Plusvisionen

Marc Friedrich und Matthias Weik Interview // BGE bedeutet neues Denken und neuer Wohlstand für alle

Götz Werner, Marc Friedrich, Matthias Weik

Bildquelle: Weik, Friedrich

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an die beiden Ökonomen, Querdenker, Redner und Honorarberater Matthias Weik und Marc Friedrich. Sie schrieben 2012 gemeinsam den Bestseller “Der größte Raubzug der Geschichte – warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden“. Es war das erfolgreichste Wirtschaftsbuch 2013. In ihrem zweiten Buch, „Der Crash ist die Lösung – Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten“, haben sie unter anderem die EZB Leitzinssenkung und Minuszinsen für die Banken, die Absenkung des Garantiezinses bei den Lebensversicherungen sowie den Ausgang der EU-Wahl richtig prognostiziert. Am 24. April 2017 ist das vierte Buch „Sonst knallt´s!: Warum wir Wirtschaft und Politik radikal neu denken müssen“ von Friedrich und Weik erschienen, das sie gemeinsam mit Götz Werner (Gründer des Unternehmens dm-drogerie markt) schrieben.

Ist das Glas halb voll oder halb leer?
Matthias Weik (MW): Bei uns immer halb voll. Trotz unserer Prognosen und Analysen sind wir Optimisten und lebensbejahend.

Ist Deutschland zukunftsfähig?
MW: Wenn wir so weitermachen dann nein.

Marc Friedrich (MF): Nein! Wir leben von der Substanz. Wir sind bei vielen wichtigen Punkten ins Hintertreffen geraten: Elektromobilität, Digitalisierung, Strom … Zusätzlich haben wir nicht die dringenden Antworten auf die Fragen der Zukunft.

Was könnte nicht stimmen in unserer Gesellschaft, vor allem wirtschaftlich?
MF: Nicht könnte, sondern, was stimmt nicht! Unser komplettes System ist nicht mehr zeitgemäß und ist zur ungerechten Umverteilungsmaschinerie mutiert. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer und das, obwohl wir eines der reichsten Länder der Welt sind. 600.000 Kinder leben in Deutschland in Armut. Eine Bankrotterklärung! Leistung lohnt sich nicht mehr! Wir haben einen der größten Niedriglohnsektoren Europas mit 8,7 Millionen Arbeitnehmer, die von ihrer Hände Arbeit nicht Leben können. Die können nicht adäquat für das Alter vorsorgen. Da kommt eine gigantische Altersarmutswelle auf uns zu.

MW: Einige wenige Reiche werden immer reicher und die Fleißigen immer ärmer. Großkonzerne zahlen kaum Steuern, während der Mittelstand geschröpft wird.

Bescheidener Wohlstand, ein Grundrecht für alle?
MW: Ein menschenwürdiges Leben für alle Bundesbürger.

MF: Das sollte das Ziel sein.

Bedingungsloses Grundeinkommen – BGE –, was ist das?
MF: Jeder Bürger erhält ab Geburt einen bestimmten Betrag ohne Formulare und Bedingungen vom Staat als Existenzsicherung überwiesen. Wir würden 1.000 Euro vorschlagen. Damit würde die Existenzangst verschwinden, etliche Milliarden an Überbürokratisierung und Verwaltung wegfallen und wie in vielen Fehlversuchen schon bewiesen Innovation, Flexibilität und die Gesundung der Gesellschaft vorangetrieben werden.

MW: Beginnen würden wir mit den Menschen, die es am dringendsten benötigen – Kindern und Rentnern. Denn Kinderarmut ist grenzenlose Dummheit und Altersarmut ist grober Undank.

Klingt fantastisch, zu fantastisch?
MF: Nein, schon jetzt bekommen wir alle ein BGE. Jeder ein hat ein Anrecht auf den Steuerfreibetrag von 8.820 Euro im Jahr. Das sind 735 Euro im Monat. Jedes Kind erhält das Kindergeld und die Beamten erhalten im Alter eine Pensionen, ohne jemals etwas in die Rentenkasse einbezahlt zu haben.

Hat der Kapitalismus ausgedient?
MW: Der Kapitalismus nein, der Finanzkapitalismus, welcher den Realkapitalismus gekapert hat, auf jeden Fall.

MF: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Kapitalismus den bisher größten Wohlstandseffekt generiert hat für die Menschheit. Wenn vor 200 Jahren noch 90 Prozent der Menschen in bitterer Armut gelebt und Hunger gelitten haben sind es jetzt viel weniger, aber immer noch viel zu viel.

