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Interview Johannes Laumann / Mutares // Auch 2022 sollte neue Rekorde bringen

Johannes Laumann Mutares

Bildquelle: Johannes Laumann Mutares

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Johannes Laumann, CIO der Münchner Private-Equity-Holding Mutares (A2NB65). Er gibt Auskunft zum Rekordjahr 2021, zur Elf-Milliarden-Euro-Pipeline und zum weiteren Potenzial bei der Dividende. Im Interview verrät CIO Laumann zudem, warum er für 2022 trotz der aktuell widrigen geopolitischen Rahmenbedingungen einen weiteren Gewinnzuwachs von mehr als 40 Prozent für realistisch hält.

Herr Laumann, Glückwunsch zu einem erneuten Rekordjahr für Mutares in 2021. Mit 2,5 Milliarden Euro Konzernumsatz liegt Mutares im Plan, in der Holding haben Sie mit einem Jahresüberschuss von 50,7 Millionen Euro beziehungsweise 2,46 Euro je Aktie so viel verdient wie nie – wir sprechen heute also mit einem zufriedenen Vorstand?
Sie sprechen mit einem sehr zufriedenen und stolzen Vorstand. Das Jahr 2021 war aufgrund der äußeren Einflüsse wie neue Covid-Wellen, Chip-Krise und Rohmaterialpreiserhöhungen herausfordernd und trotzdem haben wir es als Team geschafft, unseren Erfolgs- und Wachstumsweg weiter fortzusetzen. Ich bin glücklich.

Gibt es dennoch etwas, was Sie ärgert – operativ oder ein Deal, der Ihnen durch die Lappen gegangen ist?
Ich bin der Überzeugung, dass wir eine Stärke im Markt haben, dass, wenn wir einen Deal gewinnen möchten, diesen auch erfolgreich nach Hause bringen. Operativ hat mich sicherlich geärgert, dass beispielsweise die Restrukturierung der LMS Group durch Chip-Krise und Rohmaterialknappheit etwas ausgebremst wurde und wir gezwungen waren, deutlicher nachzusteuern als geplant. Für 2022 sehen wir die Gesellschaft aber auf Kurs, wobei das erste Quartal sogar leicht über Budget lag.

Mit 1,50 Euro halten Sie die Dividende auf Vorjahresniveau. Angesichts der schweren Zeiten auf geopolitischer Seite einerseits und den Chancen, die Sie ja mit einem Umsatzvolumen von bis zu elf Mrd. Euro benennen und die auch Kapital erfordern, andererseits, steckt man als Vorstandsgremium in einem Zwiespalt. War die Entscheidung für die Höhe der Dividende diesmal schwerer als sonst?
Wir waren 2021 erfolgreich und wollen unsere Aktionäre daran teilhaben lassen. Trotzdem ist eine Dividende mit Augenmaß aus den in Ihrer Frage aufgeführten Gründe angebracht. Die Auswirkung der kriegerischen Auseinandersetzung in der Ukraine und die daraus resultierenden Auswirkungen auf Lieferketten und Energiepreise, sowie die aktuelle Covid-Situation und die Chip-Krise im Automobilsegment halten das operative Umfeld herausfordernd. Zudem wollen wir genügend Liquidität behalten, um weiter und schneller zu wachsen; unsere aktuelle Pipeline ist die größte der Mutares-Unternehmensgeschichte.

Wie sehen Sie aktuell generell die Auswirkungen der Ukrainekrise und die daraus folgenden politischen Veränderungen für Ihr Portfolio? Vor allem der Automotive-Sektor leidet derzeit, Sie haben aber auch Aktivitäten im Bereich Öl/Gas – gleicht sich das aus?
Wir spüren die Auswirkungen weniger auf der Umsatzseite, da unsere Unternehmen sehr wenig direkten Umsatz mit den betroffenen Märkten haben. Auf der anderen Seite gibt es kurz- bis mittelfristig Potenzial im Bereich Öl/Gas, aber auch im Bereich Bau. Die Kehrseite der Medaille stellen die Lieferketten, erhöhte Rohmaterialpreise und massiv gestiegene Energiekosten dar. Im Energiebereich haben wir weitblickend Vorsorge getroffen; erhöhte Materialpreise belasten, wie von Ihnen angedeutet, speziell den Bereich Automotive & Mobility.

