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Deutsche Börse Aktie // Bonus, Strafe und die Moral

Quelle: Deutsche Börse

Hand aufs Anlegerherz: Sind Sie bei der Deutschen Börse investiert? Oder würden Sie? Die Deutsche Börse ist sicherlich ein gutes Unternehmen. Die Geschäfte laufen einträglich, auch wenn es mit dem angestrebten Zusammenschluss mit der Londoner Börse (LSE) mal wieder nicht geklappt hat. Aber wer weiß, wozu das gut ist, wie man so schön sagt. Es gibt schließlich auch die Möglichkeit organisch zu wachsen, wenn das Management, wofür es bezahlt wird, gut Ideen entwickelt.

Der Chef der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, scheint dagegen mit allerlei anderen Dingen, nennen wir es einmal so, beschäftigt zu sein. Da ist zum Beispiel seine Liebe zum Aktienhandel, was nicht schlecht sein muss, wenn einer Chef eines der größeren Aktienhandelsplätze auf diesem Globus ist. Nur sollte auch er, wie jeder andere Anleger auch, erst dann kaufen, wenn die Nachricht allgemein bekannt ist, ansonsten ist es Frontrunning oder allgemein gesprochen: Insiderhandel. Nun hat Kengeter im Dezember 2015 für 4,5 Millionen Euro 60.000 Aktien der Deutschen Börse (wir erinnern uns, Kengeter ist dort Angestellter) gekauft. Kurz darauf wurde der geplante Zusammenschluss mit der LSE öffentlich.

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft. Schon das sollte eigentlich genug sein, um als Börsenchef zu gehen – Unschuldsvermutung hin oder her. Hier bleibt ein Geschmäckle. Doch es kommt noch dreister: Angeblich sind sich Vorstand und Aufsichtsrat(!) mit der Staatsanwaltschaft einig, eine Geldbuße in Höhe von 10,5 Millionen Euro wegen möglichen Insiderhandel und einer unterlassenen Mitteilung zu akzeptieren. Ich fall‘ vom Glauben ab. Was geht die Deutsche Börse (und somit ihre Aktionäre) das persönliche Fehlverhalten von Herrn Kengeter an? Sind nicht schon Leute entlassen worden, weil sie Ein-paar-Cent-Pfandbons eingelöst haben?

Aber der Aktienkauf 2015 war Teil eines speziellen Vergütungsprogramms, durch das Kengeter weitere Aktien bekam. Es sei sein „moralische Pflicht“ gewesen dieses anzunehmen, sagt Kengeter. Schon wieder so ein Moralapostel, der womöglich auch in „Gottes Auftrag“ unterwegs ist. Moral hätte er bewiesen, wenn er die Sache mit dem Bonus abgelehnt hätte, aufgrund des Zeitpunkts.

Nun versucht der Aufsichtsrat (Joachim Faber, D.A.L.F.A Munich Office) die Moral- und Geschäftskatastrophe zuzukleistern – und will den Bonus, der für Kengeter bis zu 40 Millionen Euro betragen könnten, zu deckeln. Hat er nicht den Vertrag zuvor unterschrieben? Welch eine trübe Melange aus Managerhybris, keinem Gespür für gar nichts und mangelnder Aufsicht. Das muss dringend aufhören, wenn es etwas werden soll mit der Aktienkultur in Deutschland.

Einstweilen gilt: Um Unternehmen, die solches Spitzenpersonal beschäftigen, sollten Anleger einen Bogen machen. Nur dann ändert sich etwas. Und schließlich gibt es noch andere schöne Firmen zum Investieren.

Nachtrag vom 22. September 2017: Die Aktie leidet unter den möglichen Folgen im Fall Kengeter.

[highlight]Deutsche-Börse-Aktie: Unterstützung hat gehalten  [/highlight][divider_flat]

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Bildquelle: Deutsche Börse
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