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Russland // Wirtschaft & Aktien // Väterchen Frost legt sich über das Land

031214 / Update vom 121214 // Ja, der russische Aktienmarkt ist nach wie vor sensationell günstig bewertet. Das inflationsgeglättete Shiller-KGV beträgt nach Berechnung von Star Capital gerade einmal 5,2. Ein niedriger Wert findet sich sonst nirgendwo auf der Welt an den größeren Aktienmärkten. Aber in Russland riecht es nach Finanzkrise. Der Rubel ist auf ein 16 Jahrestief gefallen. Allein am Montag hat er gegenüber dem Dollar 6,5 Prozent verloren. Es war der höchste Tagesverlust seit der russischen Finanzkrise 1998. Dabei hatte die Bank von Russland an diesem Tag wohl Dollars in einem Gegenwert von 700 Millionen verkauft, um den Rubel zu stützen. Eigentlich hatte die Notenbank den Rubelkurs vor einem Monat freigegeben; die ohnehin in diesem Jahr schon um 90 Milliarden auf 420 Milliarden Dollar gesunkenen Devisenreserven sollten geschont werden. Aber der Druck der Märkte war wohl doch zu groß geworden.

Russland krankt unter dem unheimlichen Gemisch aus einem sinkenden Ölpreis und den Sanktionen des Westens nach Annexion/Heimholung der Krim. 40 Prozent seiner Einnahmen deckt Russland aus dem Ölverkauf. Sinkt der Ölpreis, sinken auch die Erlöse in Dollar gerechnet. Allerdings tut hier der Rubelfall gut. So kann Russland trotz des um 40 Prozent niedrigeren Ölpreises ein Handelsplus bei den Energieexporten von 1,1 Billionen Rubeln in den ersten zehn Monaten des Jahres melden. Das ist ein Anstieg von 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Durch den billigen Rubel wird aber gleichzeitig der Import von Waren für die Inländer sehr teuer, diese leiden unter teuren Lebensmitteln und Konsumartikeln. Zudem wird Geld von den russischen Finanzmärkten abgezogen. Dieser Geldstrom aus dem Land könnte bis zum Jahresende auf 125 Milliarden Dollar anschwellen. Ein furchtbarer Aderlass für die russische Wirtschaft.

Russlands Problem ist, dass es derzeit keine sichtbare Lösung gibt, vor allem dann nicht, wenn sich der Disput mit dem Westen weiter hinzieht. Selbst bei einer Verschärfung der Krise kann Russland wenig tun. Noch einmal die Geldpolitik zu straffen, wie schon Ende Oktober, könnte das Land noch tiefer in eine Rezession reißen. Am Dienstag musste das Wirtschaftsministerium des größten Energieexporteurs der Welt ohnehin schon eine Art Offenbarungseid leisten: Im kommenden Jahr werde die Wirtschaft um 0,8 Prozent schrumpfen. Rezession. Es scheint, als läge sich Väterchen Frost über das Land und es gäbe lange Zeit kein Auftauen. Russland kann nur hoffen, auch weiterhin seine zu rekordniedrigen Preise von unter 10 Dollar pro Fass Rohöl geförderte Energie gut zu verkaufen. Nach einem Zukunftsmodell klingt das jedoch nicht.

Update vom 12. Dezember: Inzwischen hat die russische Notenbank den Leitzins von 9,5 auf 10,5 Prozent angehoben. Der Rubel fällt dennoch (ungebremst) weiter. Gegenüber dem Dollar erreichte er ein Rekordtief von 57,33 Rubel. Die russische Währung scheint gekoppelt mit dem Öl-Preis, der unvermindert fällt. Zudem wirkt die Währung politisch runiniert. Auch der Aktienmarkt kennt derzeit nur eine Richtung, die nach unten. Der FTSE Russia Index notierte zwischenzeitlich bei 190 Punkten.

Wer dennoch an Russland und den russischen Aktienmarkt glaubt, sollte eher auf einen Indexfonds (ETF) als auf Einzelwerte setzen.

[highlight] Russischer Aktienmarkt: Bislang keine Besserung in Sicht[/highlight][divider_flat]

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[highlight]Rubel: Dramatischer Wertverfall gegenüber dem Dollar[/highlight][divider_flat]


Quelle: Bloomberg

 

Bildquelle: kiramain  / pixelio.de

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