbewertet. Egal, ob es der Wertpapierkauf auf Pump ist, Margin Debts, der Buffett-Indikator [A.d.R.: Wert der öffentlich gehandelten Aktien eines Landes geteilt durch das Bruttoinlandsprodukt des Landes], Shiller-KGV oder Q-Faktor – alle Parameter schlagen Alarm. Nichtsdestotrotz gehe ich vorläufig von weitere steigenden Kursen aus, denn solange die Notenbanken die Zinsen so niedrig lassen und die Märkte mit Geld überfluten, wird die Reflation, also der Melt up [A.d.R.: Zusammenbruch des Finanzsystems], weiter vorangetrieben werden.

Solange die Notenbanken weiter Milliarden in die Märkte pumpen …?
Ja, die Notenbanken sind in der Zwickmühle und haben sich selbst in die Sackgasse manövriert. Sie können weder die Zinsen erhöhen, noch die Aufkaufprogramm stoppen, sonst fällt das ganze Kartenhaus zusammen.

Nun kommen auch noch milliardenschwere Fiskalpakete hinzu. In den den USA sind es sogar schon mehrere Billionen Dollar.
Genau und das ist historisch einmalig, dass wir Notenbanken Hand in Hand mit den Regierungen sehen, die gigantische Maßnahmen in Billionenhöhe anstoßen, um die Krise abzupuffern. Die Folgen der Kollateralschäden wird enorm sein.

Welchen Einfluss hat Corona auf die Finanzmärkte?
Zuerst einen negativen und jetzt durch die enorme Geldflut einen positiven. Sollte es aber zu einem weiteren Lockdown kommen, könnte es kritisch werden.

Wird China wirtschaftlich und gesellschaftlich durch Corona zur Blaupause?
Leider ja. Lockdowns, mehr Überwachung, mehr Sozialismus, mehr Staat, digitales Geld.

Droht ein Hygiene-Totalitarismus, eine Schöne Neue Welt wie Aldous Huxley sie in seinem Roman beschreibt, mit Reservaten für die Freiheitsliebenden und was könnte das wirtschaftlich/gesellschaftlich bedeuten?
The Great Clean Reset … Ich sage, wir stehen vor der Entscheidung: Freiheit oder digitale Diktatur. Wir sehen einen historischen Paradigmenwechsel. Sicher ist jetzt schon, dass wir nie wieder in der alten Welt aufwachen werden. Es wird alles anders werden. Ich befürchte, dass die Corona-Krise als Deckmantel verwendet wird, um ungeliebte Dinge durchzudrücken wie EU-Schulden oder die Transferunion, die Abschaffung des Bargelds oder die Einführung des digitalen Euros, des Minuszinses sowie mehr Überwachung.

Lohnen sich noch Wertpapieranlagen?
Ja. Wir stehen vor dem Zeitalter der Sachwerte und einem Rohstoff-Superzyklus. Aktien sollten ein fester Bestandteil eines diversifizierten Portfolios sein.

Oder das Geld besser ausgeben?
In Sachwerte. Sparen ist das Dümmste, was man momentan machen kann. Die Inflation knabbert nicht nur an der Kaufkraft, sie frisst sie regelrecht. Vergangenes Jahr war die offizielle Inflation 0,4 Prozent, aber wir alle Wissen, dass diese viel höher war. Ich habe es anschaulich ausgerechnet [im Buch], sie war 13,73 Prozent in der Eurozone!

Wo könnten Anleger noch investieren? Aktien und Immobilien erfreuen sich nach wie vor einer gewissen Beliebtheit.
Um so mehr die Staaten sich verschulden und um so mehr die Notenbanken unlimitiert Geld drucken, um so mehr benötigt man eine Art Gegengewicht, um die Kaufkraft zu erhalten. Das geht durch in der Natur oder durch die Mathematik limitierte Werte wie Edelmetalle, Aktien, Bitcoin und so weiter …

Staatsschulden steigen und Notenbank-Bilanzen bewegen sich rasant aufwärts. Wird das ewig so weitergehen?
Nein! Wir sind schon mittendrin im monetären Endspiel.

Wie könnten sich die Blöcke USA, China und Europa entwickeln?
Leider Gegeneinander, statt aufeinander zu. Ich befürchte geopolitische Auseinandersetzungen.

Gibt es noch geografische Fluchtpunkte auf diesem Planeten?
Wir bauen in der Honorarberatung auch Exit-Strategien und da muss man feststellen es gibt keine Schubladenlösung. Jeder Mensch ist individuell. Für die einen ist es Kanada, für die anderen Spanien oder UK.

Seltene Erden – REEs – werden überall in neuen Technologien benötigt. Nur die Chinesen besitzen derzeit eine Anlage diese zu raffinieren. Wie könnte sich dieser Markt entwickeln?
Gigantisch! Rohstoffe sind der sechste Kondratieff-Zyklus und das Fundament für den nächsten Megatrend: Rohstoffe, Recycling, ESG. Hier sollte Anleger dabei sein.

Sind wir noch zu retten oder wird alles gut oder sogar sehr gut?
Ja, klar. Das Leben wird weiter gehen und der Mensch braucht Krisen, um sich weiterzuentwickeln. Krisen gehören zur menschlichen Evolution dazu. Aber es muss erst schlimmer werden, bevor es besser wird. Danach bricht eine golden Ära für die Menschheit an.

In diesem Sinne, vielen Dank für das Interview.

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