Plusvisionen

Die Griechen wollen ihren Deckel nicht bezahlen

Euro, Dollar, Kurs, EZB, Fed

Die einen wollen, die anderen wollen nicht. Aber beide wissen, dass es so nicht weitergehen kann. Es geht um Griechenland und einen möglichen Schuldenschnitt (englisch: Haircut). Natürlich hätten die Griechen gerne einen. Wer würde das nicht wollen an ihrer Stelle? Erst Schulden machen – und dann nicht mehr zurückzahlen. Praktisch. Klar, dass all jene, welche die Kredite vergeben haben auch ihr Geld wieder zurück haben wollen. Wäre ja noch schöner, erst über die Verhältnisse leben und dann den Deckel nicht bezahlen wollen.

Die Deutschen sagen: NEIN! Allen voran Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble. Die Griechen sagen: Wir werden mal sehen (was geht). Und so gibt es ganz vielen Überschriften, mal so, mal so und viele Diskussionen, ob die Griechen nun dürfen, sollen oder gar müssen. Scharmützel der Worte.

Gleich vorweg: Es wird keinen Schuldenschnitt geben, zumindest wird dieser nicht so heißen, das wäre auch ganz uneuropäisch. Man nennt das dann Stundung oder ein neuer Rettungsfonds (Schattenhaushalt) übernimmt die griechischen Schulden und dort bleiben sie dann, notfalls bis in alle hellenische Ewigkeit.

Die Zahlen: Die Griechen haben Staatsschulden von 315 Milliarden Euro. Das Bruttosozialprodukt liegt bei 182 Millirden Euro pro Jahr. Die Verschuldung zur Wirtschaftsleistung beträgt somit 173 Prozent. Gut allein haben diese Daten nicht viel zu sagen, so lange die Griechen ihre Zinsen bezahlen können und eine Anschlussfinanzierung hinbekommen. Aber diese bekommen sie nur deswegen hin, weil es längst keine Marktwirtschaft in der Eurozone mehr gibt, ansonsten wäre Griechenland längst pleite und der völlig wirtschaftliche Meltdown hätte stattgefunden, da keiner den Griechen Kredit geben würde und schon gar nicht zu diesen Zinssätzen.

So aber beträgt durch frühere Stundungen (Schuldenschnitte) und die Käufe von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) der Schuldendienst Griechenland gerade einmal knapp 5 Prozent der Wirtschaftsleisung und der durchschnittlich Zins beträgt weniger als 3 Prozent. Mit solchen Schulden kann Griechenland noch ewig weiterwursteln und genauso lange wird es dauern, da sollten wir uns nichts vormachen, wird es dauern, bis diese zurückgezahlt werden …

Künftig kann die EZB ja sogar noch mehr Staatsanleihen kaufen, also keine akute Gefahr für Griechenland, aber das wird die Problem des Landes auch nicht lösen. Griechenland braucht viel mehr: tiefgreifende Reformen, loyale Staatsbürger und Steuerzahler, weniger Sparen, eine noch günstigere Währung als der Euro, weniger Korruption, eine effiziente Bürokratie, deutlich weniger Kleptokratie … Man wird sehen, ob die neue Regierung das meistern kann.

Auch die Deutschen haben durch Griechenland profitiert, indirekt. Durch die ganzen EZB-Staatanleihenkäufe und Zinssenkungen sind die Zinsen in Deutschland fast auf null Prozent gesunken, wodurch der Finanzminister rund 40 Milliarden Euro gespart hat, was ungefähr so viel ist, wie wir nach Athen getragen haben.

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