Plusvisionen

Cherry-Aktie // Großer Frust

Bildquelle: Cherry

Wenigstens hat die Abwärtsdynamik nachgelassen. Es ist die zweite Umsatz- und Gewinnwarnung in diesem Jahr und auch die zweite nach dem Börsengang des Tastaturspezialisten Cherry Ende Juni 2021. Die Aktie ist von 40 Euro, kurz nach der Parkett-Premiere ginge ein wenig nach oben, auf inzwischen fünf Euro abgestürzt. Auch wenn es ein Aktienrückkaufprogramm bis 30. Juni 2023 zu einem Gesamtkaufpreis von maximal 25 Millionen Euro gibt [siehe Plusvisionen HIER], das Vertrauen in das Papier dürfte vollkommen erloschen sein.

Das mag allenfalls hartnäckigen Antizyklikern Hoffnung machen, denn scheinbar haben die meisten schon ihre Depots aus Frust geräumt, was zu einem Nachlassen des Verkaufsdrucks derzeit geführt hat – heute bescheidet sich die Börse mit einem Rückgang von rund einem Prozent.

Die Geschäfte bei Cherry, vor allem im wichtigen Gaming-Segment, laufen wohl mäßig. Es ist die bekannte Leier: der Ukraine Krieg, anhaltende Störungen der Lieferketten infolge der Lockdowns in China, hohen Lagerbestände bei Kunden und Distributoren.

Das führe zu einem Nachfragerückgangs bei bestimmten mechanischen Tastaturschaltern, weshalb der Vorstand im Geschäftsfeld Gaming nun mit einen starken Umsatzminus für das Gesamtjahr rechnet. Bisher: war ein geringes Umsatzwachstum prognostiziert worden. Eingetrübt hat sich auch die Stimmung im Bereich Professional, wo das Umsatzwachstum jetzt auf zwischen acht und zehn Prozent geschätzt wird, nach einem Ausblick im niedrigen zweistelligen Prozentbereich.

So dürfte der Konzernumsatz im dritten Quartal nach vorläufigen Zahlen 32,1 Millionen Euro (Vorjahr 43,1 Millionen Euro) und in den ersten neun Monaten 98,0 Millionen Euro (Vorjahr: 123,4 Millionen Euro) betragen haben.

Der Gewinn litt überproportional. Grund dafür waren laut Vorstand Verschiebungen im Produktmix, ungenutzte Produktionskapazitäten, allgemeiner Preissteigerungen für Material und Logistikkosten sowie Anlauf- und Implementierungskosten der E-Commerce-Strategie. Das operative Ergebnis (Ebitda) soll nach drei Quartalen bei 13,6 Millionen Euro liegen, nach 36,5 Millionen Euro im Vorjahr. Das entspräche einer Ebitda-Marge von 13,9 (29,6) Prozent.

Für das Geschäftsjahr 2022 erwartet Cherry nun einen Konzernumsatz von 130 bis 140 Millionen Euro (bisher: 150 bis 170 Millionen Euro) bei einer bereinigten Ebitda-Marge zwischen 13 und 15 Prozent (bisher: 14 bis 19 Prozent).

Derzeit wird die Aktie an der Börse mit 124 Millionen Euro bewertet. Das entspricht noch nicht einmal einem geschätzten Jahresumsatz. Zudem findet sich in der Halbjahresbilanz ein Bestand an liquiden Mitteln von 100 Millionen Euro und ein Eigenkapital von 294 Millionen Euro.

Die Börse handelt bei Cherry somit fast nur noch den Cash-Bestand, was für einen Marktführer im Segment der Gaming-Tastaturen erstaunlich ist. Das riecht sehr nach einer Übertreibung, auch wenn das Festhalten Chinas an der NoCovid-Politik zu anhaltenden Lieferkettenproblemen führen könnte, ganz abgesehen von einer Verschärfung des Taiwan-Konflikts, wegen einer schwachen US-Administration.

Cherry-Aktie (Tageschart): Abwärtstrend flacht sich ab

CHERRY

Bildquelle: Cherry; Chartquelle: stock3.com
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