Plusvisionen

Goldman-Sachs-Stratege Suneil Mahindru // Globaler Aktienausblick // Jetzt müssen die Verbraucher ran

Eine Außenvision von Suneil Mahindru, Chief Investment Officer für internationale Aktien bei Goldman Sachs Asset Management in London. Sein aktueller globaler Aktien-Ausblick.

Nach fünfeinhalb Jahren in einem Aktien-Bullenmarkt sind wir der Meinung, dass der langsame, aber stetige Normalisierungsprozess, über den wir in unserem letzten Ausblick sprachen, weiterhin intakt ist.

An vielen Märkten haben die Bewertungen fast wieder ihren historischen Durchschnittswert erreicht. Angesichts des anziehenden globalen Wachstums, der vielerorts niedrigen Inflation und größtenteils entgegenkommenden Zentralbankpolitik scheint dies fair zu sein – zumal auch die Aktien-Risikoprämien überdurchschnittlich sind. Im Zuge der neuen Höchststände vieler Papiere dürfte sich das Kurstempo jedoch verlangsamen. Trotzdem sind wir weiterhin überzeugt, dass Aktien im Vergleich zu anderen Anlageklassen attraktivere Renditen bieten können. Dabei bewerten wir Industrieländeraktien gegenüber ihren Schwellenländer-Pendants unverändert neutral, sehen aber nach wie vor auseinanderklaffende Fundamentaldaten quer durch alle Regionen.

Neben dem verbesserten Makroumfeld haben sich für die Aktienmärkte noch weitere, von uns schon lange erörterte Schlüsseltreiber herauskristallisiert. Allen voran stehen hier die Wachstumsausgaben und Strukturreformen. Auch der globale Konsum könnte sich kurz- und längerfristig zu einer bedeutenden treibenden Kraft entwickeln – sowohl in der Wirtschaft als auch an den Börsen. Etliche Faktoren, die die Stimmung und die Ausgaben der Verbraucher in zahlreichen Regionen gedämpft haben, könnten sich schon bald positiv entwickeln. In Sachen M&A honorieren Anleger weiter die Aktien von übernehmenden Gesellschaften, deren Kurs in der Regel sinkt, während die Titel der Übernahmekandidaten zulegen. Damit signalisieren sie ihre Bereitschaft, den Firmen nach jahrelangen Kostensenkungen und Dividendenerhöhungen nun wieder Wachstumsinvestitionen zuzugestehen.

Die Verbraucher in den Industrieländern haben sich während der Erholung nach der Finanzkrise von 2008 auffallend ruhig verhalten. Nicht so die Zentralbanken, die gleich bei Krisenausbruch tätig wurden und die Geldpolitik lockerten, um die Finanzsysteme zu stabilisieren und das Wachstum zu stimulieren. In jüngster Zeit haben zudem verschiedene Regierungen wesentliche strukturelle Änderungen zur wirtschaftlichen Stärkung und Modernisierung ihrer Länder vorgenommen bzw. vorgeschlagen. Zahlreiche Unternehmen investieren derweil langsam wieder in Wachstum.

In den Industrie- und Schwellenländern haben sich die privaten Konsumenten in den letzten Jahren indes relativ zurückgehalten. Dies könnte sich ändern, sobald vielerorts das Verbrauchervertrauen sowie die verfügbaren Einkommen steigen und der kurzfristige zyklische Druck – einschließlich Inflations- und Währungsdruck – nachlässt. Verbraucher rund um den Globus geben ihr Geld vermehrt für Dienstleistungen und Erlebnisse wie Reisen aus, anstatt für Einzelhandelsgüter, Immobilien oder Autos. Ihr Verhalten wird nicht nur die Konsumgütersektoren beeinflussen, sondern dürfte auch starke Auswirkungen auf andere Bereiche haben, wie Gesundheit und Technologie.

Eine Konsumbelebung in den Industrieländern könnte den aktuellen Wachstumszyklus verlängern. Die wachsende Mittelschicht in Asien und den Schwellenländern sowie die steigenden Konsumausgaben dort haben unterdessen das Potenzial, sich zu einem langfristigen Megatrend zu entwickeln. Sie könnten ferner einen bedeutenden Einfluss auf Unternehmen in den USA, Europa und Japan ausüben. Und nicht zu vergessen natürlich auf die „Local Player“.

 

Bildquelle: Goldman Sachs AM

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