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Interview Bernhard Oberschmidt – USU Software // Enormes Potenzial im Markt

USU Software Bernhard Oberschmidt

Bildquelle: USU Software, Bernhard Oberschmidt

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Bernhard Oberschmidt, Vorstandsvorsitzender von USU Software, über Chatbots, Corona, dem Trend zur Digitalisierung und den Wachstumsaussichten in den kommenden Jahren. Das vergangene Jahr war äußerst erfolgreich für USU Software und das Unternehmen hat erstmals in der Firmenhistorie die 100-Millionen-Euro-Umsatzmarke überschritten. War dies vielleicht eine Eintagsfliege?

Herr Oberschmidt, IT-Dienstleister sind für Anleger oft nicht leicht zu begreifen. Was ist das Kerngeschäft der USU Software? Welche Software und welche Lösungen bieten Sie an? Könnten Sie uns einige Beispiele nennen?
Einfach ausgedrückt können Unternehmen mit Software von USU ihren Service digitalisieren, optimieren und enorme Kosten einsparen. Ein schönes und aktuelles Beispiel ist unser Corona-Chatbot, den wir in der Corona-Zeit speziell für öffentliche Verwaltungen, wie beispielsweise den Landkreis Ludwigsburg konzipiert haben. Der Chatbot ist in die Homepage des Landkreises Ludwigsburg integriert und beantwortet automatisch alle Fragen rund um Corona – und zwar 24/7. Durch die Wissensdatenbank von USU kann der Bot auf sämtliche relevante Unterlagen zurückgreifen und Antworten liefern. Vergleichbare Chatbots kommen zunehmend im Kundenservice von Unternehmen zum Einsatz.

Ein weiterer Anwendungsfall aus dem Bereich IT-Service?
Ein anderes Beispiel aus dem Zielmarkt IT-Service ist unsere Lizenzmanagement-Software. Mit dieser schaffen sich Unternehmen einen Überblick, ob Sie unterlizenziert sind, also mehr Softwarelizenzen nutzen, als gekauft wurden oder gegebenenfalls eine Überlizenzierung vorliegt. Die Transparenz darüber ist gerade in Cloud-Umgebungen sehr wichtig, da hier oft viel weniger aktiv genutzt wird als über die Nutzungsgebühren abgerechnet wird. So sparen unsere Kunden oft hohe Summen an Lizenz- oder SaaS-Kosten [A.d.R.: SaaS – Software as a Service – Mietsoftware] ein. In der Regel beträgt der Return on Investment bei unserer Lizenzmanagement-Software weniger als zwölf Monate, was bedeutet, dass sich die Ausgaben unserer Kunden bereits binnen eines Jahres amortisiert haben.

Ein weiteres Beispiel?
Sehr gerne! Dann möchte ich Ihnen unsere IT-Servicemanagement-Lösung näherbringen: Unser Kunde Bechtle nutzt unsere Lösung, um seinen Kunden einen optimalen Service zu erbringen. Mit dessen Hilfe werden IT-Probleme oder Änderungswünsche gemeldet, bearbeitet und letztlich gelöst. Das Ganze läuft in einem Standardprozess ab und ist für den Nutzer und Bearbeiter absolut transparent und äußerst serviceorientiert. Inzwischen nutzen bereits mehrere IT-Serviceprovider unsere Software, um ihren Kunden den bestmöglichen Service erbringen zu können.

Aus welchen Branchen kommen Ihre wichtigsten Kunden?
Wir sind zwar grundsätzlich branchenunabhängig, aber überall dort, wo IT- und Kundenserviceprozesse wichtig sind, bringt unsere Software den größtmöglichen Nutzen, zum Beispiel im öffentlichen Sektor, bei Finanzdienstleistern, wie Versicherungen oder auch bei Technologieunternehmen. Mit Unternehmen aus diesen Branchen erzielen wir gut zwei Drittel unseres Konzernumsatzes. Da diese auch kaum von Corona betroffen waren, sind wir bisher sehr gut durch die Corona-Krisenzeit gekommen.

In welchen Bereichen sehen Sie besonders gute Chancen?
Die Digitalisierung der Serviceprozesse steht in vielen Unternehmen noch am Anfang. Wo Potenzial durch Automatisierung und höhere Servicequalität gesucht wird, sind wir mit unseren Lösungen ein strategisch passender Partner.

Wie lautet die häufigste Auftragsbeschreibung Ihrer Kunden?
Gerade in der Digitalisierung treffen wir auf sehr heterogene Reifegrade. Durch die langjährige Fachexpertise können wir den Kunden punktgenau abholen. Entweder durch die direkte Implementierung der Standardlösung oder auch gerne in der Begleitung der Digitalisierungsstrategie.

