Plusvisionen

German Aktien-Angst

Sie hahen auch Aktien-Angst? Ja? Das Tröstliche: Sie sind nicht allein. Aktien-Angst scheint eine Unterkategorie der German Angst zu sein. Aktien-Angst gibt es vor allem  in Deutschland. Andere Länder gehen deutlich ungezwungener mit demThema Aktien um.Woran liegt das? Aktien haftet hierzuland immer etwas Unseriöses an. Bloß nicht anfassen. Bloß nicht damit beschäftigen.

Nur einmal haben die Deutschen ihre Bedenken gegenüber Aktien beiseite gepackt. Beschwatzt von Manfred Krug, dem damaligen Fernsehkommissar, der für die T-Aktie warb. Wenn jetzt schon dieser Herr mit der sonoren Stimme dazu rät, ja dann könne man auch mal in Aktien, meinten die Deutschen damals. Offenbar wollen sie geködert werden bei Geldanlage. Und es kam … nein, Sie wissen es, nicht die Erleuchtung, sondern der total Absturz. Die Deutschen hatten wieder genug von T-Aktie, Neuer Markt, Zeichnungsgewinnen, Wahnsinn, Börse, Kursen, Dividenden und so weiter. Man fühlte sich bestätigt – sehr.

So gibt es heute nur noch 8,9 Millionen Deutsche oder 13,8 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren, die in Aktien oder Aktienfonds investieren. 4,6 Millionen Deutsche oder 7,1 Prozent der Bevölkerung haben Aktien im Depot. Folge: 54 Prozent der DAX-Aktien befinden sich in ausländischer Hand.

Dabei mangelt es nicht am Geld: Die Deutschen haben laut Bundesbank ein Nettogeldvermögen von 3.574 Milliarden Euro. Aber was tun die Deutschen nicht alles, bloß um nicht in Aktien anlegen zu müssen. Von dieser Summe liegen 2.082,2 Milliarden Euro als Bargeld oder als Spareinlagen auf den Konto und mit nur 299,5 Milliarden Euro wagt man sich in Aktien. Auf der Kasse liegt es sicher – meinen sie, trotz Lehman, dem Beinahezusammenbruchs des Finanzsystems 2008, Island, Griechenland und der Zypern-Krise, wo zuletzt in der Eurozone Konten rasiert wurden. [Und selbst von Kapital-Lebensversicherungen, einer Art Schwarzen Loch im Rendite-Universum, lassen sie sich nicht abhalten.]

Was für eine Summe: 2,1 Billionen Euro! Bei Bank oder Sparkasse bekommt man dafür zurzeit etwa 0,3 Prozent pro Jahr. Die Inflationsrate liegt derzeit in Deutschland bei einem Prozent. Pro Jahr – wenn es dabei bliebe – wäre das Ersparte somit 0,7 Prozent weniger wert. Bei 10.000 Euro macht das nach 20 Jahren ein Verlust von 1.300 Euro. Kein echter Verlust, sondern ein Kaufkraftverlust. In 20 Jahren bekommt man für seine 10.000 Euro nur noch das, was man heute für 8.700 Euro bekommt würde. Inflation! Auch so ein Wort, bei dem wir gesteuert vom kollektiven Gedächtnis zusammenzucken.

Laut einer Studie der R+V-Versicherung hatte man hierzulande 2013 vor nichts größere Angst als vor steigenden Lebenshaltungskosten. Die Deutschen … mehr Bammel vor höheren Preisen als vor Naturkatastrophen, schweren Krankheiten und Terrorismus. Noch erstaunlicher ist nur noch, dass sich die Deutschen ihr Geld, trotz dieser Angst, Tag für Tag entwerten lassen.

Bitter all das, werden Sie nun sagen, aber immer noch besser als sein Geld mit Aktien zu versenken. Aktien sind einfach uuuuuuhhhuuuu.

Dabei hätte ein Anleger mit einem DAX-Investment langfristig recht gut verdient. 29 Jahre hat der DAX gebraucht, um von 1.000 auf 10.000 Punkte (erstmals in diesem Jahr) zu steigen. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Verzinsung von 8,3 Prozent, ungeachtet der dramatischen Kursrückgänge in den Jahren 1987, 2000/2003 und 2007/2009. Würde der DAX in diesem Thempo weitersteigen, wäre ein 10.000-Euro-Depot (abzüglich ein Prozent Inflation aus dem Beispiel oben) in 20 Jahren 40.926 Euro wert. Das ist immerhin Faktor 4,7 im Vergleich zum Sparkonto.

Aber wer weiß schon, ob die Sparzinsen so niedrig und die Aktienrenditen so hoch bleiben. Nein, das weiß keiner, aber es könnte dennoch nicht schaden, sich an den Unternehmensgewinnen zu beteiligen. Nichts anderes macht ein Aktionär. Es ist somit auch ein Partizipieren an der Erfolgsprämie, die wir alle mit unserer Arbeit in diesem Land erwirtschaften. Bislang erfreuen wir mit unseren Unternehmensgewinnen vor allem kalifornische Lehrerpensionsfonds, zum Beispiel – und nicht, dass wir es diesen nicht gegönnt würden, aber warum nicht selber auch ein wenig teilhaben? Und überlegen Sie einmal, wenn sie risikobewusst investieren wollen, wie lange es schon Unternehmen wie Siemens oder Daimler gibt und wie viele Währungsreformen es in dieser Zeit in Deutschland Konten ausradiert haben.

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Bildquelle: Rudolpho Duba  / pixelio.de

 

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