Plusvisionen

FlatexDegiro-Aktie // Baisse sorgt für hohe Attraktivität

Bildquelle: Flatex

Es zählt sicherlich zu den verwegeneren Ideen eines Anleger sich in einer Baisse Aktien eines Online-Brokers frisch ins Depot zu legen. Diesen „Börsen-Fluch“ trifft derzeit auch FlatexDegiro. Das Papier ist nun schon seit gut einem Jahr am Fallen und der Abwärtstrend – gleich die schlechte Nachricht vorweg – ist weiter intakt. Charttechnisch ist sogar ein Rückgang bis in den Bereich der Unterstützungszone von 7,50 Euro nicht ausgeschlossen, die Börse übertreibt mitunter gerne, in die eine und in die andere Richtung.

Denn bei FlatexDegiro lief es im ersten Halbjahr geschäftlich sogar recht gut, einen recht scharfen Rückgang der abgewickelten Transaktionen einmal abgesehen; diese verminderten sich um 28 Prozent auf 38 Millionen im Jahresvergleich. Wobei das erste Halbjahr 2021 auch von außergewöhnlich hohen Transaktionen („Meme-Stock-Hype“) gekennzeichnet war. Letztlich ist die Anzahl der durchschnittlichen Transaktion pro Jahr und Kunden mit 35 wieder auf das Vor-Corona-Niveau zurückgekehrt.

Trotz des dicken Minus bei den Handelsaktivitäten sank der Umsatz von FlatexDegiro im ersten Halbjahr lediglich um sieben Prozent auf 210 Millionen Euro. Der Grund dafür sind mehr Kundenkonten und eine „optimierte Monetarisierung“. Im Vergleich zum Jahresende kletterte die Zahl der Accounts um elf Prozent auf nun 2,3 Millionen; gleichzeitig wurde kaum gekündigt, was eine Kundenbindungsrate von 98,8 Prozent bedeutet.

FlatexDegiro hat somit eine treue Kundschaft, die auch bereit ist, mehr Geld für Wertpapiergeschäfte auszugeben: Das kommt in einem Plus von 24 Prozent auf 5,31 Euro beim Umsatz je Transaktion zum Ausdruck. Kunden haben stark den Früh- und Späthandel für internationale Börsen genutzt. Gleichzeitig hat FlatexDegiro die Kosten je Trade gesenkt.

Letztlich verbesserte sich das operative Ergebnis (Ebitda) in den ersten sechs Monaten 2022 um 68 Prozent auf 89,1 Millionen Euro, woraus sich eine Ebitda-Marge von 42,5 Prozent (H1 2021: 23,5 Prozent) errechnet.

Für das Gesamtjahr 2022 geht FlatexDegiro davon aus zwischen 600.000 und 700.000 Neukundenaccounts (brutto) gewinnen zu können. Der Umsatz soll zwischen 400 bis 440 Millionen Euro liegen (2021: 417,6 Millionen Euro). Der durchschnittliche Umsatz je Transaktion wird mit mehr als fünf Euro über dem Vorjahresniveau von 4,59 Euro erwartet., bei geschätzten 75 bis 85 Millionen abgewickelten Transaktionen (die Schätzungen lagen hier schon mal höher). Die bereinigte Ebitda-Marge könnte wieder das Vorjahresniveau von 42,4 Prozent erreichen.

Das sind (immer noch) ordentliche Aussichten und machen die Aktie von FlatexDegiro derzeit zu einem günstig bewerteten Investment. Bei einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter zehn, dürfte die Börse schon viele Risiken eingepreist haben und negiert wohl noch positive Effekte wie die hohe Profitabilität, die geplante digitale Vermögensverwaltung, den Handel mit Kryptowährungen und mögliche Zinssteigerungen. Was auffällt: FlatexDegiro hatte im ersten Halbjahr hohe Marketingaufwendungen von rund 30,1 Millionen Euro (H1 2021: 17,9 Millionen Euro). Der Broker muss somit offenbar viel Geld in die Hand nehmen, um Kunden zu gewinnen beziehungsweise zu halten.

Der operative Cash-flow lag im ersten Halbjahr bei 70 Millionen Euro. Bis zum Jahresende könnte FlatexDegiro über einen Cash-Bestand von 300 Millionen Euro verfügen. Angedacht sind deshalb Aktienrückkäufe oder sogar eine Dividenden-Ausschüttung. Beides würde die Aktie als Investment noch attraktiver machen.

FlatexDegiro-Aktie (Tageschart): Unterstützungszone

flatexDEGIRO Aktie

Bildquelle: FlatexDegiro; Chartquelle: Guidants.com
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