Plusvisionen

Altersvorsorge // Lebensversicherungen liegen im Sterben

Sparbuch, Bausparvertrag und Kapital-Lebensversicherung – sie waren einst die Dreifaltigkeit des deutschen Sparers. Ob große oder kleine Dinge oder der Lebensabend, mit ihnen konnten Träume verwirklicht werden. Doch spätestens seit es keine Zinsen mehr gibt ist der Vorsorge- und Anspar-Traum geplatzt. Sparer müssen kreativer werden, wenn sie aus Geld etwas mehr Geld machen wollen. Aber Geld ist eigentlich nichts mehr wert, zumindest auf den Kapitalmärkten nicht. Die Notenbanken drucken es massenhaft und verteilen es ebenso großzügig, wenn gewollt an die Banken, die daraus Kredite machen sollen, also neues Geld, um die Konjunktur zu beleben. So brauchen die Banken das Geld der Sparer nicht mehr, im Gegenteil, es ist lästig geworden, weil die Banken dafür vielleicht noch Strafzinsen bei der Notenbank zahlen müssen. Und die Sparer? Sie wollen nicht mehr sparen, weil es sich längst nicht mehr lohnt das Geld auf die Bank oder zu einer Versicherung zu tragen, die daraus auch nicht mehr machen können, da es Geld, wie gesagt, schon im Überfluss gibt und der Zins von den Notenbanken abgeschafft wurde.

Weil das so ist, hat längst das Sterben einer einst stolzen Branche begonnen, der Lebensversicherer. Deren früher florierendes Geschäftsmodell ist mit den Zinssenkungen erodiert. In den goldenen Zeiten funktionierte das sehr einfach: Der Garantiezins lag beispielsweise bei vier Prozent, Bundesanleihen brachten sechs Prozent, macht zwei Prozent risikolosen Überschuss. Um das Ganze noch etwas aufzupeppen, nahmen die Lebensversicherer noch ein paar Immobilien und wenn es denn unbedingt sein musst, so was Exotisches wie Aktien mit ins Portfolio. Lief es gut, ließ sich so die Rendite noch ein wenig aufhübschen. Große Fähigkeiten im Management von Vermögen (Assets) musste man nicht unbedingt mitbringen, das Geschäft flutschte, quasi von alleine. Die Schwierigkeit damals, möglichst viele Verträge an die Frau beziehungsweise an den Mann zu bringen, doch dazu gab es Versicherungsvertreter, die demnächst von einer App ersetzt werden.

Heute liegt der Garantiezins bei 1,25 Prozent [wird von Bundesfinanzminister festgelegt]. Gleichzeitig liegt die Rendite von Bundesanleihen bei ungefähr einem Prozent, allerdings nicht pro Jahr, sondern für zehn Jahre. Pro Jahr sind es bei einer 10-jährigen Bundesanleihe aktuell 0,12 Prozent. Tendenz: eher fallend. Es klafft pro Jahr somit eine hässlich Rendite-Lücke von rund 1,1 Prozent, bei Altverträgen ist diese noch deutlich höher, von denen kein Lebensversicherer so recht weiß, wie er sie stopfen soll. Mit Aktien? Derzeit liegt die Aktienquote irgendwo bei 3 Prozent. Sie müsste gewaltig aufgestockt werden, was aber sicherlich Problem beim Risikomanagement und bei der Aufsicht – Bafin – bereiten würde. Also in alternative Investments wie Windkraft, Parkhäuser, Solarparks, Autobahnen, Tunnels, Venture Capital, … investieren? Ein Vorstand einer renommierten Lebensversicherung nannte die Diskussion um solche Investments kürzlich auf einer Konferenz ernüchternd eine Nirwana-Debatte. Es herrscht tiefe Resignation, von der auch Pensionskassen erfasst werden. Branchenprimus Allianz hat bereits seine traditionellen Lebensversicherungsbestände in Italien, Südkorea und Taiwan verkauft.

So befinden sich die Kapital-Lebensversicherungen längst in Abwicklung. Aber bis zur Bundestagswahl 2017 wird die Regierung und die Bafin den Laden noch zusammenhalten, irgendwie, man will keine zusätzliche Unruhe, wo es schon mit dem Sparen und der Riester-Rente nicht mehr klappt. Die große Konsolidierung dürfte danach einsetzen. Die Auswirkungen der Nullzinsen auf Banken und Lebensversicherern sind noch nicht absehbar. Klar ist nur, die Zeche für Banken- und Eurorettung wird die breite Masse der Sparer zahlen.

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