Plusvisionen

Japan // Liebling, komm wir blasen die Börse auf

Ich liebe die japanische Börse. Wenn sich eine Regierung so derart um steigende Kurse bemüht, das verdient schon eine gute Portion Zuneigung. Eigentlich ist in Japan wirtschaftlich nicht allzu viel los. Nach minus 0,1 Prozent im vergangenen Jahr, soll die Wirtschaft in diesem Jahr um 0,8 Prozent zulegen, laut Internationalem Währungsfonds (IWF). 2016 könnten es dann 1,2 Prozent Expansion sein, immerhin. Die Preisentwicklung bleibt nach dem Ausreißer im zurückliegenden Jahr mit plus 2,7 Prozent aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung in diesem und im nächsten Jahr mit plus/minus einem Prozent doch eher bescheiden. Man schrammt halt an einer Deflation vorbei.

Japan altert gewaltig. Die eigene Bevölkerung investiert nicht mehr so recht, die Alten, weil sie nicht mehr wollen und die Jungen, weil ihnen das Geld dazu fehlt. So ist Japan auf seine Exportstärke angewiesen. Doch da war erst die Finanzkrise und nun läuft es mit China nicht mehr so besonders.

Also muss Japan seine Wirtschaft und die Börse künstlich befeuern. Quantitative Easing (QE), der Aufkauf von Staatsanleihen durch die Notenbank, wurde sozusagen in Japan erfunden. In gewaltigen Mengen werden jeden Monat von der Bank of Japan am Markt Staatsanleihen abgeschöpft und in Geld verwandelt. Diese Geld finanziert dann die horrende Staatsverschuldung von knapp 250 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und weicht zugleich den Yen auf. Beides ist zunächst praktisch, denn Japan kann sich sorglos neu-verschulden (etwa für Konjunkturprogramme) und zugleich verbessert der niedrigere Yen die Exportchancen und importiert Inflation. Das ganze nennt sich dann Abenomics nach dem Premier Shinzo Abe, der diese Wirtschaftspolitik auf den Weg gebracht hat, um die Dauerdeflation zu bekämpfen.

Die Börse hat diese Politik in den vergangenen Jahren ausgiebig gefeiert: Der Nikkei 225 stieg von rund 8.500 auf mehr als 20.000 Punkte – und überschritt diese Marke erstmalig nach 15 Jahren wieder. Doch dann kam der China-Crash und mit ihm kamen auch die Kurse am Kabutocho gehörig ins Rutschen. Nun hat Shinzo Abe angekündigt die Unternehmenssteuern zu senken – von fallenden Kursen hat man in Tokio genug nach gut 20 Jahren Baisse. Die Nachricht hat gereicht, um den Nikkei um knapp 8 Prozent nach oben zu bringen.

Japan kann/darf seine Geldmaschine nicht stoppen. Zu hoch ist die Staatsverschuldung und zu niedrig ist das Wachstum. Die Regierung hat den festen Vorsatz die Wirtschaft zu inflationieren. Für die Anleihenkäufe steht zurzeit ein Volumen von 80 Billionen Yen (knapp 600 Milliarden Euro). Falls notwendig würde sicherlich weiter aufgestockt. Das wird den Yen tendenziell schwächen und den Nikkei weiter nach oben bringen. Liebling, komm wir blasen die Börse auf.

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Bildquelle: Helmut Brunken  / pixelio.de
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