Ist der Mensch nicht mehr faul und gefräßig?
MW: Nein, denn ansonsten würden wir noch auf den Bäumen sitzen. Der Mensch strebt immer weiter, immer nach Höherem. Schauen Sie sich die Erfolgsgeschichte der Menschheit an – beeindruckend. In den zurückliegenden zehn bis 20 Jahren haben wir riesige Sprünge gemacht. Wenn das so weiter geht, dann können wir viel erreichen.

Eine Muss-Frage, frei nach Jupp Schmitz: Wer soll es bezahlen, wer hat so viel Pinke-Pinke, wer hat so viel Geld …?
MW: Geld ist genügend vorhanden

MF: Durch die Abschaffung aller Steuern bis auf eine – die Konsumsteuer und der Wegfall der Bürokratie, Behörden und immensen Verwaltungsaufwand.

Gut, die Europäische Zentralbank (EZB) druckt ständig Geld, aber auch dafür?
MW: Momentan druckt die EZB Geld für marode beziehungsweise bankrotte Staaten und Unternehmen.

MF: Die EZB versucht momentan verzweifelt das Geldkaursell am Laufen zu halten, um das jetzt schon gescheiterte Währungsexperiment Euro künstlich am Leben zu erhalten.

Wann wird das BGE kommen?
MW: Spätestens wenn die Industrie 4.0 im Zuge der Digitalisierung für eine riesige Arbeitslosigkeit sorgen wird.

MF: Die UN und die Weltbank gehen davon aus, dass durch die Digitalisierung in den nächsten ein bis zwei Dekaden bis zu 75 Prozent der Jobs wegfallen werden. Wir brauchen jetzt Antworten und Lösungen für die Zukunft und nicht erst dann. Sonst wird es, wie von The Guardian prognostiziert, soziale Unruhen und Bürgerkrieg geben.

Brauchen wir neue Steuern, beispielsweise wieder eine Vermögenssteuer?
MW: Nein, wir benötigen nur eine Steuer – die Konsumsteuer!

MF: Im Buch zeigen wir auf, wie ineffizient und unbedeutend die Vermögenssteuer war und sein würde. Das ist reine Effekthascherei, um sich beim Wähler einzuschleimen.

Sind negative Zinsen auch eine Art Steuer?
MW: Nein, negative Zinsen sind schlicht und einfach krank.

MF: Negative Zinsen für alle werden kommen und zeigen nur auf, dass unser komplettes Finanzsystem aus den Fugen geraten ist.

Wie viele Jobs wird die Digitalisierung übrig lassen?
MW: Vielleicht 50 Prozent.

MF: Die erwähnten Studien gehen von 25 und 50 Prozent aus. Das werden wir sehen, aber es werden weniger wie 50 Prozent sein. Aber eigentlich sollten wir doch glücklich sein, immerhin war es von Beginn an immer das Ziel des Menschen sich der Arbeit zu entledigen. Und nun stehen wir kurz davor.

Oder ist das nur so ein alter Kultur-Pessimismus, wie es ihn schon immer gab – und immer gab es letztlich auch wieder mehr Jobs?
MW: Ja, es werden auch wieder Jobs entstehen, aber zumeist nicht für die, welche ihren Job verloren haben. Die Chance, dass Menschen, deren höchster Abschluss ein Führerschein ist, in Zukunft IT-Experten werden, halte ich nicht für besonderes realistisch.

MF: Der Mensch wird seiner Berufung nachgehen können und viele unattraktive Jobs werden attraktiver gestaltet oder besser bezahlt werden müssen. Die Erwerbsbiografien werden vielschichtiger und flexibler werden.

Ist Arbeitslosigkeit ein Problem der Vergangenheit oder der Zukunft?
MW: Massenarbeitslosigkeit war ein Problem vor knapp 90 Jahren und wird bald wieder ein Problem sein.

MF: Wenn wir nichts ändern werden und nicht Antworten auf dringende Fragen finden werden, werden wir vor enorme Probleme gestellt werden.

Apropos: Wie ist es um die Krise in Euroland bestellt?
MW: Die Krise wurde nicht gelöst, sondern lediglich mit viel Geld in die Zukunft verschoben. Griechenland ist nach wie vor bankrott und populistische Kräfte sind in Europa weiter auf dem Vormarsch.

