Plusvisionen

Ehrlich-Frage // Kann Arbeit allein reich machen?

Ich bin sehr dafür, dass jeder das mit seinem Geld tut, was er will: ausgeben, unters Kopfkissen legen, auf dem Konto lassen, Aktien kaufen … Deshalb soll es hier auch nicht um dumpfe Renditemaximierung gehen, sondern um die Auseinandersetzung mit Geld, wovon wir tendenziell (gefühlt) alle viel zu wenig haben. Zudem hat Geld offenbar die Eigenschaft, sich über die Jahrzehnte an bestimmten Stellen zu sammeln. Der Volksmund sagt dazu: Der Teufel scheißt auf keinen kleinen Stein. Religiös: Den seinen gibt’s der Herr im Schlaf. Oder populistisch: Die einen werden immer reicher und die Masse immer ärmer. Doch Wirtschaft (und auch Demokratie) funktioniert vor allem dann sehr gut, wenn Geld schön breit verteilt ist. In diesem Fall konsumieren viele Vieles und nicht nur wenige Teures, weil diese von dem Vielen nicht unendliche Mengen gebrauchen können. Eine breite Mittelschicht ist eine gute Voraussetzungen dafür, dass die Konjunktur läuft und es ordentlich Arbeit gibt. Der Staat sorgt unter anderem deshalb mit Steuern und Sozialetats dafür, dass die Lücke zwischen oben und unten nicht zu groß wird.

Nun mag ich freies und eigenverantwortliches Handeln, weshalb es sinnvoll sein könnte, sich nicht nur über die Löhne am Produktivitätsfortschritt in diesem Land teilzuhaben – wobei die Löhne seit der Jahrtausendwende real kaum stiegen oder zeitweise sogar rückläufig waren –, sondern auch über das Vermögenseinkommen, also den Unternehmensgewinnen, die man auch mit erwirtschaftet hat.

Wie sich Arbeitnehmerentgelte und Vermögenseinkommen zueinander seit den 1990er-Jahren entwickelt haben zeigen die drei folgenden Grafiken:

Seit 2003 haben sich Arbeitnehmerentgelte und Vermögenseinkommen voneinander entkoppelt (siehe unten). Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen sind deutlich stärker gestiegen. Gründe dafür könnten die Hartz-Gesetze und die Lohnzurückhaltung sein, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft stark zugenommen hat und dadurch wohl auch gute Gewinne eingefahren wurden.

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Der Anteil Arbeitsentgelte im Verhältnis zum Volkseinkommen (spiegelbildlich dazu verlaufen die Vermögenseinkommen) ist seit Beginn der 1990er-Jahre deutlich zurückgekommen. Erst vor und während der Finanzkrise nahm ihr Anteil wieder zu, wohl eine Folge der einbrechenden Unternehmensgewinne und der damaligen Kurzarbeiterregelung. Nach dem Abklingen der Finanzkrise sinkt der Anteil der Arbeitsentgelte am Volkseinkommen wieder. Die Tendenz der Arbeitsentgelte scheint abwärts gerichtet. Womöglich gibt es auf dieser Welt durch die Globalisierung genügend Arbeitskräfte, was Druck auf die Löhne ausübt.

 

Eine Vermögensaufteilung könnte somit so aussehen: die eigene Arbeitskraft (Ausbildung), Standardaktien, solide Staatsanleihen, Cash und vielleicht noch eine selbstgenutzte Immobilie, wobei das sehr stark standortabhängig ist.

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Datenquelle: Statistisches Bundesamt
Bildquelle: Rainer Sturm / pixelio.de [bearbeitet]

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