Plusvisionen

Öl-Schweine

Ein Schweine-Zyklus geht in der Wirtschaft so: Zunächst sind die Preise niedrig und ein paar Anbieter teilen sich den Markt. Dann ziehen die Preise an, weil sich immer mehr Verbraucher für das Produkt begeistern können. Die Folge: Die wenigen Anbieter können ihre Gewinn-Marge ausweiten, da ihre Kosten im Prinzip gleich bleiben, aber sie eben mehr verlangen können. Eine schöne Situation. Daran würde sich wahrscheinlich auch so schnell nichts ändern, wenn nicht die Preise für das Produkt weiter steigen würden. Irgendwann verdienen sich die wenigen Anbieter, um es einmal so auszudrücken, dumm und dämlich, was andere nachdenklich werden lässt. Wieso diesen Wenigen den Markt und die Riesen-Rendite überlassen? Also drängen weitere Anbieter auf den Markt und die Gewinne für den Einzelnen sinkt, bis zu dem Punkt, an dem die ersten wieder aus dem Markt aussteigen, da es sich für sie nicht mehr lohnt. Das geht dann so lange, bis nur noch wenige Anbieter auf dem Markt sind und der Zyklus wieder von vorne beginnen könnte.

Und nun zum Öl-Markt: Im Öl-Schweine-Zyklus-Markt ist man vermutlich in der Phase angelangt, wo es viele Anbieter und sinkende Preise gibt. Lange zuvor, war der Öl-Markt unter wenigen Playern mit gewaltigen Gewinnen aufgeteilt. Das ging auch lange Zeit gut, bis die Preise für Öl in die Höhe schossen und dies weitere mögliche Öl-Anbieter auf den Plan rief. Diese sagten sich, dass man doch durch Erschließung neuer Vorkommen noch weiteres Öl fördern könnte, was sich auch bei Preisen über 60/70 Dollar je Fass durchaus lohnt. Fracking war geboren (und die Ausbeutung von Öl-Sänden in Kanada). Seitdem werden tief unter der amerikanischen Oberfläche Schiefergesteinsschichten aufgebrochen (gefrackt), um das darin gebundene Öl nach oben zu pressen.

Eine Erfolgsgeschichte. Die USA fördern plötzlich wieder gewaltige Mengen von Öl. Nachteil: Durch diese Öl-Über-Angebot sind die Preise ins Rutschen geraten. Zusätzlich mit einer rückläufigen Nachfrage (aufgrund der schwachen chinesischen Wirtschaft) kostet das Fass Brent-Öl aktuell nur noch 45 Dollar. Zum Vergleich: Im vergangenen Sommer waren es 120 Dollar.

Nun könnten die bisherigen Anbieter (Opec, also vor allem die Saudis) sagen, dass sie die Förderung drosseln, um den Öl-Preis zu stützen – machen sie aber nicht, was Verschwörungstheorien blühen lässt. Die Opec wolle die amerikanische Fracking-Industrie kaputtmachen.

Tatsächlich dürfte es für viele Fracker bei diesen Öl-Preisen sehr düster aussehen, weil Fracking eigentlich nur im ersten Jahr richtig gut funktioniert und dann wieder neue Felder (teuer) erschlossen werden müssen, wozu man aber Preise von 60 bis 70 Dollar braucht, um Investoren zu finden. Somit könnte es tatsächlich sein, dass die US-Fracking-Industrie plötzlich in sich zusammenbricht und der Öl-Preis einen Satz nach oben macht.

Kurzfristig könnte es mit dem Ölpreis allerdings noch ein wenig abwärts gehen – obwohl er schon überreif für eine Erholung ist –, dann könnte eine erste Marktbereinigung einsetzen und in der Folge der Öl-Preis steigen, was Fracking wieder interessanter machen könnte. Möglich, dass sie dann der Öl-Preis so nach und nach bei rund 60 Dollar einpendelt.

Bildquelle: Shell Royal Dutch

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