Plusvisionen

IPO-Interview Oliver Reisinger – SDM // Sicherheit ist ein Wachstumsmarkt

Oliver Reisinger SDM

Bildquelle: Oliver Reisinger SDM

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an den Vorstand der SDM, Oliver Reisinger. Mit SDM (DE000A3CM708) geht das erste deutsche Sicherheitsunternehmen an die Börse. Die Aktien können vom 11. bis 25. Oktober 2021 in einer Preisspanne zwischen 3,30 und 3,60 Euro an der Börse Düsseldorf gekauft werden. GBC Research empfiehlt die Aktie mit einem fairen Wert von 4,09 Euro zum Kauf. SDM will den Umsatz in wenigen Jahren verdoppeln.

Schon im zweiten Jahr kein Oktoberfest. Wie sehr schmerzt Sie das privat und wirtschaftlich?
Reisinger: Überraschenderweise privat mehr als wirtschaftlich. Ohne das Oktoberfest fehlt hier in München einfach etwas. Es war auch für unser Unternehmen das jährliche Highlight. Doch das vergangene Jahr hat gezeigt, dass wir uns auch ohne diese Großveranstaltung positiv entwickeln und den Umsatz um 16,8 Prozent steigern konnten.

Ist Corona für die Sicherheitsbranche Impuls oder Belastung?
Beides. Leider wird seit Jahren die Gefährdung von Menschen und Werten größer und der Respekt davor geringer. Da reicht der tägliche Blick in die Medien. Corona hat diesen Trend noch verstärkt und damit auch die Nachfrage nach Sicherheit und Schutz. Wer allerdings zu stark auf Flughafensicherheit, Events und Messen gesetzt hat, hatte sicher schwierige 18 Monate.

Die Deutschen lieben Sicherheit. Ist Sicherheit ein Wachstumsmarkt?
Absolut. Die Nachfrage nach Sicherheitsleistungen nimmt in Deutschland seit Jahren kontinuierlich zu. Seit dem Jahr 2010 ist die Branche durchschnittlich um mehr als sechs Prozent jährlich gewachsen. Auch in 2020 konnte sie den Umsatz um 4,5 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro steigern. Das solide Branchenwachstum sollte sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen und sdm will schneller wachsen als der Markt.

In welchen Bereichen ist SDM tätig? Die SDM Gruppe wurde 1999 gegründet und ist heute einer der führenden Sicherheitsdienstleister in der Metropolregion München. Wir bieten ein breites Leistungsspektrum vom Werk- und Objektschutz, über Wert- und Geldtransporte bis hin zur Organisation von Veranstaltungen und effektivem Personenschutz. Dafür beschäftigen wir rund 300 Mitarbeiter. Zu unseren Kunden zählen Behörden, Krankenhäuser, Konsulate, Einzelhändler, Hotels und auch Privatpersonen.

Wo sehen Sie in den kommenden Jahren das größte Wachstumspotenzial?
Eine Umsatzverdoppelung in den kommenden Jahren ist realistisch. Denn in praktisch jedem Kundenkreis – Unternehmen, Behörden, privates Umfeld – haben wir Potenzial. Die Metropolregion München bietet eine bundesweit wohl einzigartige Kombination aus Wirtschafts- und Lebensraum: Rund 13 Millionen Einwohner mit einem hohen durchschnittlichen Einkommen, DAX-Konzerne und starker Mittelstand, zwei internationale Messestandorte und über 100 Konsulate. Dabei werden wir uns weiterhin nicht an Ausschreibungen für Großprojekte wie beispielsweise den Schutz von Flughäfen beteiligen. Der Objektschutz ist unser Stammgeschäft. Daneben wollen wir lieber viele kleinere Events bewachen. Heute brauchen sie für jede Modenschau und Abiturfeier ein Sicherheitskonzept. Diese Aufträge sind nicht so repräsentativ, aber dafür oft margenstärker.

Wie hat sich Ihr Umsatz, ihr Betriebsgewinn, ihre Marge und das, was unter dem Strich übrig blieb entwickelt?
SDM war seit der Gründung 1999 immer profitabel. In 2019 habe ich die Mehrheit am Unternehmen übernommen und eine Neuausrichtung und Modernisierung eingeleitet. In dem Jahr haben auch bewusst auf unrentablen Umsatz verzichtet. Entsprechend sind die Erlöse von 12,8 Millionen Euro auf 8,9 Millionen Euro zurück gegangen. Beispielsweise durch die Einführung eines aktiven Controllings und modernen ERP Systems haben wir interne Prozesse professionalisiert. Außerdem machen wir mehr Marketing um neue Kunden zu erreichen. Mit Erfolg: Auch ohne Schutz des Oktoberfests – welches einen mittleren sechsstelligen Eurobetrag für uns bedeutet – ist SDM schneller gewachsen als die Branche und hat den Jahresüberschuss verdoppelt. Den Umsatz haben wir in 2020 um 16,8 Prozent auf 10,4 Millionen Euro gesteigert. Das operative Ergebnis – Ebitda – wurde auf 0,88 Millionen Euro verdoppelt. Der Jahresüberschuss legte von 0,30 Mio. Euro auf 0,69 Millionen Euro zu.

