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Yes Icahn! Oder wie bei Apple Kurse gemacht werden

Der Mann ist 78 Jahre alt. 26 Milliarden Dollar schwer. Besitzer von rund 53 Millionen Apple-Aktien. Und er weiß, wie man Kurse macht. Es geht um Carl Icahn (nicht iCahn), Manager des Hedgefonds Icahn Enterprises L.P. Er ist auch einer jener Hedgefondsmanager, die gerne Briefe schreibt. Offene Briefe, die jeder lesen kann, sodass sie auch ihre volle Wirkung entfalten können. Grundsätzlich sind das höfliche Briefe. So auch der, den nun Tim Cook, Chef von Apple, von Icahn erhalten hat. Nichts liege ihm ferner als Kritik zu üben, heißt es darin. [„To be totally clear, this letter is in no way intended as a criticism of you as CEO”] Nein, es geht um freundliche Ratschläge, um es einmal so zu formulieren. Und man bedankt sich auch artig dafür, dass das Management so folgsam ist und auf das letzte Schreiben so „aufgeschlossen“ [„We thank you for being receptive to us and other large shareholders“] reagiert habe.

Das letzte Briefchen wurde vor einem Jahr verschickt und seitdem ist der Apple-Kurs um knapp 51 Prozent gestiegen. Natürlich pflegt Carl keine nette Brieffreundschaft mit Tim, sondern ihm geht es ums Geld, um was sonst. Aus Sicht von Icahn war und ist die Apple-Aktie dramatisch unterbewertet. [„we believe Apple remains dramatically undervalued“]. Sicherlich sehe das Cook und der Apple-Vorstand auch so. [„And we think you and the Board agree.”] Icahn ist der Ansicht, dass die Aktie eigentlich bei 203 Dollar notieren sollte. Aktuell steht sie aber nur bei rund 100 Dollar. [„Our valuation analysis tells us that Apple should trade at $203 per share today] Nun rechnet Icahn in dem Brief haarklein vor, dass Apple kräftig wachsen werde in den kommenden Jahren, aber am Markt viel zu günstig bewertet sei. Andere Unternehmen seien viel teurer, bei geringerem Wachstum. Zudem sitze Apple auf einem sagenhaften Cash-Bestand von 133 Milliarden Dollar, der allein 21 Dollar Wert pro Aktie ausmache.

Cooks vordringliche Aufgabe sei es deshalb Aktien des eigenen Unternehmens im großen Stil zurückzukaufen und kräftig Dividenden auszuschütten. Im vergangenen Jahr war der gedrängte Apple-Chef bereits so „aufgeschlossen“ und hat 70 Milliarden Dollar in diesem Sinne investiert, weitere 60 Milliarden Dollar sollen folgen. All das hat den Kurs der Apple-Aktie schon ordentlich befeuert. Nicht genug für Icahn. Deshalb griff er erneut zur Feder.

Der Druck wird weiter erhöht. Man hoffe, dass die Firma all die schönen Aktien zurückgekauft habe, bevor andere Investoren und Fonds merken, dass die Aktie doch eigentlich viel zu billig sei und es zu einem sogenannten Short Squeeze komme, bei dem plötzlich alle Pessimisten einsteigen müssen und der Kurs in die Höhe schnelle. [„a de facto short squeeze may occur, and we can only hope that the company has repurchased all the shares it can before that happens.“] Sincerely. Mit freundlichen Grüßen. Gezeichnet Carl C. Icahn, Brett Icahn, David Schechter.

An dem Beispiel sieht man gut, wie die Briefe schreibenden Hedgefonds agieren. Scheinbar hilfsbereit. Doch eher druckvoll, hart und vor allem nüchtern kalkulierend. Da ist es dann auch egal, ob Apple vielleicht mit dem Geld besseres anfangen könnte als eigene Aktien zurückzukaufen. Investieren in Forschung und mögliche zukünftige Technologien, zum Beispiel. Es ist das Versäumnis von Apple Chef Tim Cook, im Gegensatz zu seinem charismatischen Vorgänger Steve Jobs, hier nicht genug zu tun oder nicht genug darüber zu reden, Visionen vorzugeben, um dadurch den Aktienkurs nach oben zu bringen.

 

Bildquelle: Apple

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