Plusvisionen

Prokon, Rendite und Sicherheit bei der Geldanlage

Welche Geldanlage ist sicher? In den vergangenen Jahren und nicht nur in dieser Zeit, haben wir gelernt, dass gar nichts sicher ist. Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass es mal einen Schuldenschnitt in Griechenland geben könnte, einem Land der Euro-Zone. In Zypern, auch einem Land der Euro-Zone, wurden Sparguthaben zusammengestrichen. Die Commerzbank ist zeitweise zum Penny-Stock verkommen und vor allem durch die Zusammenlegung von zehn zu einer Aktie von diesem Makel befreit worden. Zertifikate wurden wertlos. Mittelstandsanleihen gehen den Bach runter. Überhaupt stand Mitte September 2008 das globale Finanzsystem nach der Lehman-Pleite Spitz auf Knopf. Und nun also, ein paar Nummern kleiner, Prokon.

Der Windkraft- und Bioenergieunternehmen aus Itzehoe hat mit einer Planinsolvenz gedroht, falls Anleger weiter ihr Geld aus dem Unternehmen abziehen. Die bittere Nachricht für alle Anleger gleich vorweg: Prokon wird aller Wahrscheinlichkeit in die Insolvenz schlittern, weil jetzt erst recht die Investoren ihr Geld zu retten versuchen. Einen derartigen Mittelabfluss hält kein Unternehmen aus, auch Prokon nicht.

Selber schuld. Lernt man als BWLer schon ganz früh: Langfristige Investitionen muss man langfristig finanzieren – ansonsten kann es unangenehm werden. Prokon ist das Risiko eingegangen und hat bei den Genussrechten vom Typ A eine Kündigungsfrist von sechs Monaten eingeräumt. In dieser Zeit dürfte wohl kein Windparkprojekt zu realisieren und ein entsprechender Cash-flow zu generieren sein. Das Geschäftsmodell ist somit vermutlich nicht schlecht, immerhin ist von einer Konkursquote von stattlichen 60 Prozent die Rede, es sind somit Werte vorhanden, schlecht ist aber die Finanzierung des Unternehmens.

Prokon wollte unabhängig von Banken sein und hat sich deshalb selbst Geld am (grauen) Kapitalmarkt besorgt. Das geht durchaus in Ordnung. Prokon sagt, Banken und Medien haben deshalb Stimmung gegen das Unternehmen gemacht, was nach Verschwörungstheorie klingt. Vielleicht hätte Prokon bei so mancher Bank auch bessere Konditionen als über die Genussrechte bekommen.

So musste Prokon seinen 75.000 Anlegern sieben oder acht Prozent Rendite versprechen, um sie zu ködern und später bei Laune zu halten.

Nur so zum Vergleich: Auf einem Sparbuch gibt es derzeit so um ein halbes Prozent Zinsen. Merke: Wenn Zinsen um so viel über dem Marktdurchschnitt liegen oder auch früher schon lagen, kann es sich nur um eine Risikoanlage handeln, mit den entsprechenden Verlustgefahren. Auf solches Geld muss man zur Not verzichten können – ansonsten: Finger weg.

Prokon tat sich vermutlich, vorsichtig ausgedrückt, sehr schwer, den Cash-flow für die hohen Zinszahlungen zu erwirtschaften. Wenn es so ist oder war, dass Prokon ständig frisches Kapital braucht(e), um alte Zinszahlungen zu bedienen, dann käme das einen Schneeballsystem zumindest recht nahe.

Erkenntnisse: Ein „too big to fail“ wird es bei Prokon nicht geben. Wenn die Stimmung gegen ein Unternehmen ist, dann wird es zäh. Das musste schon der Medienunternehmer Leo Kirch erfahren als der Deutsche-Bank-Vorstand Rolf-E. Breuer Zweifel an der Kreditwürdigkeit der Kirch-Mediengruppe laut werden ließ. Prokon wird nicht die letzte Pleite bleiben, weil Scheitern zum Wirtschaftsleben gehört. Also, nicht trauern, sondern hoffen, dass immer wieder Mutige gibt, die dennoch Unternehmen gründen – und als Anleger das Geld vernünftig streuen.

 

Bildquelle: Urs Flükiger  / pixelio.de [bearbeitet]

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