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Unterhaching Fußball-Aktie // Kick und kein Rush

Unterhaching

Bildquelle: Unterhaching

Unterhaching, 25.000-Seelen-Gemeinde am Stadtrand von München. Hier zählen auch Traditionen und Bodenständigkeit. Nun will ausgerechnet der örtliche Drittliga-Fußball-Verein mit 1.000 Mitgliedern und im Schnitt 3.300 Zuschauern – als zweiter Club nach Borussia Dortmund – an die Börse. Präsident und Geschäftsführer Manfred Schwabl ist dabei nicht für schnelle Gewinne zu haben, er, früher selbst Profi in der ersten Liga, will den langfristigen Erfolg. Ziel ist der Aufstieg in die zweite Liga.

Wie schnell sich ein Misserfolg einstellt, hat Schwabl vor rund elf Jahren selbst erfahren müssen: Seine Baufirma Swatsch ging pleite und Schwabl wurde wegen Insolvenzverschleppung und Betruges in Höhe von 880.000 Euro zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Hitzig war auch die Diskussion um die Fortsetzung seiner Präsidentschaft 2016 [siehe auch hier]. Diese Erfahrungen können durchaus prägen, stärken und für die Aufgaben befähigen.

Schwabl ist battle proofed – und wird das auch brauchen, wenn auf der Hachinger Alm wieder Zeitligaspiele gezeigt werden sollten. Die dritte Liga ist mit Mannschaften wie 1860, Ingolstadt, Rostock, Kaiserslautern, Duisburg oder Uerdingen sehr stark. Dort gilt es sich erst einmal durchzusetzen. Der Sprung in die zweite Liga ist dann nochmals gigantisch.

Die Einnahmen aus dem Börsengang Unterhachings sollten die finanzielle Grundlage dafür schaffen. 954.365 neue Aktien sollen zu einem Kurs von 8,10 Euro ausgegeben werden. Der Nettoemissionserlös könnte bei 6,93 Millionen Euro liegen, abzüglich der stattlichen Emissionskosten von rund 800.000 Euro. Die Zeichnungsfrist der Unterhaching-Aktien (A2TR91) an der Münchner Börse beginnt am 15. Juli und dauert bis zum 26. Juli. Durch den Börsengang wird sich das Grundkapital auf 4,5 Millionen Euro erhöhen.

Das Geschäft in der dritten Liga ist hart: In der Zeit vom 1. Juli 2018 bis 31. März 2019 hat Unterhaching Umsatzerlöse von 2,9 Millionen Euro erzielt. Dabei waren 1,6 Millionen Euro Werbeerlöse (300.000 Euro vom Hauptsponsor) und 477.000 Euro aus dem Eintrittskartenverkauf (750 Dauerkarten). Aus der zentralen Vermarktung der TV-Rechte durch den DFB wurde für die laufende Saison ein Betrag in Höhe von 800.000 Euro pro Verein in der 3. Liga festgesetzt (anteilig 600.000 Euro). Weitere Erlöse: 60.000 Euro Transferentschädigungen und Einnahmen aus dem Jugendbereich in Höhe von 171.000 Euro.

Der Personalaufwand betrug zugleich 2,3 Millionen Euro und die sonstigen Aufwendungen 2,9 Millionen Euro. Unter dem Stich steht ein Betriebsverlust von minus 3,3 Millionen Euro. Das ergibt einen durch das Eigenkapital (Pre-IPO von 3,0 Millionen Euro) nicht gedeckten Fehlbetrag von 899.000 Euro. Eigentlich hieße das „überschuldet“, doch es gibt noch stille Reserven (Bewertung des Kaders) von 2,0 Millionen Euro.

Das Stadion (Kapazität für 14.000 Zuschauer) gehört der Gemeinde Unterhaching; der Verein möchte es aber nach Sanierung in Erbpacht übernehmen. Positiv: Der Cash-flow aus der betrieblichen Tätigkeit beträgt 378.000 Euro und Unterhaching hat vor dem IPO 157.000 Euro auf dem Konto.

Läuft es nach Plan soll der Aufstieg 2022 gelingen und sich die Mannschaft bis 2025 in der zweiten Bundesliga etablieren. Das hätte vor allem höhere TV-Einnahmen zur Folge. Die Rede ist von Faktor zehn im Vergleich zu jetzt. Auch die Zahl der Zuschauer könnte sich verdoppeln, ebenso wie die Sponsorenerträge. Allerdings wäre auch die Mannschaft wohl mehr als doppelt so teuer wie derzeit.

Wenn Unterhaching die elf Millionen Euro Einnahmen aus Börsengang und Pre-IPO (Ankeraktionäre, Schwabl hält auch dann auch 16,7 Prozent) sinnvoll in Beine (Kader und Nachwuchsarbeit), Steine (Stadion) und Schuldentilgung investiert, dann könnte das Vorhaben gelingen.

Letztlich ist die Unterhaching-Aktie vor allem etwas für Fans(!) mit viel Geduld und Treue zum Verein. Auf der Hachinger Alm müssen die Verantwortlichen ihre Bodenständigkeit bei aller Professionalisierung bewahren, um sich gegenüber den Bayern und den 60ern eine Fanbasis zu sichern. Unangenehm fällt auf, dass beim Pre-IPO die Aktien schon für durchschnittlich gut 7,30 Euro über den Tisch gingen. Die Bewertung des Vereins mit 36 Millionen Euro ist reichlich „dicke Hose“.

Interview -Börsengang der SpVgg Unterhaching

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Quelle: Unterhaching / Börse München
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