Plusvisionen

Sparbuch, Aktie, Robo Advisors und die deutschen Anleger

Die Deutschen lieben ihr Sparbuch, obwohl es keine Zinsen bringt und auch noch nie wirklich brachte. Selbst in Hochzinsphasen blieben real kaum noch Erträge übrig, weil dann die Inflation die Rendite wegfraß. Über weite Strecken befand sich der reale Zins im negativen Bereich, wie die Bundesbank aufgezeigt hat. Aber wahrscheinlich lieben die Deutschen ihr Sparbuch gerade deswegen, weil es verlässlich keine Zinsen bringt. Verlässlichkeit scheint in Anlagedingen in Deutschland über alles zu gehen. Stetige Minierträge bei Zinsanlagen sind hinnehmbarer als mögliche plötzliche Verluste, wie sie bei Aktien auftreten können. Daran haben (bislang) auch die Nullzinsen nichts geändert. Bargeld und Spareinlagen summieren sich bei den Deutschen auf ein Vermögen von 2,1 Billionen Euro.

Gleichzeitig nimmt die Zahl der Aktienbesitzer (einschließlich Aktienfondsbesitzer) zwar wieder zu, im Jahr 2015 um 560.000 auf gut 9 Millionen, was der höchste Stand seit drei Jahren ist, aber es sind immer noch nur 14 Prozent der Bevölkerung. Die Deutschen beteiligen sich nach wie vor nur sehr widerwillig am Produktivvermögen und damit an den Gewinnen der Unternehmen für die sie direkt oder indirekt arbeiten. Aktien gelten als riskant, wobei die Gefahr mit Aktien Verluste einzufahren nach zehn bis zwölf Jahren Haltedauer statistisch auf nahezu null sinkt.

Jetzt sollen sogenannte Robo Advisors helfen mehr Deutsche von Aktien-Anlagen zu begeistern. Sie vereinfachen und strukturieren die Geldanlage. Investoren müssen in der Regel nur ihre Anlagesumme und ihre Risikotoleranz eingeben – den Rest erledigt der Robo meist durch die Investitionen in Indexfonds (ETFs). Doch die Branche befindet sich noch in den Anfängen. Manchmal wird nur eine Portfolioaufteilung festgelegt, etwa 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen. Der Robo führt dann lediglich ein Rebalancing durch, um bei Kursveränderung die ursprünglich 60/40-Aufteilung beizubehalten. Hin und wieder stehen auch schon smarte Systeme dahinter wie beispielsweise bei Scalable Capital oder bei Whitebox, die mit Value at Risk-Methoden arbeiten. Solche Ansätze stehen oft nur professionellen Anleger zur Verfügung.

Bislang ist es den Robos allerdings noch nicht gelungen breite Anlegerschichten anzusprechen. 100 Millionen Euro sollen unter Verwaltung sein. Davon entfallen wohl allein 40 Millionen Euro auf Quirion. Gut, alles ist noch sehr jung und die Ideen durchaus vielversprechend. Was der Branche fehlt ist ein belastbarer Track Record. Wie haben sich die Systeme in der Vergangenheit geschlagen? Diese Erkenntnislücke schreckt sicherlich ab. Vertrauen muss erst gebildet werden. Zudem könnte es auch sein, dass die Kosten der Robos noch zu hoch sind mit rund 0,7 bis 1,0 Prozent. Dafür, dass nur Maschinen am Werk sind, geht bei einer aktuell erwartbaren Rendite von vier Prozent etwa ein Prozentpunkt oder ein Viertel für die Gebühren flöten. Hier ist sicher Optimierungsbedarf. Einen Non-profit-Ansatz verfolgt schon jetzt der Schweizer Robo Ways2Wealth.

Es bleibt spannend, ob sich die Deutschen doch noch für den Vermögensaufbau mittels Aktie wenn schon nicht überzeugen, dann doch überreden lassen. Robos können eine sinnvolle Alternative sein oder werden. Ob man viele für dieses Konzept gewinnen kann? Abwarten. Zunächst muss wohl erst einmal die Bereitschaft vorhanden sein überhaupt langfristig und gestreut in Unternehmen via Aktien zu investieren. Und da muss sich noch viel tun.

 

Bildquelle: Rainer Sturm  / pixelio.de
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