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Interview G. Griesemann – Compleo Charging Solutions // Mit E-Ladelösungen an die Börse

Georg Griesemann Compleo

Bildquelle: Compleo

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Georg Griesemann, dem Co-CEO und CFO von Compleo Charging Solutions, die derzeit an die Börse strebt. Er klärt uns auf, was die Gesellschaft im Detail macht. Er sagt aber auch, warum Compleo in den kommenden Jahren an der Entwicklung zur E-Mobilität kräftig partizipieren wird und wie die Details des Börsengangs aussehen, dessen Zeichnungsfrist noch bis zum 19. Oktober läuft. Am 21. Oktober steht die Erstnotiz von Compleo an, deren Aktien derzeit in einer Spanne von 44 bis 59 Euro angeboten werden.

Compleo bietet Ladelösungen für Elektrofahrzeuge. Weshalb ist das ein Thema, das sich Investoren genauer anschauen sollten?
Umwelt- und Klimaschutz und damit verbunden auch eine nachhaltige Mobilität sind meines Erachtens die zentralen Themen der Zukunft. Ladelösungen sind dann gefragt, wenn es mehr Elektroautos gibt, und die Marktdynamik in diesem Bereich ist mittlerweile unverkennbar. Das sehen Sie schon an der schieren Anzahl neuer E-Auto-Modelle, die entweder bereits produziert werden, oder für die nahe Zukunft angekündigt werden.

Um die stark zunehmende Anzahl an Elektroautos zu laden, benötigen wir eine flächendeckende Ladeinfrastruktur in Europa. Und genau dort setzt unser Geschäftsmodell an. Sei es auf längeren Reisen oder für das Aufladen zu Hause, im Büro oder an öffentlichen Plätzen – mit unseren innovativen AC- und DC-Ladestationen, die wir im Portfolio haben oder aktuell entwickeln, können wir unterschiedlichsten Szenarien gerecht werden.

Um Ihnen eine konkrete Vorstellung zu geben, über welche Dimensionen wir sprechen: Derzeit gibt es in der EU rund 175.000 öffentliche Ladepunkte. Um die politischen Ziele der EU in Sachen Klimaschutz und Energiewende im Transportsektor zu erreichen, werden bis 2030 2,2 Millionen öffentliche Ladepunkte benötigt. Die privaten Ladepunkte sind hier noch gar nicht mit eingerechnet.

Diese Marktdynamik spiegeln sich auch bereits in unserer aktuellen Umsatzentwicklung wider: Unser Umsatzniveau des Gesamtjahres 2019 von rund 15 Millionen Euro hatten wir 2020 nach bereits sechs Monaten nahezu erreicht. Als Pure-Play Anbieter von Ladelösungen für Elektrofahrzeuge sehen wir jetzt den Moment, dieses Momentum zu nutzen und als etablierter Player zügig zu wachsen.

Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Kapital aus dem IPO-Vorhaben?
Wir planen eine Kapitalerhöhung mit einem Nettoemissionserlös von bis zu circa 50 Millionen Euro zur Finanzierung der Wachstumsstrategie. Diese Erlöse teilen wir auf die drei wesentlichen strategischen Vorhaben auf: zum einen die weitere Investition in Forschung und Entwicklung, zweitens die europäische Expansion und drittens den Ausbau unsere Produktionskapazitäten.

Wir verkaufen bisher den Großteil unserer Produkte in Deutschland, haben aber auch bereits über 3.000 Ladesäulen ins europäische Ausland geliefert. Daran möchten wir anknüpfen und uns in Europa zusätzliche Märkte erschließen. Um das erwartete Marktwachstum in den nächsten Jahren optimal nutzen zu können, möchten wir zudem unsere Produktionskapazitäten erweitern, dazu planen wir kurzfristig einen neuen Standort in Dortmund zu eröffnen.

Und wie sehen ihre nächsten Schritte in der Forschung und Entwicklung aus?
Die F&E-Aktivitäten stellen die Basis unserer technischen Innovationen dar. Daher wollen wir hier auch weiterhin investieren. Das ist uns wichtig und wir sehen darin einen wahren Wettbewerbsvorteil. In den vergangenen Jahren lag die F&E-Quote gemessen am Umsatz im Bereich zwischen 10 und 20 Prozent. Wir verfügen über 50 Patente, die auf uns angemeldet wurden.

Mit Blick auf unser bestehendes Produktportfolio beabsichtigen wir unsere AC- und DC-Ladetechnologie weiterzuentwickeln und zu erweitern. Bei den kleineren Geräten, die vor allem im privaten Bereich eingesetzt werden, arbeiten wir an einer neuen Generation unserer intelligenten Wallbox.

