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Ehrlich-Frage // Brauchen wir noch Bargeld?

Bildquelle: Bundesbank

Es wirkt wie ein Zweifrontenkrieg. Auf der einen Seite: „Nur Bares ist Wahres“ oder „Cash mach fesch“. Auf der anderen: „War on Cash“ oder „No Cash Day“ oder „Wir nehmen leider keine 200 oder 500 Euro-Scheine an“. Die Bargeldgegner sagen immer wieder, dass Bargeld die Kriminalität fördere, weshalb etwa in Italien Bargeldgeschäfte über 1.000 Euro verboten sind oder in Frankreich über 3.000 Euro. Die Frage ist allerdings: Würde einem Teil der Kriminellen wirklich die Geschäftsgrundlage entzogen, wenn sie kein Bargeld mehr hätten – oder würden sie andere Wege finden? Meist ist auch das Verbrechen recht findig. Kürzlich wurde getwittert und geliked, dass Geld unglaublich schmutzig und bestimmt sogar gesundheitsgefährdend ist. Es ist ein Wunder, dass die Menschheit am Gebrauch von Bargeld noch nicht ausgestorben ist, bei all den Keimen, die darauf lauern. Wie sagte schon Kaiser Vespasian im alten Rom? „Pecunia non olet!“ „Geld stinkt nicht!“Er führte für öffentliche Toiletten und das Sammeln von Urin für die Gerber eine besondere Steuer ein.

Das Virale des Bargeldes ist wohl eher seine Anonymität, was ja auch die Kriminellen schätzen. Diese Anonymität bedeutet aber auch Freiheit und Privatheit. Was kaufe ich? Wie viel spare ich? Geht es jemanden etwas an, was ich konsumiere und zurücklege? Bargeld kostet in aller Regel nichts. Keine Kartengebühren, keine Provision beim Einkauf. Bargeld ist schnell. Geld hin, Ware her. Kein Warten auf die Abbuchung des Kartenlesegeräts. Bargeld ist flexibel. Man kann jederzeit darauf zurückgreifen, wenn es Daheim unter der Matratze liegt.

Bargeld hat natürlich immer etwas Subversives. Zahlungsbewegungen lassen sich nicht oder nur sehr viel schwerer überwachen und auch nur schwer einschränken. Was, wenn bei einer kommenden Finanzkrise plötzlich, über Nacht, die Konten eingefroren werden? Keiner kommt mehr an sein Geld oder nur noch rationiert. Was, wenn uns eine Behörde eines fernen Tage womöglich vorschreiben will, wie viel wir zu konsumieren und wie viel wir zu sparen haben?

Schon heute lohnt sich bei den Minizinsen eigentlich schon kein Bankkonto oder besser gesagt kein Sparkonto mehr. Die Risiken wie die einer Bankpleite oder einer Kontosperrung sind inzwischen höher als die beispielsweise 0,5 Prozent Zinsen im Jahr. Wäre es somit besser, sein Geld abzuheben und in einen heimischen Tresor legen? Gut, die ein oder andere Überweisung sollte man schon noch tätigen können. Was, wenn es einmal negative Nominalzinsen (negative Realzinsen gibt es ja schon) auch für Privatleute geben sollte? Wie gesagt, Bargeld kostet nichts. Müsste dann Bargeld verboten werden oder würden wir unser Geld dennoch auf dem Konto lassen?

 

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Bildquelle: Deutsche Bundesbank

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