In welchem Verhältnis stehen bei Ihnen wiederkehrende Umsätze aus Wartungsverträgen und/oder Mietsoftware zu den restlichen Umsätzen? Und wie wird sich dieses Verhältnis voraussichtlich entwickeln?
Aktuell liegt dieser Wert bei etwa einem Drittel des Konzernumsatzes, wächst aber stetig weiter. Etwa 40 Prozent unserer Neuinteressenten entscheiden sich aktuell für eine SaaS-Lösung, Tendenz steigend. Wir gehen davon aus, dass sich der Trend zu SaaS-Lösungen eher beschleunigen wird. Aktuell befinden wir uns mitten in diesem Transformationsprozess.

Das erste Quartal 2021 lief mit einer Umsatzsteigerung, im Vergleich zum Vorjahr, um 3,7 Prozent auf 27,2 Millionen Euro recht gut an. Bleibt die Digitalisierung für Unternehmen auch kurzfristig ein Thema oder wurde im vergangenen Jahr erst einmal viel abgearbeitet? Was sind Ihre Ziele für dieses Jahr?
Das vergangene Jahr war für uns trotz Corona ein äußerst positives Jahr, was ja auch dazu geführt hat, dass wir erstmals in der Firmenhistorie die 100-Millionen-Euro-Umsatzmarke erfolgreich überschritten haben. Dass dies keine Eintagsfliege war, sondern sich, wenn auch in geringerem Tempo, in diesem Jahr fortsetzt, zeigte das Auftaktquartal 2021. In 2020 wurde viel begonnen, aber es gibt nach wie vor noch enormes Potenzial im Markt.

Welche Wachstumschancen sehen Sie in Ihrem Geschäftsbereich in den kommenden Jahren?
Wie unsere Mittelfrist-Guidance zeigt, erwarten wir in den kommenden Jahren ein durchschnittliches jährliches Wachstum von zehn Prozent.

Bereinigt kletterte der Betriebsgewinn Ebit im ersten Quartal um 10,3 Prozent auf 2,2 Millionen Euro. Das entspricht einer Marge von acht Prozent. Ist das schon das Ende? Wie wollen Sie eventuell die Marge steigern?
Durch den Ausbau der margenstarken SaaS-Erlöse erwarten wir auch einen Anstieg der Ebit-Marge auf 13 bis 15 Prozent bis zum Jahr 2024. Und auch dies wird noch nicht das Ende der Fahnenstange sein! Eine Ebit-Marge im Bereich von 20 Prozent ist langfristig durchaus umsetzbar.

Der Hauptversammlung am 6. Juli werden Sie eine Dividende von 0,40 Euro je Aktie vorschlagen. Im Vergleich zum Vorjahr stellt das keine Veränderung dar. Wann dürfen Anleger auf mehr hoffen?
Wir haben eine klare und aktionärsfreundliche Dividenden-Strategie, die auf Kontinuität setzt. Demnach soll etwa die Hälfte des im Geschäftsjahr erzielten Gewinns an unsere Aktionäre ausgeschüttet werden, wobei die jeweilige Dividende nicht unter dem Vergleichswert des Vorjahres liegen soll. In der Vergangenheit haben wir teilweise mehr als die Hälfte des Gewinns ausgeschüttet, so dass wir jetzt wieder im Normbereich agieren. Daher birgt jetzt jede Ergebnissteigerung das Potenzial einer Dividenden-Erhöhung. Eine Entscheidung treffen wir aber jeweils auf Basis des erzielten Gewinns.

Oder wollen Sie Ihren Cash-flow – knapp fünf Millionen Euro im ersten Quartal – und die vorhandene Liquidität – immerhin knapp 23 Millionen Euro – für Unternehmenskäufe, anorganisches Wachstum, verwenden? In welchem Bereich wäre das sinnvoll?
Akquisitionen sind neben der Internationalisierung und der Entwicklung neuer Innovationen eine zentrale Wachstumssäule der USU-Gruppe. Wir schauen uns nach Softwareunternehmen um, die unser Portfolio erweitern und eigene Software in die USU-Gruppe einbringen. Aber auch ein Zukauf zur Erweiterung unserer Präsenz im Ausland wäre denkbar. Dabei sondieren wir sehr genau, ob eine Eigenentwicklung oder Neugründung lukrativer wäre oder der Zukauf den gewünschten Mehrwert für unsere Aktionäre bringt.

Herr Oberschmidt, besten Dank für das Interview.

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