Plusvisionen

Marc Friedrich Interview // Wahnsinn ist der Motor der Finanzmärkte

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Marc Friedrich, der internationale Betriebswirtschaftslehre studierte. Während eines Arbeitsaufenthalts in Argentinien erlebte er 2001 einen Staatsbankrott und dessen verheerende Folgen . Gemeinsam mit Matthias Weik hält Marc Friedrich seit mehreren Jahren Seminare und Fachvorträge bei Unternehmen, Stiftungen und auf Kongressen. Nach den Bestsellern „Der größte Raubzug der Geschichte“ und „Der Crash ist die Lösung“ hat Friedrich gemeinsam mit Weik nun das dritte Buch „Kapitalfehler“ vorgelegt.

Kapitalfehler ist eine schöne Tour d’Horizon über den Zustand von Weltwirtschaft und Finanzmärkten. Durchaus kritisch, mitunter düster, aber nie hoffnungslos und immer leicht verständlich, auch für den Laien. Es finden sich immer wieder sehr einprägsame (Merk-)Sätze. Es geht um lange Wellen – Kondratjew -, die künftige Energieversorgung, Schuldenknechtschaft und natürlich immer wieder ums liebe Geld, wie es entsteht, sich vermehrt, an manchen Stellen sammelt und womöglich wieder verschwindet. Alles schön unterhaltsam von den Autoren serviert. Lesenswert!

 

 Erstmal zu den Todsünden. Gier ist …?
… immer das Ende – vor allem an der Börse.

Bringt Neid eine Gesellschaft voran oder wirft er sie zurück?
Zurück.

Eher Long-Buyer oder Short-Seller?
Short – long auf Sachwerte.

Haben Sie einen Lieblingsvolkswirt?
Zwei sogar: Joseph Schumpeter und Karl Polanyi.

Warum diese?
Beide waren ihrer Zeit weit voraus und Schumpeter hat Kondratiew entdeckt.

Warum ist Marx eigentlich bekannter als beispielsweise Hayek oder Mises?
Marx wurde populär vor den politischen Karren gespannt und dadurch besser vermarktet.

Noch zwei große Begriffe: Was halten Sie von Freiheit?
Das wichtigste Gut nach der Gesundheit.

Individualität?
Immer seltener.

Was passt besser zu Freiheit und Individualität, Marktwirtschaft oder Planwirtschaft?
Ganz klar Marktwirtschaft!

Warum steht die Marktwirtschaft beziehungsweise der Kapitalismus so in der Kritik?
In unserem Buch Der Crash ist die Lösung haben wir aufgezeigt, daß die FED seit 2008 an 85 Prozent aller Handelstage in die US-Aktienmärkte eingreift. Die EZB ist auch schon bei 70 Prozent, Bank of Japan bei über 75 Prozent. Das ist alles aber keine freie Marktwirtschaft, Wir haben keinen Kapitalismus – seit 2008 haben wir Planwirtschaft gepaart mit Finanzkapitalismus.

Haben wir etwas besseres als den Kapitalismus?
Nein.

Nochmal ein Blick in die Bibel: Schon bei Joseph in Ägypten gab es sieben gute und sieben schlechte Jahre. Sind somit Konjunkturzyklen quasi gottgegeben?
Anscheinend. Es ist aber auf jeden Fall natürlich. Dafür muss man nur rausschauen. Alles ist im steten Wechsel: Boom und Crash, Regen und Sonne, Sommer und Winter, Tag und Nacht, Hell, Dunkel, Leben & Tod.

Goldman-Sachs-Chef Lloyd C. Blankfein sagte einmal, dass er Gottes Werk verrichte. Was könnte er damit gemeint haben?
Das frage ich mich heute noch. Völlig ballaballa.

Welche Bedeutung haben Wahnsinn und Größenwahn für die Finanzmärkte?
Das ist die Grundessenz – leider! Der Antriebsmotor vieler Protagonisten.

Warum funktioniert eigentlich auf den Finanzmärkten die Marktwirtschaft nicht?
Weil dann so etwas passiert wie 2008 und wir einen Wimpernschlag vom Abgrund entfernt sind. Die Finanzmärkte müssen reguliert werden. Ansonsten ist die nächste Krise vorprogrammiert.

Was wäre 2008/2009 in einer Marktwirtschaft mit den Finanzmärkten passiert?
Banken und Staaten wären Pleite gegangen und wir hätten ein paar harte Jahre gehabt.

Warum sammelt sich 80 bis 90 Prozent des Welt-Vermögens bei einer Busladung Reicher?
Wegen unserem Geldsystem und wegen des Finanzkapitalismus.

Ist es nicht fantastisch, dass Geld heute aus dem Nichts entsteht?
Nein auf gar keinen Fall! Das ist die Wurzel des Übels. Genau aus diesem Grund haben wir den Dauerkrisenmodus seit 2008. Das falsch gestrickte ungedeckte Geldsystem mit der Giralgeldschöpfung führt zu Ungerechtigkeit, Krisen und wenn wir nichts machen zum endgültigen Kollaps.

Kann man die Wirtschaft gesunddrucken?
NEIN! Hat noch nie und wird auch nie funktionieren. Keine Krise wurde jemals durch Gelddrucken nachhaltig gelöst. Man gewinnt lediglich Zeit.

Ist es nun positiv oder negativ, dass es nun keine Zinsen mehr gibt? Geschichtlich haben Zinsen nicht gerade einen guten Ruf.
Gute Frage, nächste Frage. Werden wir sehen.

Warum ist uns das mit den Negativzinsen nicht schon viel früher eingefallen, wenn es so gut ist?
Weil es das komplette Finanzsystem ad absurdum führt und nur davon zeugt, dass unser Geldsystem am Ende ist.

Was gibt es – wirtschaftlich – etwas Schöneres/Berauschenderes als aus einem Helikopter abgeworfenes Geld?
Ohne Worte. *kopfschütteln*

Notenbanken sind heute …?
Krisenversursacher und brandgefährlich!

Wehmut, wenn sie an die alte Bundesbank denken?
Geht so.

Was wird letztlich mit all den Schulden auf dem Globus passieren?
Sie werden niemals zurückgezahlt. In unserem neuen Buch zeigen wir auf wie Schulden aus der Welt verschwinden: Erstens: Inflation, Zweitens: Währungsreform, Drittens: Krieg.

Zahlen die Sparer den Preis für die Schuldenmacherei, die ja ein wesentlicher Teil des Geldsystems ist?
Ja. Schon jetzt werden wir alle zur Kasse gebeten und schleichend enteignet durch die finanzielle Repression mit Nullzinsphase, bail-in, Gebühren …

Die Rente ist …?
Zum Scheitern verurteilt.

Ist Gold die Rettung?
Ein Teil davon. Es gibt auch noch Silber …

Bitcoins und Blockchain sind …?
Zwischenentwicklungen mit Charme und guten Ansätzen.

Was kommt nach dem Kapitalismus?
Wenn wir es richtig anstellen ein goldenes Zeitalter mit dem richtigem und fairen Kapitalismus.

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Bildquelle: Marc Friedrich / Matthias Weik // © Christian Stehle, Asperg [bearbeitet]
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