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Interview Mark Becks – Masterflex // Auf Kurs zu den Jahreszielen

Masterflex

Bildquelle: Masterflex

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Mark Becks, CFO von Masterflex (549293), zu den frisch vorgelegten Halbjahresergebnissen: Bei einem Umsatzplus um 7,3 Prozent auf 52,7 Millionen Euro blieb der Spezialist für innovative Schlauchsysteme auf Wachstumskurs. Das operative Ergebnis (Ebit) lag mit 6,8 Millionen Euro nur knapp über Vorjahresniveau, was auf einen Sondereffekt zurückzuführen ist. Masterflex sieht sich jedoch auf Kurs, die Jahresziele von 103 bis 110 Millionen Euro Umsatz sowie ein Ebit zwischen 11 und 14 Millionen Euro zu erreichen. Mittelfristig verspricht das neue Programm HERO@ZERO zusätzliche Impulse.

Herr Becks, mit plus 7,3 Prozent beim Umsatz auf 52,7 Millionen Euro ist Masterflex im ersten Halbjahr 2023 auf Wachstumskurs geblieben. Im zweiten Quartal hat die Dynamik aber nachgelassen, woran liegt das?
Mark Becks:
Dank eines starken ersten Quartals mit fast 16 Prozent Umsatzwachstum haben wir uns im ersten Halbjahr 2023 insgesamt gut geschlagen, obwohl mehrere bremsenden Effekte gegen uns gelaufen sind. Dass die Konjunktur im zweiten Quartal äußerst schwach war, ist für die meisten sicherlich keine Überraschung, das konnte man aus der Tagespresse entnehmen. Für uns kam erschwerend hinzu, dass gerade Deutschland das konjunkturelle Schlusslicht bildet, und hier haben wir unseren Umsatzschwerpunkt mit circa 45 Prozent vom Gesamtumsatz. Insgesamt fallen vor allem die klassischen zyklischen Branchen ins Gewicht. Hinzu kommt das gute Vorjahresquartal als Vergleichsbasis und vor allem der Umstand, dass einige Kunden hohe Lagerbestände hatten, die sie zunächst abgebaut haben, was sich folglich auch in deren Bestelltätigkeit widerspiegelte.

Trotzdem sind wir guter Dinge für den weiteren Jahresverlauf, unsere Auftragslage ist weiterhin gut und wir haben zum Beispiel mit der Medizintechnik, der Halbleiterindustrie, der Luftfahrt und im Bereich Life Sciences auch Kundenbranchen, die trotz des rezessiven Trends stabil wachsen.

Sie gehen also von einer temporären Konjunkturschwäche in zweiten Quartal aus?
Darauf hoffen wir natürlich und die ersten Indikationen aus unserem Auftragseingang sprechen dafür. Gerade die Kunden, die im ersten Halbjahr und hier vor allem im zweiten Quartal Lagerbestandsanpassungen vorgenommen haben, kommen wieder stärker als Käufer zurück. Insgesamt bewegt sich unser Auftragseingang in den ersten Wochen des laufenden Halbjahres auf einem guten Niveau und über dem Wochenschnitt des ersten Halbjahres 2023. So gesehen sieht es bereits jetzt stabil aus und wir haben entsprechend auch unsere Guidance für 2023 bestätigt.

Man muss allerdings auch sagen, und das hören wir auch in zahlreichen Gesprächen mit Kunden, dass sich im Unternehmenssektor die zunehmende Sorge breit macht, dass wir gerade in Deutschland nicht nur temporär die wirtschaftliche Entwicklung aufs Spiel setzen, sondern durch eklatante politische Fehlentscheidungen strukturelle Probleme züchten. Als Unternehmer ist man derzeit für meinen Geschmack zu sehr damit beschäftigt, über die Knüppel zu springen, die einem aus Berlin oder Brüssel zwischen die Beine geworfen werden.

Das klingt, als wären Sie mit der Politik der Ampel-Regierung nicht einverstanden?
Grundsätzlich sollten wir als Unternehmensvertreter über tolle Produkte, Wachstumschancen und so weiter sprechen. Aber die zum Teil schon seit Jahrzehnten beobachtbaren politisch motivierten Fehlentwicklungen – dies betrifft die Energie- und Bildungspolitik, die dramatische Überbürokratisierung und den überbordenden Sozialstaat – haben natürlich gravierende Auswirkungen insbesondere auf den Mittelstand. Lassen Sie es mich so ausdrücken: Wäre heute die Hauptversammlung der Deutschland AG, würde der Regierung als verantwortlichem Management die Entlastung verweigert. Mehr möchte ich dazu an dieser Stelle auch nicht sagen.

Bleiben wir bei Masterflex: Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern lagen Sie trotz Umsatzwachstum mit 6,8 Millionen Euro nur knapp über Vorjahr aufgrund von Sondereffekten. Ähnliche Belastungen schließen Sie für das zweite Halbjahr aus?
Wir hatten einen Einmaleffekt bei unserer Tochter APT, der aus dem Umzug von Neuss nach Düsseldorf bei einer gleichzeitigen Einführung einer neuen Planungssoftware resultiert. Das war ehrlich gesagt zu viel auf einmal für eine relativ kleine Gesellschaft. Ein daraus resultierender Effekt betraf Preiserhöhungen bei Rohstoffen, die wir erst mit Zeitverzug in Preiserhöhungen umgesetzt haben, sodass hier eine positive Trendumkehr im zweiten Halbjahr zu erwarten ist. Zudem haben wir bei der Produktivität nachgeschärft. APT wird ein deutlich besseres zweites Halbjahr hinlegen. Mit einer APT in Normalform wären wir im ersten Halbjahr bei einem Ebit von rund 7,6 Millionen Euro gelandet. Für den Konjunktiv können wir uns nichts kaufen, aber es zeigt doch, wo es in der Tendenz mit der Marge hingeht.