MF: Die Krise schlummert nur und wird wieder ausbrechen – mit noch mehr Schlagkraft und destruktiver Kraft wie 2008. Die Länder Südeuropas sind immer noch im Dauerkrisenmodus, die volkswirtschaftlichen Eckdaten sind immer noch verheerend und den Ländern ging es mit ihren alten souveränen Währungen wesentlich besser wie momentan mit dem Kunstprojekt Euro. Wie viele Beweise brauchen wir noch, dass der Euro mehr schadet als nützt? Die Fakten belegen dies ganz klar! Aus einem schönen Traum wurde ein Alptraum.

Müssen Staatsschulden zurückgezahlt werden?
MW: Staatschulden werden niemals zurückbezahlt. Deutschland ist Exportweltmeister mit Rekord Steuereinnahmen, Rekordbeschäftigung und Rekordüberschüssen. Deutschland zahlt keinen Cent an Schulden zurück. Wenn nicht wir, wer dann und wenn nicht in Rekordjahren, wann dann?

MF: Wie können wir es dann von Pleiteländern wir Griechenland und Italien jemals erwarten? Noch nie hat ein Land seine Schulden zurückbezahlt. Schulden verschwinden aus dem System über: Erstens: Inflation, das heißt, wir zahlen die Zeche. Zweitens: Währungsreformen, das heißt, wir zahlen die Zeche. Drittens: Kriege, das heißt, wir zahlen die Zeche doppelt.

Brexit. Die Briten, die Schotten wohl weniger, sagen good bye. Wie konnte das passieren?
MW: Weil viele Menschen von der EU die Nase voll haben. Wenn ein gewisser Herr Junker, seines Zeichens EU-Kommissionspräsident, welcher Luxemburg in eine der größten Steueroasen für Konzerne verwandelt hat, jetzt etwas von Steuergerechtigkeit faselt, dann ist die Entscheidung der Briten durchaus verständlich.

MF: Die EU hat sich mit ihrem enormen Wasserkopf verselbstständigt und komplett von der Realität abgekoppelt. Die Menschen in Portugal, Italien und England fühlen sich weder von der EU vertreten noch abgeholt. Dies war/ist ein kapitaler Fehler, der sich nun bitter rächt. Da die Einsicht und der Warnschuss nicht in Brüssel gehört wurden, werden andere Länder folgen.

Was bedeutet das für Deutschland, Europa und die Eurozone?
M.W. Lassen wir uns überraschen. Voraussichtlich wird es für uns Steuerzahler vor allem eins – sehr teuer.

MF: Der Verfall der EU wird weiter voranschreiten. Das Imperium EU wird genauso scheitern wie das römische Reich. Der Stein ist ins Rollen gekommen und ist nicht mehr aufzuhalten. Der Brexit war der Anfang vom Ende der EU. Die Welt wird aber deswegen nicht untergehen. Keine Sorge. In jeder Krise steckt eine Chance.

Sollten wir auch good bye sagen?
MW: Besser heute als morgen

MF: Umso länger wir an diesem nachweislich gescheiterten Währungsexperiment und der EU festhalten, umso teurer und größer werden die Kollateralschaden für unseren Wohlstand und unsere Demokratie, denn die extremen politischen Kräfte werden dadurch immer stärker. Wir brauchen eine Wirtschaftsunion, aber nicht den teuren Wasserkopf EU.

Sind die Finanzmärkte noch zu retten?
MW: Wer sind denn die sogenannten Finanzmärkte? Die Banken? Die Versicherungen? Die Hedgefonds?

MF: Nein! Eine nochmalige Rettung kann sich die Welt schlichtweg nicht leisten. Schon jetzt werden alle Vorbereitungen getroffen, die nächste Krise auf die Bürger abzuladen.

Wie sind die Finanzmärkte zu retten?
MW: Wir sollten die Realwirtschaft und die Menschen, aber nicht die „Finanzmärkte“ retten!

MF: Der Bail in und andere Gesetze wurden schon in Stellung gebracht. Wie immer wird die Allgemeinheit, wir Bürger die Zeche bezahlen.

Sind Aktien noch ein gutes Investment oder doch eher Gold und/oder Immobilien?
MF: Auch hier gilt Diversifikation und Timing. In jedes Portfolio gehören zur Vermögenssicherung die Vermögensbausteine der Geldmetalle – Gold und Silber. Physisch und nicht in Form von ETFs oder so. Auch Aktien sind ein Sachwert. Allerdings sind wir momentan defensiv eingestellt und warten auf günstigere Einstiegskurse. Immobilien jetzt zu kaufen macht keinen Sinn, da sie oftmals zu teuer sind. Auch hier raten wir antizyklisch entweder zu verkaufen oder zu warten.

M.W. Die Mischung macht’s. Ein bisschen von jedem. Je breiter aufgestellt, desto besser.

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