Wie ist Ihr Ausblick?
Wir wollen weiter wachsen. Im ersten Halbjahr 2021 liegen wir beim Umsatz auch wieder 20 Prozent über Vorjahr. Wie gesagt, sehen wir praktisch in jedem Bereich Potenzial. Dieses wollen wir auch durch die Erweiterung unseres Leistungsspektrums unter anderem um Videoüberwachung erschließen. Die elektronische Überwachung ist weniger personalintensiv. Auch der Wettbewerb ist geringer. Unter anderem werden wir datenschutzkonforme Videoüberwachung für Privatimmobilien anbieten. Bei einem Monatspreis von 80 Euro müssen wir nur 600 Kunden gewinnen, um unseren Umsatz um fünf Prozent zu steigern. Dies sollte im Münchner Süden sehr gut möglich sein.

Deshalb jetzt der Börsengang?
Um neue Leistungen wie Videoüberwachungen anbieten zu können, brauchen wir eine zusätzliche Sicherheits-Alarmzentrale. Dabei handelt es sich um kritische Infrastruktur mit hohen Anforderungen. Daher wollen wir eine Immobilie kaufen und entsprechend ausbauen. Dies ist sinnvoller als Miete. Außerdem wollen wir unser organisches Wachstum durch Übernahmen ergänzen. Unter anderem aufgrund fehlender Nachfolgemöglichkeiten und Schieflagen wegen Corona bieten sich dafür derzeit attraktive Möglichkeiten.

Mit welcher Bewertung gehen Sie an die Börse?
Bewusst mit einer konservativen. Am oberen Ende der Preisspanne wird sdm – vor der Kapitalerhöhung – mit 11,2 Millinen Euro bewertet und damit nur mit dem einfachen Umsatz – und zwar für das laufende Jahr und nicht für den in fünf bis zehn Jahren wie im Technologiesektor üblich. Gleichzeit sehen wir für die kommenden Jahre zweistelliges Wachstum.

Mit welchen Einnahmen rechnen Sie?
Am oben Ende der Preisspanne würde uns ein Bruttoemissionserlös von 2.160.000 Euro zufließen. Die Mittel sollen je zur Hälfte für Übernahmen – zwei bis drei sollten bis Ende 2022 möglich sein – und zum Aufbau der Sicherheits-Alarmzentrale genutzt werden.

Machen die bisherigen Aktionäre Kasse oder halten Sie weiter ihre Anteile?
Von den 690.000 angebotenen Aktien stammt mit 600.000 der ganz wesentliche Teil aus der Kapitalerhöhung. Die übrigen 90.000 kommen von mir. Zum einen, um den Streubesitz zu erhöhen und außerdem habe ich als Alleinaktionär die wesentlichen Kosten für die Vorbereitungen des Börsengangs übernommen. Der Gewinn von SDM wird in diesem Jahr also nicht durch den IPO belastet.

Dürfen Anleger mit einer Dividende rechnen?
Wir werden eine Dividenden-Aktie werden. Das laufende Jahr wollen wir natürlich zunächst zum Wachstum nutzen und investieren. Doch ab dem Jahr 2022 ist eine Dividende sehr wahrscheinlich.

Abschließend noch eine Frage, warum sollte Anleger die SDM-Aktie zeichnen?
Mit SDM investieren Anleger in den Wachstumsmarkt Sicherheit. Dabei ist unser Geschäftsmodell genauso konservativ wie unsere Bewertung. Wir sind ein ambitionierter Mittelständler, verfügen über eine moderne interne Organisation, ein diversifiziertes Leistungsportfolio und eine solide Kundenstruktur. Lieferkettenprobleme beschäftigen uns genauso wenig wie hohe Rohstoffpreise. Wir können uns voll auf Wachstum konzentrieren und mit dem Börsengang können wir dieses sogar beschleunigen.

Herr Reisinger, vielen Dank für das Interview!

Bildquelle: SDM
Exit mobile version