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Indexfonds (ETF) Kritik // Boom and Bust und doch besser Aktien?

Ja, börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds oder kurz ETFs) sind etwas Wunderbares für Privatanleger: Sie sind kostengünstig, in ihre ursprünglichen Ausprägung auch sehr transparent, sie sind einfach und sicher (Sondervermögen). Das macht ihren Charme und ihren Erfolg aus. In Deutschland sind inzwischen knapp eine halbe Billion Euro in Indexfonds geflossen, weltweit dürften es 2,6 Billionen Euro sein – und die Investmentbank Goldman Sachs geht von einem weitern Boom aus: bis zum Jahr 2020 sollen es 5,1 Billionen Euro sein.

Indexfonds bilden, wie der Name schon vermuten lässt, einfach einen Index nach, ganz ohne (aktiven) Fondsmanager. Beispiel: DAX. Steigt dieser um zehn Prozent, klettert auch der DAX-Indexfonds ungefähr um diesen Prozentsatz. Geht es abwärts, fällt auch der Indexfonds entsprechend. Dem liegt die Überlegung zugrunde, dass langfristig kein Anleger den Markt schlagen kann. Dem ist sehr wahrscheinlich auch so, weshalb der Wirtschaftswissenschaftler Eugene – „Der Markt ist rational“ – Fama dafür den Wirtschaftsnobelpreis bekommen hat. Verschiedene Untersuchen haben auch gezeigt, dass sich nach zehn Jahren so gut wie keine (aktiven) Portfolio-Manager finden lassen, die den Markt austricksen (outperformen) konnten.

Aber was im Einzelnen geradezu genial ist, könnte in der Masse doch unangenehme Folgen haben: Durch die Indexfonds fließt ziemlich viel Geld in die Aktien, aus denen sich die bekannten Indizes zusammensetzen (Beispiel: DAX), ganz egal, ob es in der jüngsten Vergangenheit sinnvoll war in ein Unternehmen wie die Deutsche Bank, die rasant Boni an ihre Mitarbeiter ausschüttet, aber keine oder kaum Gewinne erwirtschaftet, zu investieren. Findet hier, volkswirtschaftlich betrachtet, noch eine vernünftige Kapital-Streuung (Allokation) statt? Wohl kaum. Die Kapital-Allokation wird durch die Indexzusammensetzung bestimmt.

Diese sicherlich mangelhafte Allokation gewinnt dadurch an Brisanz, weil die Käufer von passiven Investments wie es Indexfonds sind, sich nur selten um ihre Stimmrechte kümmern. Das bedeutet auch: Aufsichtsräte und Vorstände könnten womöglich nur unzureichend kontrolliert werden. Vor dem Hintergrund, dass gut ein Zehntel des DAX schon von Indexfonds gehalten werden, birgt das ein Gefahrenpotenzial.

Zudem könnte durch Indexfonds auch ein gewisses Herdenverhalten gefördert werden, da es ja, der Logik gehorchend, immer weniger Einzel- und Außenseitermeinungen gibt, wenn ETFs weiter boomen sollten. Die Hausse in breiten Indizes nährt noch stärker die Hausse. Und was, wenn es mit den Kursen einmal steil nach unten gehen sollte, wenn Indexfonds-Anbieter mit massiven Mittelabflüssen zurechtkommen müssen? Was, wenn es plötzlich gewaltige Kurslücken (Gaps) bei Aktien auf dem Weg nach unten gibt? Würde der Market Maker keine ETF-Anteile mehr annehmen, weil er die Aktien (der populären Indexfonds) nicht mehr losbekommt? Der Belastungstest für die Indexfonds steht noch aus.

Wie gesagt Indexfonds sind ein sehr probates und kostengünstiges Mittel für den Vermögensaufbau oder zur Altervorsorge. Aber es ist wohl wie immer: Aus Risikogründen scheint auch eine gewisse Streuung in direkte Aktien-Investments sinnvoll.

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Bildquelle: Wilson Urlaub / pixelio.de

 

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