Plusvisionen

Corona, DAX-Crash, Öl und die Folgen für das Klima

Nun also ein (Corona-)Virus. Es gibt immer einen Auslöser für einen Crash. Ein Ereignis, das zum Umdenken zwingt. Die Aktienkurse brechen ein, die Rohstoffmärkte befinden sich auf dem Niveau von 1986 und die Anleger flüchten in Staatsanleihen, egal wie niedrig deren Renditen sind. Es herrscht Panik.

Diese war noch nie ein guter Vermögensberater, aber deswegen schon auf die Käuferseite wechseln? Das bleibt gewagt, denn wie sagt der Börsenphilosoph: Der Crash ist dann vorbei, wenn er vorbei ist. Oder wie Sir John Maynard Keynes einstmals bemerkte: Die Märkte können länger irrational sein als ein Anleger solvent.

Was die Märkte nun machten: Sie bewerten die Situation neu und kommen zu dem Schluss, dass durch das Coronavirus die Produktion in China stillstand und in anderen Ländern vielleicht demnächst stillstehen könnte – und das zweifellos die Unternehmensgewinne belasten werde. Deshalb kommen die Aktienkurs zurück, weil Kursgewinne künftige (diskontierte) Unternehmensgewinne sind. Fallen diese schmäler oder ganz aus, sinkt der Wert/Kurs des Unternehmens.

Hellt sich die Situation wieder auf, wird es mit den Kursen auch wieder nach oben gehen. Hinzu kommt jedoch, dass die Börsen neurotisch sind (siehe Keynes oben) und sie deshalb zu Übertreibungen in die ein oder andere Richtung neigen, sich aber letztlich und langfristig, das ist die gute Nachricht, doch am fairen Wert einpendeln.

Neben den Unternehmensgewinnen ist der Diskontierungsfaktor, der Zins, somit ein wesentliche Einflussgröße. Der Zins aber rutscht derzeit immer tiefer in den Negativbereich, was eigentlich höhere Aktienbewertungen zuließe – und den Absturz jetzt durchaus etwas abfedern könnte, da Aktien im Vergleich zu Anleihen aktuell so günstig wie seit den 1950er-Jahren nicht mehr bewertet sind.

Die Corona-Krise dürfte jetzt in den Kursen enthalten sein. Die Börse wird nun beobachten, ob sich die Spirale weiter nach unten drehen könnte, weil es zu Pleiten, Liquiditätsengpässen, Kurzarbeit und einer generell schlechten wirtschaftlichen Stimmung kommt. Wenn dem so wäre, würden die Kurse weiter fallen. Das Besondere an Corona: sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite gibt es Ausfälle.

Eine spannende Situation gibt es am Öl-Markt: Dort scheint Saudi-Arabien mehr Öl fördern zu wollen. Vielleicht fürchten sie, es demnächst nicht mehr loszubekommen und wollen deshalb ihre Boden-Schätze noch rasch versilbern. Das ist durchaus rational: Wenn wir es ernst meinen mit dem Klimaschutz werden wir demnächst völlig auf fossile Brennstoffe verzichten müssen. Daher schnell noch verkaufen, was geht, egal zu welchem Preis.

Das allerdings könnte die Erderwärmung beschleunigen, da das Öl, das gefördert, auch verbrannt und dadurch CO2 freigesetzt wird. Je niedriger der Öl-Preis, desto stärker könnte der Öl-Verbrauch in Ländern, die den Klimawandel nicht so ernst nehmen, ansteigen, mit den entsprechend negativen Folgen für das Klima [Hans Werner Sinn beschreibt ein solches Szenario in seinen Buch „Grünes Paradoxon“].

Bildquelle: Markus Kräft / pixelio.de
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