Mit neuen Features möchten wir zum Beispiel das Laden von Firmenwagen zuhause ermöglichen, ohne dass Kunden auf eine ordnungsgemäße und genaue Abrechnung verzichten müssen. Zudem erweitern wir die Produktpalette um eine DC 150 kW HPC-Ladestation, die speziell für das ultraschnelle Laden unterwegs konzipiert ist und entsprechend zum Beispiel an Raststätten Verwendung finden könnte.

Sie tummeln sich in einem fragmentierten Markt. Wodurch setzen Sie sich von Ihren Wettbewerbern ab?
Compleo ist technologisch führend und verfügt über elf Jahre Erfahrung. Seither haben wir bereits 25.000 Ladepunkte geliefert und verfügen über umfassende Expertise in der Entwicklung, Produktion und Installation von Ladelösungen. Wir sehen uns als Innovationstreiber in der Branche.

Dies spiegelt sich beispielsweise in der Tatsache wider, dass wir die ersten Ladesäulen mit Kartenzahlung über EC-Karten im Angebot hatten oder die ersten eichrechtskonformen Ladesäulen auf den Markt gebracht haben. Mit unserer Innovationskraft haben wir Qualitätsstandards gesetzt. Wir sehen uns als ein Greentech, spezialisiert auf zukunftsweisende technische Ladelösungen. Mit dieser klaren strategischen Positionierung grenzen wir uns von der großen Masse des Marktes ab.

Eine Vielzahl von Kunden aus unterschiedlichen Branchen setzen bereits ihr Vertrauen in unsere technischen Innovationen. „Blue-Chip“-Kunden wie die Deutsche Post, Siemens, Telekom oder ein führender deutschen Automobilhersteller, Betreiberfirmen wie Allego und Clever sowie rund 150 Stadtwerke sind von unseren Produkten überzeugt und unterstreichen unsere Stellung als führender Spezialist auf diesem Markt.

Sie bezeichnen sich als Greentech. Welchen Beitrag leistet Compleo für eine nachhaltige Zukunft?
Die grundsätzliche Notwendigkeit die globale Erderwärmung zu begrenzen und der politische Wille zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen sind die Triebkräfte des Umdenkens in der EU. Laut EU sind Autos für zwölf Prozent des Kohlendioxidausstoßes innerhalb der EU verantwortlich. Entsprechend wird die Einführung von Elektroautos eine Schlüsselrolle bei der Einhaltung der EU-Klimaziele spielen.

Gleichzeitig nennen in einer TÜV-Umfrage 39 Prozent der Befragten einen Mangel an Ladestationen bzw. mangelnde Zugänglichkeit von Ladestationen als Hindernis für die Anschaffung eines Elektroautos. Mit unseren Produkten und Dienstleistungen tragen wir dazu bei, die Energiewende im Transport erfolgreich zu gestalten, da die Ladeinfrastruktur ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zu einer emissionsfreien Mobilität ist.

Können sie ein paar Angaben zum Angebot und der Aktionärsstruktur geben? Sind Sie selbst investiert?
Ich bin von der Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens und dem Potenzial des Marktes überzeugt und daher selbst in Compleo investiert, wie übrigens auch die anderen Mitglieder des Managements und der Aufsichtsratsvorsitzende. Wirtschaftlich sind uns rund zwei Drittel der Aktien vor Kapitalerhöhung zuzurechnen. Ein weiteres Drittel entfällt auf die Obotritia Capital von Rolf Elgeti. Wir alle sehen uns der Firma langfristig verbunden und haben auch ein Lock-Up Agreement über zwölf Monate abgeschlossen.

Zur Angebotsstruktur: Neben den 900.000 neuen Aktien aus der Kapitalerhöhung sollen 180.000 bestehende Aktien verkauft werden, bis zu 360.000 zusätzlich aus einer Aufstockungsoption und noch einmal bis zu 216.000 Aktien aus einer Mehrzuteilung. Mit Kapitalerhöhung und Beständen der Altaktionäre kämen wir nach dem Börsengang auf 3.423.480 Aktien und, angenommen alle angebotenen Aktien inklusive Aufstockungsoption und Mehrzuteilung werden verkauft, auf einen Streubesitz von 48 Prozent

Herr Griesemann, besten Dank für das schnelle und trotzdem ausführliche Gespräch.

 

Bildquelle: Compleo
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