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Interview Bertram Köhler – DEWB // Stille Reserven von 7,2 Millionen Euro

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Bildquelle: DEWB

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Bertram Köhler, den CEO der Deutschen Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft (DEWB), über die erfolgreichen Finanzierungen der Beteiligungen Laiqon und Cashlink, eine notwendige Abschreibung in 2022, die Refinanzierung der Anleihe und ein höheres Transaktionstempo in 2023. Unter Berücksichtigung der stillen Reserven in Höhe von rund 7,2 Millionen Euro liegt der innere Wert der DEWB-Aktie derzeit bei etwa 1,49 Euro.

Herr Köhler, die Deutsche Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft AG (DEWB) fokussiert sich auf Technologiewerte im Finanzbereich und hier insbesondere auf den Bereich Asset Management und dessen Digitalisierung. Wie bewerten Sie das aktuelle Umfeld für diese Branche – und die DEWB?
Bertram Köhler: Der Rückgang der Börsenbewertungen im Technologiesektor hat das vergangene Jahr zu einem der für VC- und Private Equity-Investments herausforderndsten Jahre der letzten Dekade gemacht. Die Börse als Exitkanal hat sich damit erst einmal geschlossen. Auch unsere Pläne für eine Exit-Transaktion im Portfolio mussten wir damit zunächst verschieben. Zudem hat sich das Zustandekommen von Finanzierungen, insbesondere im zweiten Halbjahr 2022, deutlich erschwert. Dennoch war es möglich attraktive Finanzierungsrunden aufzustellen, wie wir mit Stableton und jüngst Cashlink gezeigt haben.

Für das laufende Geschäftsjahr sind wir deutlich zuversichtlicher. Einerseits sehen wir zwischenzeitlich wieder attraktive Bewertungen, zum anderen bleibt der Anlagebedarf der Investoren trotz der globalen Zinserhöhungsphase weiter hoch. Unsere Beteiligungen haben in den zurückliegenden Monaten – soweit notwendig – ihre Hausaufgaben gemacht und sich an die neue Wirklichkeit angepasst. Wir sehen uns daher sehr gut aufgestellt.

Die vergangene Woche war geprägt von der Entwicklung der Silicon Valley Bank und deren Folgen. Erwarten Sie nachhaltige Auswirkungen der SVB-Pleite auf Ihr Geschäft beziehungsweise Ihre Beteiligungen?
Wir sehen unser Geschäft und das unserer Portfoliounternehmen zunächst nicht direkt betroffen. Welche nachhaltigen Auswirkungen SVB auf den Markt und das Finanzsystem hat, wird abzuwarten bleiben. In jedem Zinserhöhungszyklus kommt es zu Unfällen dieser Art. Ich gehe zunächst nicht davon aus, dass wir eine Entwicklung wie zu Beginn der Finanzkrise sehen werden, wie es teilweise als Szenario diskutiert wird.

Ihre größte Beteiligung Laiqon hat jüngst erfolgreich eine Wandelanleihe im Volumen von fünf Millionen Euro platziert. Die Emission war deutlich überzeichnet. Sie dürften es mit Freude vernommen haben, dass immer mehr Investoren den strategischen Kurs von Laiqon honorieren und unterstützen?
Es freut uns natürlich sehr, dass sich unsere Kernbeteiligung so stark entwickelt und das auch ein immer größer werdender Investorenkreis entsprechend würdigt. Seit unserem Einstieg 2018 hat sich sehr viel getan. Laiqon ist nach der erfolgreichen Aufbauarbeit der vergangenen Jahre nun in die Phase der Skalierung eingetreten und wir sind höchst zuversichtlich, dass das Team um CEO Achim Plate weiter liefert und Laiqon seine ambitionierten Wachstumsziele erreicht.

Mit Cashlink hat eine weitere Ihrer Beteiligungen soeben eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen. War diese Kapitalmaßnahme auch mit einer Höherbewertung verbunden? Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung von Cashlink seit Ihrem Einstieg?
In der aktuellen Finanzierungsrunde konnte Cashlink trotz der stark veränderten Umfeldbedingungen eine höhere Bewertung durchsetzen. Das spricht für die Qualität des Unternehmens. Cashlink bietet eine führende Infrastruktur für die Tokenisierung von Vermögenswerten. Wir befinden uns mit der Asset-Tokenisierung zwar noch in einem frühen Marktstadium und das angespannte Kapitalmarktumfeld und die Kryptokrise haben hier nicht unbedingt unterstützend gewirkt. Die Einführung von Kryptowertpapieren nach dem neuen Gesetz über elektronische Wertpapiere eWpG war jedoch ein großer Wachstumstreiber für Cashlink. Auch hier hat das Unternehmen seine Führungsrolle unterstrichen und als Registerführer die meisten der bisher unter dem eWpG vorgenommenen Emissionen umgesetzt, darunter auch für namhafte Emittenten wie die Deutsche Bank.

Wofür will Cashlink das frische Kapital einsetzen und was erwarten Sie mittelfristig von dieser Beteiligung?
Cashlink wird mit dem frischen Geld seinen Wachstumskurs weiter stärken. Der Gesetzgeber plant in 2023 die Ausweitung des eWpG auf Aktien, was aus unserer Sicht für weitere Dynamik im Markt sorgen wird. Vor allem das Produktangebot rund um die Registerführung von Kryptowertpapieren soll mit dem frischen Kapital ausgebaut werden. Wir sehen Cashlink hervorragend aufgestellt, seinen Marktvorsprung in Deutschland mit heute schon weit über 100 Token-Emissionen weiter auszubauen und auch eine führende Rolle im Bereich der Tokenisierung in Europa einzunehmen.