Vor ziemlich genau einem Jahr haben Sie gegenüber Plusvisionen [HIER klicken] eine weitere Steigerung der Ebit-Marge in Aussicht gestellt und das auch erfüllt. Sind die um den APT-Effekt „bereinigten“ 14,6 Prozent als Ebit-Marge kurz- bis mittelfristig machbar?
Wir haben immer gesagt, wir wollen die Marge ausgehend von der erreichten zweistelligen Ebit-Marge weiter ausbauen. Daran arbeiten wir grundsätzlich immer und wir liegen damit auch auf Kurs. Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Produktivität zu erhöhen und führen auch die aus unserem Optimierungsprogramm B2DD erfolgreichen Effizienzmaßnahmen kontinuierlich fort, um weitere Margensteigerungen zu realisieren. Aber auch wir sind natürlich von der Topline – dem Umsatz – abhängig. Perspektivisch sind wir fest davon überzeugt, dass wir auch die von Ihnen genannten Prozentzahlen erreichen, und das zweite Halbjahr wird mit der erwarteten, erfreulichen Entwicklung auch erneut die Richtung dahin vorgeben.

Wie sieht es mit neuen Produkten oder Innovationen aus, gibt es da Neuigkeiten?
Wir arbeiten permanent mit Kunden an innovativen Lösungen. Eine für uns sehr interessante Neuentwicklung betrifft ein Legesystem für Stents in den oberen Atemwegen. Die Problemstellung dabei war, dass die Lage des Legesystems im Röntgenbild normalerweise nicht zu sehen ist. Wir haben dafür eine Lösung entwickelt, die zusätzlich zur Röntgensichtbarkeit diverse andere Anforderungen erfüllt wie Biokompatibilität, Flexibilität und axiale Belastbarkeit, lasermarkierbar ist, einen niedrigen Reibungskoeffizienten und ein Multilumendesign mit mehreren Kanälen beziehungsweise Funktionen aufweist. Hier zeigt sich auch der Trend, dass wir uns mehr Richtung Systemanbieter entwickeln, was für uns natürlich sehr interessant ist.

Wie schnell beziehungsweise wann wird das angekündigte Thema Kreislaufwirtschaft mit HERO@ZERO für Masterflex umsatz- und ergebnisrelevant?
Wir sehen darin einen sich entwickelnden Prozess als Ergänzung zum bisherigen Geschäft. Wir haben mit dem Recycling-Spezialisten Remondis eine erste Kooperation geschlossen und verfeinern gemeinsam mit Remondis und Referenzkunden ein entsprechendes Geschäftsmodell. Hier geht es letztendlich auch darum, gesetzliche Regelungen zu erfüllen, die im Sinne einer vollständigen Kreislaufwirtschaft noch nicht vollumfänglich formuliert sind. Unsere Vision dabei ist jedoch klar, unseren Kunden die optimale Verbindungslösung als Product-as-a-Service zu bieten. Wir sind hier Vorreiter und bereit zu liefern und das Interesse auf der Kundenseite ist da.

Unabhängig davon ist Masterflex der bisher formulierten Geschäftsentwicklung ein Stück weit voraus, wird da nicht ein aktualisierter Mittelfristausblick fällig?
Hier ein klares JA! Dieses Thema wird bei den nächsten Strategie-Meetings mit unserem Management im Zentrum stehen. Als Vorstand haben wir schon Zielvorstellungen, die aber im Rahmen des Planungsprozesses operationalisiert werden müssen. Wenn wir damit fertig sind, werden wir auch das Mittelfristziel kommunizieren. Daneben gibt es im Tagesgeschäft aktuell zu viel zu tun, wir haben noch einige Optimierungsthemen vor der Brust und müssen auch die aktuelle konjunkturelle Lage samt Herausforderungen bei Lieferketten, Inputpreisen et cetera managen.

Zum Abschluss vielleicht noch ein Kommentar zum Aktienkurs, der zuletzt rückläufig war.
Der jüngste Rücksetzer trifft auch mich und meinen Vorstandskollegen Andreas Bastin als Masterflex-Aktionäre. Als Vorstand tue ich mich schwer, Aussagen zum eigenen Aktienkurs zu treffen. In den vergangenen Monaten ist Masterflex dank unserer guten Geschäftsentwicklung deutlich besser gelaufen als die meisten anderen Small Caps. Seit geraumer Zeit ist der Gesamtmarkt im Konsolidierungsmodus, das makroökonomische Umfeld eingetrübt, sodass Investoren auch verstärkt Gewinne mitnehmen. Da ein Großteil unserer Aktien, rund 60 Prozent, zudem in fester Hand sind, wirkt sich das bei einem entsprechend geringen Freefloat mitunter auch deutlicher aus.

Ich bin aber zuversichtlich, dass der Markt früher oder später die Marktstellung von Masterflex als Innovationsführer im Spezialschlauchmarkt honorieren wird. Von Montega Research haben wir trotz des makroökonomischen Gegenwindes ein aktuelles Kaufen-Rating mit Kursziel 16 Euro erhalten. Das ist doch eine erfreuliche Perspektive, auf die wir hinarbeiten. Aber wie man so schön sagt: Die Wahrheit ist auf dem Platz.

Herr Becks, vielen Dank für das schnelle Interview!

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