Plusvisionen

Merkur Privatbank-Aktie // Will beim Ergebnis weiter wachsen

Bildquelle: Merkur Privatbank

Der Bau ist in einer schweren Krise: Am 14. März 2024 meldet das Münchner Ifo Institut einen neuen Tiefststand beim Ifo Geschäftsklima im Wohnungsbau. Es fiel im Februar auf minus 61,9 Punkte, nach minus 60,7 im Januar. Mehr als jedes zweite Bauunternehmen sei mit der aktuellen Lage unzufrieden. Auch die Erwartungen stecken im Keller fest. „Der Wohnungsbau sieht derzeit nirgendwo einen Hoffnungsschimmer“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo Umfragen. „Weiterhin werden Aufträge storniert. Gleichzeitig sind die Baugenehmigungen für Wohnungen im Sinkflug.“ Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich und spricht auch in gewisser Weise für die Qualität des Hauses, dass die Münchner Merkur Privatbank ein recht gutes Ergebnis vorlegt.

Immerhin hat das Bauträgergeschäft im Kreditportfolio der Merkur Privatbank einen Anteil von 54 Prozent oder 1.630,3 Millionen Euro bei einem gesamten Kreditvolumen von aktuell 3.121,9 Millionen Euro. Der Zuwachs der Kreditbeanspruchung von 20,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, das mag zunächst paradox klingen, hängt auch mit dem Bauträgergeschäft (Bestand) zusammen, das um 21,4 Prozent zulegt. Durch hohe Preise und gestiegene Zinsen gehe die Absatzgeschwindigkeit bei den Bauträgern zurück, so werde im Rohbau-Stadium nicht 70 Prozent verkauft, wie noch vor ein paar Jahren, sondern vielleicht noch 30 Prozent, erklärt Marcus Lingel, persönlich haftender Gesellschafter der Merkur Privatbank, auf der Bilanzpressekonferenz (BPK) in München. Die Bauträger würde deshalb verstärkt Finanzierungen nachfragen.

Das ist ein Effekt der Bau-Krise bei der Merkur Privatbank. Der zweite ist ein drastischer Rückgang des Bauträgerneugeschäfts auf 839,0 Millionen Euro, nach dem Rekord von 1.589,9 Millionen Euro im Jahr 2022. Langfristig möchte Lingel der Anteil des Bauträgergeschäfts im Kreditportfolio verringern, was allein dadurch eintreten könnte, wenn das Wohnungsgeschäft wieder anspringen sollte (höhere Absatzgeschwindigkeit). Zudem baut Lingel gerade ein neues Geschäftsfeld „Ärzte“ im Bereich der Mittelstandsfinanzierung zur Diversifizierung auf. Hier hofft er mittelfristig auf ein Volumen von 30 bis 40 Millionen Euro.

Sehr gut läuft es bei der Merkur Privatbank im Leasing-Segment mit einem Plus von 33,4 Prozent auf 900,7 Millionen Euro, getrieben durch Fahrräder (30 Prozent Anteil und 50 Prozent am Neugeschäft) und Fahrzeuge.

Erfolgreich ist auch die Vermögensanlage der Merkur Privatbank: Die Assets under Management (AuM) verbesserten sich 2023 von 2,98 auf 3,54 Milliarden Euro. In der Vermögensverwaltung nahm das betreute Vermögen von 881,3 auf 1.022,3 Millionen Euro zu, jeweils einschließlich Performance-Effekte. Das Nettowachstum der AuM lag bei 355,1 Millionen Euro, nach 386,1 Millionen Euro.

Insgesamt kam die Merkur Privatbank 2023 auf ein Zinsergebnis von 95,8 Millionen Euro (Vorjahr: 69,6 Millionen Euro), die Zinsentwicklung und die Liquiditätshaltung bei der EZB wirken sich dabei positiv aus.

Dagegen sank der Provisionsüberschuss von 23,5 auf 20,7 Millionen Euro – vor allem die Erträge im Rentenhandel, infolge geringer Spreads (2022 hatten sich die Spreads mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine ausgeweitet), sind zurückgegangen.

Unter dem Strich steigerte die Merkur Privatbank das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um 30,5 Prozent auf 28,9 Millionen Euro und den Gewinn je Aktie um 9,4 Prozent auf 1,39 Euro.

Auf das laufende Jahr blickt Lingel optimistisch. Stabilisierend sollte im diversifizierten Geschäftsmodell vor allem die Vermögensverwaltung wirken. Noch vor ein paar Jahren hätte die Merkur Privatbank Probleme in der Baubranche nicht so weggesteckt wie heute, so Lingel. Gleichwohl bleibt der Bau, mit seinem großen Kreditanteil, ein Risikofaktor für das Ergebnis der Bank. Dennoch ist Lingel zuversichtlich den Gewinn je Aktie pro Jahr langfristig durch Investitionen in Effizienz und Diversifizierung um drei bis fünf Prozent zu steigern.

Eine Aussage zur Dividende wollte Lingel auf der BPK noch nicht treffen. Sie sollte aber auf dem Niveau des Vorjahres von 0,45 Euro liegen.

Merkur Privatbank-Aktie (Tageschart): Seitwärtsbewegung

MERKUR PRIVATBANK
Bildquelle: Merkur Privatbank; Chartquelle: stock3.com
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