Sehr volatil zeigte sich in den vergangenen Monaten der Aktienkurs Ihrer Beteiligung Aifinyo. Obwohl sich die Gesellschaft, die eine Plattform rund um Rechnungs- und Liquiditätsmanagement inklusive Finanzierungslösungen anbietet, operativ gut entwickelt, ist die Aktie auf Zwölfmonatssicht deutlich im Minus. Haben Sie eine Erklärung für diesen Kursverlauf?
Wir halten den Börsenkurs von Aifinyo aufgrund der sehr geringen Liquidität und Handelsumsätze der Aktie für keine geeignete Wertindikation. Die Aktien befinden sich weitgehend in festen Händen und die Bestandsinvestoren haben auf dem Kursniveau keinerlei Interesse, nennenswert Aktien auf den Markt zu geben. Das ist ein Problem für interessierte Neuinvestoren. Der Kursverlauf zeigt sich entsprechend völlig entkoppelt von der beeindruckenden operativen Entwicklung von Aifinyo. Das B2B-FinTech hat 2022 bei Transaktionsvolumen, Umsatz und Ergebnis auf allen Ebenen ein Rekordjahr erzielt und will auch im laufenden Jahr weiterwachsen.

Ebenfalls unter Druck geraten ist im Jahr 2022 der Aktienkurs der Naga Group, einer weiteren DEWB-Beteiligung. Aus diesem Grund mussten Sie zum Stichtag 31. Dezember 2022 auch eine Abschreibung vornehmen. Heißt das auch, dass Sie nicht mehr an die Gesellschaft und eine nachhaltige Erholung des Aktienkurses glauben?
Nein, das heißt es ganz und gar nicht. Nach den Regeln des HBG und der Auslegung der Wirtschaftsprüfer zur Umsetzung muss bei Finanzanlagen von einer dauerhaften Wertminderung ausgegangen werden, wenn Aktienkurse über einen bestimmten Zeitraum einen bestimmten Prozentsatz unter dem Anschaffungswert liegen, sofern keine bessere Wertindikation vorgelegt werden kann. Im speziellen Fall halten wir die Aktie nur mittelbar über einen Fonds, dessen Administrator seinerseits eine Bewertung unseres Anteils zum 31. Dezember 2022 vorgenommen hat. Diese war aus Sicht unsere Wirtschaftsprüfer die relevante Grundlage für die Wertanpassung.

Trotz des Kursrückgangs und der Wertanpassung – die im Übrigen wieder aufholbar ist – halten wir an der grundsätzlich positiven Einschätzung des Geschäftsmodells der Naga fest. Naga hat in drei Geschäftsbereichen eine der modernsten Brokerage-Plattformen, eine regulierte Kryptobörse und eine Payment-App entwickelt, die aus meiner Sicht jede für sich in langfristig attraktiven Wachstumsfeldern erfolgreich werden kann.

Seit Jahresanfang haben sich die Kurse Ihrer börsennotierten Beteiligungen Laiqon und Naga Group sehr positiv entwickelt. Über welche stillen Reserven verfügt DEWB aktuell? Stehen diesen stillen Reserven weitere drohende Abschreibungen gegenüber?
Die stille Reserve des Portfolios beträgt derzeit 7,2 Millionen Euro. Dies entspricht einem Wert je Aktie von rund 0,42 Cent. Wenn man dies in Kombination mit unserem Eigenkapital nach HGB sieht, dass nach vorläufigen Berechnungen zum 31. Dezember 2022 bei 1,07 Euro je Aktie lag, errechnet sich ein marktnaher Eigenkapitalwert von 1,49 Euro je DEWB-Aktie.
Eine drohende Abschreibung sehen wir nach eben genannter Wertanpassung nicht.

Ihre Unternehmensanleihe 2018/2023 wird im laufenden Jahr fällig. Welches Volumen weist diese aktuell noch auf? Planen Sie eine neue Anleihe?
Aktuell stehen noch 8,9 Millionen Euro der Anleihe aus. Deren Tilgung bis zur Fälligkeit am 30. Juni 2023 werden wir abhängig davon, ob wir eine noch angestrebte Beteiligungstransaktion realisieren können, durch Kombination von bestehender Liquidität, unserem auf neun Millionen Euro erweiterten Bankfinanzierungsrahmen und optionaler zusätzlicher Fremdkapitalaufnahme am Kapitalmarkt erfolgen. In welchem Umfang das über eine neue Anleihe erfolgt, wird sich in den nächsten Wochen konkretisieren.

Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf das Gesamtjahr 2023? Dürfen Ihre Aktionäre in den kommenden Monaten auch mit News auf der Einkaufs- beziehungsweise Exitseite rechnen?
Im laufenden Geschäftsjahr planen wir wieder sowohl auf der Exit- als auch auf der Beteiligungsseite aktiv zu werden. Das Umfeld hierfür hat sich im Jahresverlauf deutlich verbessert. Im Fokus der nächsten Wochen steht zunächst die angestrebte Transaktion und Refinanzierung unserer Anleihe.

Herr Köhler, vielen Dank für das Interview.

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