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Steico-Aktie // Euphorie und Enttäuschung

Bildquelle: Steico

Bei der Aktie des Holzdämmstoffplatten- und Holzfertigteil-Spezialisten (Bauzulieferer vor allem für Dachdecker / Zimmerer), Steico, geht es derzeit hoch her: Am Freitag kamen Übernahmegerüchte auf, nachdem Mehrheitsaktionär und CEO Udo Schramek „strategische Optionen bezüglich seiner ihm zuzurechnenden Anteile an der Steico prüft“, wie es hießt, sprich, Schramek möchte seine Anteile verkaufen.

Notwendigerweise würde das nicht zwingend zu einem Übernahmeangebot der restlichen Anteile der Steico führen, da die Aktie lediglich im Freiverkehr gehandelt wird und daher die Bestimmungen des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz (WpÜG) keine Anwendung finden. Nun, faktisch würde dann eine Übernahme doch recht realistisch werden, weshalb die Börse der Aktie auch einen gewaltigen Aufschlag gönnte.

Eine gewisse Ernüchterung folgte am Sonntag(!), als Steico die Zahlen für das Geschäftsjahr 2022 und das erste Quartal 2023 veröffentlichte. 2022 lief ganz gut, trotz einer schon flauen Baukonjunktur, Händler und Verarbeiter orderten noch tüchtig, um die eigenen Lager aufzubauen; viele wollte sich gegen Lieferengpässe wappnen. Doch schon im zweiten Halbjahr 2022 wurden die Lagerbestände schrittweise zurückgefahren.

Letztlich steigerte Steico 2022 den Umsatz um 14,7 Prozent auf 445,2 Millionen Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) fiel hingegen um 1,4 Prozent auf 90,0 Millionen Euro und der Betriebsgewinn (Ebit) gab um 3,6 Prozent auf 65,2 Millionen Euro nach. Der Jahresüberschuss liegt mit 47,9 Millionen Euro um 0,6 Prozent unter Vorjahr. Je Aktie errechnet sich so ein Gewinn von 3,40 Euro (Vorjahr: 3,42 Euro), woraus sich aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von fairen 13,6 ergibt.

Einen ordentlichen Dämpfer gab es im ersten Quartal durch Lagerabbau, Witterung und eine Cyberattacke im März: So liegt der Umsatz im ersten Quartal 2023 mit 96,5 Millionen Euro um 16,7 Prozent unter Vorjahr. Das Ebitda beläuft sich auf 12,8 Millionen Euro, was ein Minus von 45,5 Prozent entspricht. Das Ebit liegt mit 5,9 Millionen Euro sogar mit 65,9 Prozent unter dem Vorjahr.

Nach diesem Quartal wird Steico vorsichtiger beim Ausblick: Das Unternehmen rechnet nun mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau und einer Ebit-Marge zwischen zehn und 15 Prozent. Bislang war Steico von einer Erlössteigerung und einer Ebit-Marge von zwölf bis 15 ausgegangen. Die Börse quittiert das mit einem Minus von rund sieben Prozent.

Die Zeiten werden zweifellos  für Steico – und der Ausstieg des Mehrheitsaktionärs könnte dafür auch ein Anzeichen sein. Dennoch dürfte das Unternehmen tendenziell von Sanierungsmaßnahmen profitieren, sofern die Verbraucher noch über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügen. Inflation und steigenden Zinsen erschweren das und sind eine Belastung für die Baukonjunktur.

Charttechnisch befindet sich die Steico-Aktie nach wie vor in einer Phase der Bodenbildung bei rund 40 Euro. Diese Marke sollte nicht unterschritten werden. Ein Unterschreiten würde wahrscheinlich einen weiteren Abwärtsschub auslösen. Kurse oberhalb von 56/57 Euro wären ein Long-Signal.

Fundamental ist Steico angesichts von Marge und KGV fair bewertet. Die Dividenden ist mit 0,40 Euro (für das Geschäftsjahr 2022) allerdings recht mager.

Steico-Aktie (Tageschart): Bodenbildung

STEICO

Bildquelle: Steico; Chartquelle: stock3.com
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