Inwiefern wird durch die geopolitischen Unsicherheiten das M&A-Geschäft beeinflusst, man würde ja erwarten, dass etwa Carve-outs forciert werden, das Umfeld für Exits aber eher eingetrübt ist?
Man sieht sicherlich etwas Unsicherheit im Markt, gerade was das Thema belastbare Budgets für 2022 angeht. Aber im Grunde genommen rechne ich nicht damit, dass die Auswirkungen auf Kauf und Verkauf gravierend sind. Die Marktdynamik ist per se extrem hoch, was sie auch an unserer großen Pipeline sehen und benötigt keinen zusätzlichen Push.

Sie haben ja bisher ein Ertragsziel auf das investierte Kapital (ROIC) von sieben bis zehn ausgegeben, lagen aber im Schnitt darüber. Lässt sich der hohe ROIC nachhaltig auf dem hohen Niveau halten?
Davon bin ich überzeugt – und die aktuell laufenden Exit-Prozesse unterstreichen, dass das Erreichen dieses Targets realistisch ist. Wir sind on track und werden noch den ein oder anderen schönen Exit in 2022 haben. Ich bin fast euphorisch.

Was die Transaktionen auf der Akquisitionsseite betrifft, treffen Sie sehr zuversichtliche Aussagen. Sie haben für das laufende Quartal sogar weitere im Umsatzvolumen auch beträchtliche Zukäufe angedeutet, bei einem Umsatzvolumen von bis zu 1 Milliarde Euro sind Sie wohl bereits in der heißen Phase. Können Sie das etwas konkretisieren?
Ich kann Ihnen so viel sagen, dass ich nach wie vor hinter dieser Aussage stehe. Etwas mehr als die Hälfte wird voraussichtlich aus dem Bereich Automotive & Mobility kommen und der zweitgrößte Teil aus dem Bereich Engineering & Technology. Wir sind bei einer Handvoll Transaktionen auf der Zielgeraden.

Sie blicken nach eigenen Aussagen auf eine Akquisitionspipeline mit einem Umsatzvolumen von mehr als elf Milliarden Euro. Haben Sie personell und auch finanziell die Kapazitäten, um aus dieser Pipeline einen nennenswerten Anteil zu stemmen?
Absolut! Wir haben massiv in unser operatives Team investiert und werden dies weiter aufbauen. Es ist das klare Ziel ca. 40 bis 50 neue Kolleginnen und Kollegen für Mutares zu gewinnen und haben hiervon bereits die Hälfte eingestellt.

Für 2022 wollen Sie beim Konzernumsatz mindestens vier Milliarden Euro erreichen. Wenn man das in Betracht zieht, erscheint das Ziel für 2023 von fünf Milliarden Euro nicht wirklich ambitioniert. Wann ist der Zeitpunkt, das zu korrigieren?
Dieser Zeitpunkt könnte durchaus in naher Zukunft liegen, wir möchten jedoch vorerst noch die geopolitische Lage und die weiteren Auswirkungen auf die Lieferketten beobachten. Aber man kann sagen: Wir sind voll auf Kurs.

In der Holding wollen Sie 2022 einen Überschuss von 72 bis 88 Millionen Euro erreichen. Bei ähnlicher Ausschüttungsquote wie für 2021 wäre dann eine Dividende zwischen 2,10 und 2,60 Euro denkbar – ist das ein realistischer Dreisatz?
Über die konkrete Höhe der vorgeschlagenen Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2022 werden wir voraussichtlich erst im Frühjahr 2023 entscheiden. Rein mathematisch ist dieser Dreisatz aber korrekt und wir wollen auch 2022 unsere Aktionäre am Erfolg teilhaben lassen. Wie vorhin erwähnt, kann uns 2022 ein neues Rekordjahr bevorstehen.

Herr Laumann, vielen Dank für das schnelle Interview

Bildquelle: Mutares
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