Plusvisionen

Wirecard-Aktie // Die tote Katze aus Aschheim

Bildquelle: Wirecard

Wirecard ist eine Minusvision. Der Rauch hat sich längst noch nicht gelegt. Die Suche nach den knapp zwei Milliarden Euro, die angeblich auf asiatischen Treuhandkonten liegen sollen, geht weiter. Sind sie verschwunden oder waren sie nie da? Ist das wichtig? Schon. Denn wenn sie nie da waren, dann wackelt das Geschäftsmodell von Wirecard – oder von dem, was von Wirecard noch übrig ist oder übrig bleiben wird. Vermutlich waren sie nie da.

Heute (23. Juni) steigt die Wirecard-Aktie wieder, begleitet von der Nachricht in Singapur eine Banklizenz beantragen zu wollen, deutlich an. Die Angelsachsen mit ihrem schwarzen Humor sagen dazu: Dead Cat Bounce. Eine tote Katze fällt und klatscht auf den Boden und „springt“ dabei noch etwas nach oben … Wie geschrieben, es ist eher englischer Humor. Bei der Wirecard-Aktie soll das heißen: Sie lebt nicht mehr, auch wenn sie – zwischendurch – noch etwas ansteigt.

Sicher ist: Wirecard, wie im guten Glauben bislang angenommen, gibt es nicht mehr. Wer soll dem Unternehmen jemals noch etwas glauben. Sollte Wirecard überleben, dann muss sich so ziemlich alles ändern, vielleicht auch der Name. Die andere Möglichkeit: Die Reste werden übernommen, schließlich werden Zahlungsabwickler immer mehr gebraucht.

Ex-Wirecard-Chef und auch Kernteam-Wirtschaftsberater des österreichischen Kanzlers Sebastian Kurz, Markus Braun, wurde verhaftet und ist wieder gegen Kaution auf freiem Fuß. Angeblich soll die Summe fünf Millionen Euro betragen, was nicht viel wäre bei fehlenden zwei Milliarden Euro.

Das Besondere am Fall Wirecard bleibt die Arbeit der Bafin und des Wirtschaftsprüfers EY, der jahrelang die Bilanzen testierte. Wäre der Bilanzschwindel nicht schon früher aufzudecken gewesen? Insbesondere die Wirtschaftsprüfer sollten genauer hinsehen.

Nun ist zu lesen, dass Deutschland provinziell mit seiner Aufsichtsbehörde sei. Wir sollten uns nicht so wichtig nehmen. Bilanzskandale gab es auch unter der Aufsicht der amerikanischen Börsenaufsicht SEC mit Enron, in Japan mit Toshiba oder in Kanada mit Bre-x, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Der erste große Bilanzschwindel fand schon 1720 mit dem Zusammenbruch der Mississippi-Kompanie statt.

Vom Eigenkapital der Wirecard wird nicht mehr viel bleiben. Für Anleger ist die Aktie tabu [siehe auch hier]. Spekulanten, die einen Totalverlust nicht scheuen, dürfen zocken.

Wirecard-Aktie (Tageschart): winzige Gegenreaktion

Wirecard Aktie

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